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Krumbach: Alpenverein Krumbach: Gipfelsturm und Naturschutz

Krumbach

Alpenverein Krumbach: Gipfelsturm und Naturschutz

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    Im Winter geht es mit Skiern auf den Berg. In der Sektion Krumbach des Deutschen Alpenvereins sind alle Sparten vertreten.
    Im Winter geht es mit Skiern auf den Berg. In der Sektion Krumbach des Deutschen Alpenvereins sind alle Sparten vertreten. Foto: Leopold/Verein

    2019 war das Jubiläumsjahr des Deutschen Alpenvereins. 150 Jahre bewegter Geschichte, 150 Jahre, in denen sich der Verein immer wieder gewandelt, ja neu erfunden hat, vom kleinen Kreis der heroischen Gipfelstürmer über die unrühmliche NS-Zeit, dem Vorreiter zur Entdeckung der Alpen als Freizeitland bis in die Gegenwart, in der der sorgsame Umgang mit der Natur einen bislang nicht vorhandenen Stellenwert einnimmt.

    Im Krumbacher Alpenverein gibt es derzeit auch ein besonderes Klettertalent: Max Dinger aus Nattenhausen. Mehr über Max Dinger erfahren Sie hier:

    Das Klettertalent aus Nattenhausen: Max Dinger will hoch hinaus

    Die Sektion Krumbach kann ebenfalls auf eine lange Geschichte zurückblicken. 1949 wurde die Sektion ins Leben gerufen, zuvor waren die Krumbacher Bergfreunde ein Teil der Mindelheimer Sektion. Diese Verbindung spielt bis in die heutige Zeit eine Rolle. Denn jede Sektion im Deutschen Alpenverein ist verpflichtet, eine Hütte zu betreiben oder zu unterstützen. Die Krumbacher haben sich beim Weg in die Selbstständigkeit zur finanziellen Beteiligung an der Mindelheimer Hütte verpflichtet.

    Und sie haben noch eine große allgemeine Aufgabe, der sie seit vielen Jahrzehnten nachkommen: dem Unterhalt des Krumbacher Höhenweges. Der wurde noch zur gemeinsamen Zeit, also zwischen 1922, als die Krumbacher Ortsgruppe gegründet wurde, und 1949 in einem enormen Kraftakt von Mindelheimern und Krumbachern mit Schaufeln und Spitzhacken angelegt. Bis heute, erklärt Werner Lieb, der Krumbacher Sektionsvorsitzende, obliegt die Pflege des Weges den Mittelschwaben. Hermann Jehle macht sich rund sechs Mal im Jahr auf, um den Weg zu inspizieren. „Schon früh im Jahr, wenn noch Schnee liegt, beginnt er seine Inspektionstouren, damit alles perfekt ist, wenn die Wanderer kommen“. Kleinere Reparaturen werden sofort mit dem mitgebrachten Werkzeug ausgeführt, größere müssen von Trupps erledigt werden. Das hat sich seit dem Bau des Weges nicht geändert.

    Einen Klettersteig angelegt

    Doch die gesellschaftlichen Trends machen auch vor dem Alpenverein nicht halt. „Die Mindelheimer haben in die Felswände, die den Wanderweg begleiten, einen Klettersteig angelegt. Damit hat sich manches geändert. Zum einen ist die Steinschlaggefahr für die Wanderer gewachsen, zum anderen hat sich die Nutzung des Weges verändert. Heute biegen viele vom Krumbacher Weg ab und nehmen zumindest für eine Strecke den steilen Klettersteig“, sagt Lieb. Das spiegelt auch einen allgemeinen Trend wider: mehr Sportlichkeit, mehr Klettererlebnis. „Klettern wird ja auch olympisch,“ erklärt der Zweite Vorsitzende, Martin Leopold, die wachsende Bedeutung des Kletterns als ernst zu nehmenden Sport.

    Das ist heute nicht mehr allein der Alpinismus. Mit dem Bau eines Kletterturms hat Krumbach schon früh den Trend der Zeit erkannt und aufgegriffen. „Bevor wir 1994 den Kletterturm bekamen, gab es eine solche Einrichtung nur in Augsburg“, erinnert sich Jugendleiterin Dorothea Leopold. Mit dem neuen Angebot kamen auch neue Mitglieder. Vor allem junge Leute ließen sich vom Kletterturm in den Bann schlagen.

    Das hatte nichts mehr zu tun mit dem bislang bei vielen Jugendlichen als bieder und altbacken angesehenen Alpenvereinsleben. Die Mitgliederzahl schoss regelrecht in die Höhe, konnte verdoppelt werden. Und mit der Verjüngung haben sich auch die Schwerpunkte verändert. Nur noch etwa die Hälfte der Mitglieder pflegt das einst überwiegend ausgeübte Bergwandern. Waren einst 40- und 50-Sitzer-Busse unterwegs in die Alpen, so fahren heute noch Kleingruppen, „nicht mehr als zwölf Personen“, stellt Werner Lieb fest und ist sich zugleich sicher, dass diese Kleingruppen die vernünftigere Form des Wanderns ermöglichen.

    Zugleich interessierten sich immer mehr Jugendliche und Kinder für den zuvor als den für die älteren Semester geeigneten Verein. Aus der einen kleinen Jugendgruppe wurden sieben. Das bedeutete für den Verein zwar einerseits große Erfolge, doch man benötigte immer mehr qualifizierte ehrenamtliche Leiter. „Der DAV hat sehr strenge Auflagen,“ erklärt Dorothea Leopold. Wer sich als Tourenbegleiter, Jugendleiter oder in einem anderen Bereich einsetzen will, muss zahlreiche Kurse absolvieren und Prüfungen darüber ablegen.“

    Das bringt auch ein hohes Maß an Sicherheit für die Mitglieder, die sich den Leitern anvertrauen. „Man glaubt gemeinhin, das Bergsteigen sei die gefährlichste Disziplin, das ist aber nicht so. Die meisten Unfälle, Verletzungen und Rettungseinsätze gibt es beim Wandern. Nicht selten sind sie das Resultat von Unachtsamkeit, Leichtsinn oder Selbstüberschätzung. Der Kletterer ist viel vorsichtiger und handelt überlegter, das verdankt er auch seiner intensiven Ausbildung,“ sagt sie weiter.

    In der spielt Sicherheit eine große Rolle. In der Sektion Krumbach, gibt es einen festgelegten Ausbildungsplan. „Wir haben genaue Zielvorgaben. Mit unseren Angeboten Kletterturm, Kletterwand und Boulderwand können wir nicht nur unterschiedliche Vorlieben bedienen. Es ermöglicht uns auch, die Anfänger in kleinen Schritten an das Klettern heranzuführen. Zunächst wird in der Halle trainiert, dazu kommen auch theoretische Unterweisungen. Dann geht es an den Felsen. Und schließlich sollte die Hochgebirgstour möglich sein, das dauert rund vier bis fünf Jahre. Doch wir drängen niemanden. Jeder geht nur soweit, wie es ihm guttut,“ erklärt die Verantwortliche weiter.

    Für viele junge Mitglieder beschränkt sich heute die DAV-Aktivität auf das Indoorklettern, insbesondere das Bouldern. Aber die Jugendleiterin ist bestrebt, den Kletterern den Schritt in die Natur schmackhaft zu machen. Grundsätzlich ist das Interesse der jungen Leute am Klettersport enorm, das spiegelt sich auch in der großen Nachfrage nach Kursen zum Jugendleiter. „Wo andere Personalprobleme haben, haben wir eine Warteliste.“

    In der Sektion Krumbach sind alle Sparten des Bergsports vertreten, neben Wandern und Klettern auch Skibergsteigen und Mountainbiken. Und für alle müssen qualifizierte, ehrenamtlichen Ausbilder zur Verfügung stehen. Das Prinzip der Freiwilligkeit und der Solidarität untereinander ist mehr denn je eine wichtige Voraussetzung für das Funktionieren des Vereins, in dem alle Kenntnisse für die unterschiedlichsten Sportarten vermittelt werden. In Krumbach zählt nur ein ganz kleiner Teil der Aktiven zu den großen Alpinisten, die sich bis ins Himalaja hinaufwagen oder zu den Leistungskletterern, die sich in Wettkämpfen messen, wie der Nachwuchskletterer Max Dinger, der bereits auf internationalen Wettkämpfen großartig abgeschnitten hat. Mehrheitlich sind es dank Kletterturm und Kletterzentrum Kletterer, die indoor, aber auch outdoor aktiv sind. Und etwa die Hälfte pflegt das Bergwandern.

    Beschrieben in martialischer Sprache

    Die gesellschaftlichen Entwicklungen lassen sich nicht allein an den veränderten Sportaktivitäten ablesen, sondern auch an der Sprache, die damit verbunden ist. War der Alpinist einst der Erstürmer und Bezwinger des Berges, der sich heroisch gegen alle Unbill stemmte, und, beschrieben in martialischer Sprache, den Berg besiegte, pflegt der Bergsteiger im Alpenverein heute die freundschaftliche gegenseitige Unterstützung und Hilfeleistung.

    Das war bis in die frühen Nachkriegsjahre noch ganz anders, erinnert sich Senior Hans Rieß. Der pensionierte Polizist war ein leidenschaftlicher Bergsteiger, der sein Können in vielfacher Weise auch in den Krumbacher Alpenverein einbrachte. „Nicht nur unsere Ausrüstung war mit der heutigen nicht zu vergleichen. Hanfseile, die reißen konnten, schwere Rucksäcke und eisenbeschlagene Bergstiefel, das war aus heutiger Sicht lebensgefährlich. Aber auch menschlich ging es anders zu. Damals war Kollegialität noch ein Fremdwort. Im Gegenteil, viele Bergsteiger haben versucht, denen, die eine Tour nach ihnen gingen, den Weg zu vergällen, haben manchmal sogar die Griffmulden extra verschmutzt,“ erzählt er.

    Solche Rivalitäten kennt man heute im Alpenverein nicht mehr. Heute zählen andere Werte. Ganz oben steht der Respekt. Er bezieht nicht nur die Menschen ein, sondern in besonderer Weise auch die Natur. Der Alpenverein hat sich nach seiner absoluten Neutralität, die der braunen Ära folgte, zu einem offenen Bekenntnis zum Schutz der Natur entschieden. Das ist nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern eine aktive Haltung, die sich in vielen kleinen Vorgaben ebenso zeigt wie in den Vergütungsprinzipien, die der Bahn Vorrang vor dem Auto einräumen, oder den Schwerpunkt auf vegetarische Kost legt, den ökologischen Fußabdruck der DAV-Mitglieder immer im Blick.

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