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Krumbach: Bürgerentscheid zur Zukunft des Krumbacher Sportzentrums?

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Bürgerentscheid zur Zukunft des Krumbacher Sportzentrums?

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    Neubau? Sanierung? Zur Zukunft des Krumbacher Sportzentrums im Schul- und Sportzentrum (im Bild das Hallenbad) wird es möglicherweise einen Bürgerentscheid geben.
    Neubau? Sanierung? Zur Zukunft des Krumbacher Sportzentrums im Schul- und Sportzentrum (im Bild das Hallenbad) wird es möglicherweise einen Bürgerentscheid geben. Foto: Peter Bauer

    Die heftige Diskussion um die Zukunft des Sportzentrums im Krumbacher Schul- und Sportzentrum spitzt sich weiter zu. Die Stadträte Dr. Marcus Härtle (UFWG) und Achim Fißl (SPD) haben angekündigt, dass sie ein Bürgerbegehren „für den Erhalt von Hallenbad, Dreifachsporthalle und Mensa ohne Abriss und Neubau“ auf den Weg bringen wollen. Demnächst soll es eine erste Informationsversammlung zum Thema geben, baldmöglichst soll mit der Sammlung von Unterschriften begonnen werden. Fißl und Härtle hoffen, dass es dann möglicherweise bereits im Lauf des Herbstes zu einem Bürgerentscheid über dieses Thema kommt. Bürgermeister Hubert Fischer hingegen betont, dass die Faktenlage klar für einen Neubau spreche.

    „9. Juli 2013, Hauptausschuss …“: Der Blick in diverse Unterlagen für die Stadtratssitzungen der vergangenen Jahre lässt ahnen, wie lange schon über die Zukunft des Krumbacher Sportzentrums diskutiert wird. Bei der Schwimmhalle ging die Planung lange von einer Generalsanierung aus. Ist eine Generalsanierung der richtige Weg? Reicht gar eine Instandhaltung mit einfachen Mitteln für das 1979 in Betrieb genommene Bad? Aber welche Unwägbarkeiten gibt es da? Wie ist das mit einer Folgesanierung des Dachs, deren Kosten offenbar nicht abzusehen sind? Ist unter diesen Umständen ein Neubau der bessere Weg? Der Stadtrat entschied sich im Herbst 2017 mit 19:5 Stimmen klar für den Hallenbad-Neubau, für die seinerzeit in einem Gutachten umschriebene „Variante 2“, einen sogenannten „familienoptimierten Ersatzneubau“. Neubau von Schwimmhalle, Sporthalle und Mensa – das war der 2017 eingeschlagene Weg. Doch die Debatten um das Projekt in einer Größenordnung von rund 30 Millionen Euro rissen nicht ab. Und die 2017 im Stadtrat noch relativ klaren Mehrheitsverhältnisse sind inzwischen längst nicht mehr so klar.

    Weitere Informationen zur heftigen Debatte in der Krumbacher Stadtratssitzung finden Sie hier:

    Droht mit dem Sportzentrum der Finanzkollaps für Krumbach?

    Bei der jüngsten Juli-Sitzung des Rates gab es gerade einmal eine Mehrheit von 15:5 Stimmen für den Antrag des 2. Bürgermeisters und CSU-Fraktionsvorsitzenden Gerhard Weiß, den Förderantrag für das Projekt bei der Regierung von Schwaben einzureichen und parallel dazu mit dem Landkreis und den umliegenden Schulverbandsgemeinden Gespräche wegen der Kostenaufteilung zu führen. Beim Thema Sportzentrum zieht sich bei CSU und UFWG ein tiefer Riss durch die Stadtratsfraktionen, die dreiköpfige SPD-Fraktion steht hinter Fißls jüngster initiative. Bezüglich der Gesamtkosten gehen Verwaltung und Planungsbüro (Krug Grossmann Architekten) derzeit von etwa 31 Millionen Euro aus. An staatlichen Zuschüssen werden rund sechs Millionen Euro erwartet. 15 bis 18 Millionen Euro an Gesamtkosten könnten laut Kämmerer Hubert Bühler auf die Stadt zukommen.

    Für das Schwimmbad sind 11,9 Millionen Euro angesetzt, an staatlichen, an Zuschüssen ist hier mit etwa 2,4 Millionen Euro zu rechnen. Baubeginn für das Projekt, könnte, so hieß es in der Sitzung, im September 2021 sein. Neubau oder Sanierung? Es geht um hohe Geldbeträge und in der jüngsten, mitunter sehr emotionalen Sitzung wurde deutlich, wie schwer das Thema vielen Stadträten im Magen liegt. Der Stadtrat sei von der vorgelegten Planung nie vollständig überzeugt gewesen, betonen die Räte Achim Fißl und Dr. Marcus Härtle. Auch mit Blick darauf und angesichts der finanziellen Dimension des Sportzentrums-Projekts sei ein Bürgerentscheid der richtige Weg. Härtle und Fißl befürchten, dass die Stadt Krumbach regelrecht in eine Schuldenfalle tappen könnte und kein Geld mehr da sei für die Pflichtaufgaben der Stadt wie etwa die Weiterentwicklung der Grundschule zu einer Ganztagesstätte, die Bereitstellung weiterer Kita-Plätze oder die Sanierung von Straßen.

    Krumbach sei rund doppelt so hoch verschuldet wie vergleichbare bayerische Gemeinden, der Neubau des Sportzentrums könne diese Situation noch erheblich verschärfen. Härtle hat wiederholt betont, dass bei einem Neubau des Sportzentrums überdies von einer Kostensteigerung von drei bis vier Prozent pro Jahr auszugehen sei. „Der Brocken ist zu groß, wir werden an ihm ersticken“, sagte er in der Sitzung. Fißl und Härtle sprechen sich statt eines Neubaus mit Nachdruck für eine „schrittweise Sanierung“ aus. So könne die architektonisch sehr gelungene Anlage auf Dauer erhalten werden. Die Kritik der Neubaubefürworter, die sagen, dass man bei einer Sanierung nicht wisse, was noch alles kommt, weisen sie zurück. Auch bei einem Neubau wisse man nicht, was da noch nachkommt. Die Anlage sei ja keinesfalls als „baufällig“ zu bezeichnen. So sei eine schrittweise Sanierung der richtige Weg. Ihr Bürgerbegehren müsste von rund 900 Unterzeichnern unterstützt werden. Dann sei der Weg prinzipiell frei für einen Bürgerentscheid.

    Stadtrat Christoph Helmes (parteilos), der den Neubauplänen von Anfang an skeptisch gegenüberstand, verweist darauf, dass die Kostenschätzung für eine Sanierung des Bades, die vom Planer 2018 vorgelegt wurde, mit 7,8 Millionen Euro deutlich unter einem Neubau liegen würde. Das Dach sei hier nicht mit einberechnet, aber „das könnte auch noch zehn bis 20 Jahre halten“ und es könne „laut seinerzeitiger Planeraussage sogar bei laufendem Betrieb später separat erneuert werden“. Das Fazit von Helmes: „Die Sanierung unseres schönen Bades ist deshalb aus meiner Sicht auf jeden Fall günstiger und vorzuziehen, erst recht in Anbetracht unserer Finanzsituation.“ Die Stadt Buchloe habe ihr Hallenbad zu Weihnachten 2018 nach „erfolgreicher Sanierung für knapp sechs Millionen Euro wieder eröffnet.“

    Bürgermeister Hubert Fischer und Tobias Handel (Leiter des Bereichs Hochbau im Stadtbauamt) sagen dazu, dass hier ein Vergleich mit Krumbach fraglich sei. So eine Zahl müsse man sich immer im Detail genauer ansehen. Sie betonen, dass die 7,8 Millionen für eine Sanierung des Krumbacher Hallenbades zu knapp kalkuliert seien. Das Thema Dach sei hier nicht berücksichtigt. Es gebe eine gutachterliche Auskunft aus dem Jahr 2015, dass das Dach zehn Jahre halte. Probleme könnten dann vor allem im Sachen Dichtigkeit auftauchen. Welche Kosten könnte eine Dachsanierung verursachen? Dies sei derzeit völlig unklar, sagen Fischer und Handel. Sie verweisen darauf, dass Sanierungen meist teuer kommen als zunächst kalkuliert. Bei der Thannhauser Turnhalle beispielsweise sei man von vier Millionen Euro ausgegangen, zuletzt sei man hier bei 6,1 Millionen Euro gelegen.

    Sanierungskosten „unkalkulierbar“

    Würde eine „schrittweise Sanierung“ Sinn machen? Fischer und Handel heben in diesem Zusammenhang hervor, dass die Kosten unkalkulierbar seien. Jüngst mussten im Sportzentrum die Wasserleitungen erneuert werden, da die Wasserversorgung laut Gesundheitsamt nicht mehr auf dem technisch erforderlichen Stand gewesen sei. 125000 Euro seien hier im Bereich der Sporthalle und des Tagesheims investiert worden. Im Bereich der Schwimmhalle würden etwa 135000 Euro dazukommen. Dies seien reine Installationskosten, die Gesamtkosten würden rund 300000 Euro betragen. Bereits im Winter musste das Hallenbad wegen technischer Probleme vorübergehend geschlossen werden. Schwierigkeiten dieser Art könnten in verschiedenen Bereichen wie etwa Technik, Lüftung oder Brandschutz auftauchen. Man könne sich ausmalen, welcher finanzielle Aufwand hier nötig sein könnte, um allein den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten. Und zu befürchten sei, dass bei immer wieder anfallenden Teilsanierungen auch wiederholt Teile der Anlage für eventuell längere Zeit gesperrt werden müssten. Bei einem Neubau gebe es solche Probleme nicht.

    Mehr Informationen über die jüngsten Probleme im Krumbacher Hallenbad finden Sie hier:

    Krumbacher Hallenbad soll am 7. Januar wieder offen sein

    Provisorium auch für das Wassersystem des Krumbacher Hallenbads

    Unseriös sei es, mögliche Baukostensteigerungen einfach linear über mehrere Jahre hoch zu schätzen. Niemand wisse, wie sich die Konjunktur in den kommenden Jahren entwickle. Fischer erklärt, dass die finanzielle Lage der Stadt keineswegs so schlecht sei, wie dies von Kritikern dargestellt wird. Seit dem Jahr 2008 habe die tatsächliche Zuführung aus dem Verwaltungshaushalt (laufende Einnahmen und Ausgaben) in den Vermögenshaushalt (er gibt Aufschluss über die Investitionen) rund 24,5 Millionen über dem Ansatz gelegen. Zudem seien die anhaltend niedrigen Zinsen günstig für die Aufnahme von Krediten. Fischer ist sehr zuversichtlich, dass die Stadt auch künftig das nötige Geld für Pflichtaufgaben im Schul- oder Kitabereich zur Verfügung stellen könnte. Und der Bürgermeister ist optimistisch, dass es bei einem Bürgerentscheid eine Mehrheit für einen Neubau geben werde. Die Faktenlage spreche klar dafür.

    „Dicke Luft“ in den Sitzungen des Stadtrates

    In der Debatte um das Sportzentrum spielt aber der emotionale Faktor inzwischen eine nicht unerhebliche Rolle. Und auch, wenn es um andere zentrale Themen wie etwa die Bereitstellung von Kita-Plätzen geht, sprechen nicht wenige Beobachter von einer „dicken Luft“ im Krumbacher Stadtrat. Insbesondere zwischen Bürgermeister Hubert Fischer und den Stadträten Christoph Helmes (parteilos), Dr. Marcus Härtle (UFWG), Achim Fißl (SPD) und Ursula Bader (CSU) kommt es in den Sitzungen wiederholt zu heftigen Diskussionen. Beispielsweise warf Fischer Härtle in der jüngsten Sitzung vor, Unfrieden zu stiften. Härtle weist dies entschieden zurück. Es sei vielmehr richtig und wichtig, dass auch diskutiert werde, wenn es kontroverse Meinungen gebe. Heftige Emotion in den Sitzungen? „Das liegt nicht nur an mir“, sagt Fischer. Aber er sagt auch: „Ich bin, wie ich bin“.

    Doch trotz emotionaler Diskussionen habe es bei der Beschlussfassung keine Verzögerungen gegeben. Fischer hofft, dass sachorientiertes Arbeiten im Stadtrat trotz der anstehenden Bürgermeister- und Stadtratswahl im Vordergrund steht. Mit Blick auf die jüngste Entwicklung gehen aber nicht wenige davon aus, dass Krumbach in den kommenden Monaten so manche kommunalpolitische Turbulenz bevorsteht.

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