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Krumbach: Aufwertung oder unnötig? Die Sperrung des Marktplatzes spaltet die Krumbacher

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Aufwertung oder unnötig? Die Sperrung des Marktplatzes spaltet die Krumbacher

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    Ein Schild, das eine lange Debatte nach sich zieht: Während der Sommermonate ist der Krumbacher Marktplatz halbseitig gesperrt und nicht jeder ist glücklich darüber.
    Ein Schild, das eine lange Debatte nach sich zieht: Während der Sommermonate ist der Krumbacher Marktplatz halbseitig gesperrt und nicht jeder ist glücklich darüber. Foto: Nadine Rau

    Schaut man von oben auf den Krumbacher Marktplatz, ließe sich in Gedanken genau in der Mitte eine Linie ziehen. Die eine Seite kann derzeit von Autos befahren werden, die andere, die Südseite, bleibt von Mai bis August gesperrt. Die Krumbacher Bevölkerung scheint durch diese Umleitung ebenso gespalten zu sein. Wie ist die Situation? Und was sagen Gegner und Befürworter?

    Da ist die eine Seite, die diese halbseitige Sperrung begrüßt, aber zugleich die andere Seite, die sie nicht nachvollziehen kann. Gefasst wurde der Beschluss über die Sperrung während der Sommermonate vom Stadtrat im Jahr 2016. Die Gründe dafür: den Verkehr in diesem Bereich beruhigen, die Außengastronomie ermöglichen und der störungsfreie Ablauf der Veranstaltungsreihe Live am Marktplatz, in deren Rahmen mittwochs und samstags gut besuchte Konzerte auf dem Marktplatz stattfanden.

    Warum wird der Krumbacher Marktplatz überhaupt gesperrt?

    Als die Schilder auch in diesem Jahr wieder aufgestellt und die Umleitung in Kraft getreten war, wurden schnell erste Stimmen laut: Wieso die Sperrung, wenn es noch gar keine Außengastronomie gibt? Und auch keine Veranstaltungen? Bürgermeister Hubert Fischer kennt diese Fragen, auch in Zeiten ohne Corona gab es schon Bürger, denen die Sperrung nicht gefällt. "Dass der Verkehr beruhigt wird, ist ein jahrzehntelanges Ziel der Stadt und wir wollen die Begegnung in der Stadt stärken", begründete er die Entscheidung vor wenigen Tagen gegenüber unserer Zeitung und verwies auch noch mal auf den Beschluss des Stadtrats.

    Die Sperrung also bleibt, wie gehabt, bis Ende August. Unabhängig davon, wann wieder Außengastronomie oder Konzerte erlaubt sein werden. Und noch etwas bleibt: die Diskussion um diese Umleitung.

    Hans Drexel vom Parkhotel am Schloss ist ein Gegner der Sperrung

    Einer der Gegner heißt Hans Drexel. Der Gastronom betreibt im Krumbacher Ortsteil Edenhausen das Landgut Adler sowie in der Krumbacher Karl-Mantel-Straße das Parkhotel am Schloss, außerdem das Parkhotel in Memmingen. Es sind zwei Punkte, die ihn umtreiben: der Umweltschutz und die, so von ihm bezeichnete, Vetterleswirtschaft, die sich hier in seinen Augen abspielt. "Gerade in Zeiten des Klimaschutzes sollten in der Stadt nicht auch noch unnötige Wege gefahren werden müssen", sagt er über die 250 Meter Umweg. Für Drexel wäre es vernünftiger, dass es weiterhin erlaubt ist, durchzufahren, um stockenden Verkehr zu vermeiden. "Alternativ könnte man auch alles sperren, aber dann muss das restliche Verkehrskonzept passen. Wir haben in Krumbach leider kein vernünftiges, das ist das Hauptproblem", lamentiert der 65-Jährige und erinnert in dem Zuge an die schon mal angedachte Südumgehung, zu der es nach einem Bürgerentscheid aber nicht kam.

    Und warum der Vorwurf der Vetterleswirtschaft? "Die ganze Umleitung ist nur auf einen Gastronomen ausgerichtet", betont Drexel. So etwas gebe es in anderen Gemeinden sicher auch, in Krumbach aber sei es "massiv". Mit seiner Kritik spielt Drexel auf Herbert Haas an, der den Kachelofen betreibt und die Veranstaltungsreihe "Live am Marktplatz" organisiert. Er bestuhlt den Marktplatz im Bereich der Sperrung und kann, wenn alles wieder normal läuft, seine Gäste dort bewirten. "Er kann das gern machen, aber das müsste wie beim Diem auch trotz Verkehr funktionieren", vergleicht Drexel und ergänzt: "Dass für Live am Marktplatz gesperrt wird, verstehe ich völlig, aber das würde jeweils für die zwei Stunden reichen." Drexel sieht durch dieses Konzept keinen Mehrwert für die Stadt, schaut dabei zum Beispiel auf Günzburg, wo das anders sei: "Dort hat jeder etwas davon, mehrere Gastronomen und die Bürger." In Krumbach hingegen sei üblicherweise "tote Hose" auf dem Marktplatz.

    Herbert Haas vom Kachelofen ist für die Sperrung des Marktplatzes

    Nachgefragt bei Herbert Haas, beginnt er seinen Standpunkt mit genau diesem Punkt zu erklären. "Der Marktplatz in Krumbach war im Dornröschenschlaf, deshalb habe ich darum gekämpft, dass sich daran etwas ändert", so der Gastronom, der seit 1994 den Kachelofen betreibt. Gemeinsam mit Georg Ringler vom Traubenbräu nebenan begann er daraufhin, den Platz zu bestuhlen, rief außerdem 2016 Live am Marktplatz ins Leben. Haas betont, dass er seinen Teil zur Verschönerung und Belebung der Stadt beigetragen und dafür auch eine Menge Geld in die Hand genommen habe. Für die Bestuhlung auf dem Marktplatz zahle er jedes Jahr 600 Euro an die Stadt.

    Kurz anhalten: In Krumbach ist der Marktplatz jetzt wieder halbseitig gesperrt.
    Kurz anhalten: In Krumbach ist der Marktplatz jetzt wieder halbseitig gesperrt. Foto: Nadine Rau

    "Ich kann natürlich nicht ganz neutral sein, weil ich damit Umsätze generiere, aber es ist unabhängig davon meine ganz ehrliche Meinung, dass der Platz dadurch aufgewertet wird", so der 53-Jährige. Vorwürfe muss er sich deshalb immer wieder anhören, "die denken dann aber nur daran, dass ich mir eine goldene Nase verdiene", sagt Haas. Dabei stecke hinter alldem auch Aufwand und Stress und einst, vor den Zeiten der Sperrung, hätten sich die Leute darüber beschwert, dass in der Stadt nichts los sei. Der Gastronom unterstreicht auch noch mal, dass die Umleitung ein nicht einfach so zu ändernder Stadtratsbeschluss sei. Dem Stadtrat gehört Haas seit dieser Legislaturperiode selbst an, er wäre aber nicht stimmberechtigt, sollte es in Sachen Marktplatz etwas zu entscheiden geben. Nicht in seiner Rolle als Gastronom oder Hotelier, sondern als Anwohner, verweist er auch noch auf den hohen Geräuschpegel ohne die Sperrung. Zuletzt erklärt er, dass er für sich keine Sonderrolle beansprucht: "Gute Konkurrenz belebt doch das Geschäft."

    Einer seiner Konkurrenten ist dabei Georg Ringler direkt nebenan. Der bestuhlt zwar mittlerweile nicht mehr auf dem Marktplatz, bekommt die Auswirkungen der Sperrung aber ebenfalls unmittelbar zu spüren – und ist froh darüber. "Ich bin eher positiv eingestellt, weil die Lärmbelästigung hier extrem hoch ist. Im Moment habe ich zwar keine Feriengäste, aber wenn sie da sind, beschweren sie sich oft, wenn nachts wieder irgendwelche Chaoten hier herumfahren." Den Unmut mancher Krumbacher kann er nicht nachvollziehen. "Dieser Umweg ist für jeden zumutbar. Einige laufen kilometerweit, wenn sie in Ulm oder in Augsburg einkaufen gehen. Nur in Krumbach, da will man überall vors Loch fahren."

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