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Kontroverse: Unverständnis über Papst-Boykott

Kontroverse

Unverständnis über Papst-Boykott

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    Prodekan Peter Seidel hofft, dass Papst Benedikt Christen bei seinem Deutschlandbesuch neue Impulse geben wird. Dass Abgeordnete die Rede des Kirchenoberhaupts im Bundestag nicht anhören wollen, findet Seidel peinlich.
    Prodekan Peter Seidel hofft, dass Papst Benedikt Christen bei seinem Deutschlandbesuch neue Impulse geben wird. Dass Abgeordnete die Rede des Kirchenoberhaupts im Bundestag nicht anhören wollen, findet Seidel peinlich. Foto: Foto: Bernhard Weizenegger

    Landkreis Der Streit um den Auftritt von Papst Benedikt XVI. im Deutschen Bundestag beschäftigt auch Menschen in der Region. Mehr als 100 Abgeordnete von der SPD, den Grünen und der Linkspartei haben angekündigt, dass sie die Rede des katholischen Kirchenoberhaupts im Reichstag nicht anhören werden (wir berichteten).

    Nicht nur bei katholischen Geistlichen in der Region stößt das auf scharfe Kritik. „Ich finde das peinlich“, sagt der Seelsorger der Günzburger Stadtpfarrei St. Martin, Peter Seidel. Papst Benedikt sei auch Repräsentant des Vatikanstaates, betont Seidel: „Wenn ein Staatsoberhaupt im Bundestag spricht, sollte man mit Respekt seine Meinung anhören.“

    Auch der Burgauer Stadtpfarrer Martin Finkel sagt, „es wäre ein Akt der Höflichkeit“, wenn alle Bundestagsabgeordneten die Rede des Papstes verfolgen würden. Benedikt XVI. sei offiziell vom Bundespräsidenten und dem Bundestagspräsidenten eingeladen worden. Deutschland ist eine Demokratie, sagt Finkel: „Und da gehört es dazu, dass man die Spielregeln des Gesprächs beachtet und dem anderen zuhört.“ So sieht es auch Dekan Werner Brauchle: „Es ist schade, dass manche Abgeordnete den Papst nicht hören wollen. Wenn der Dalai Lama kommen würde, gäbe es vermutlich keine Probleme.“

    Auch der evangelische Pfarrer Dr. Martin Diederich kann die Enttäuschung seiner katholischen Kollegen nachvollziehen. Er verstehe, dass Menschen dem Papst gegenüber kritisch seien. „Ich halte aber einen Boykott nicht für das richtige Mittel der Auseinandersetzung“, sagt der Burgauer Pfarrer. Dr. Diederich hat konkrete Erwartungen: „Ich hoffe, dass wir ökumenisch ein bisschen weiterkommen. Wenn das passiert, dann freue ich mich über den Papstbesuch.“

    Große Hoffnungen hegen Katholiken in der Region. Der Wallfahrtsdirektor von Maria Vesperbild, Dr. Wilhelm Imkamp, sagt: „Natürlich ist der Papstbesuch wichtig, Deutschland ist inzwischen ein Missionsland.“ Benedikt XVI. spreche in einer sehr vernünftigen und souveränen Weise Klartext. Imkamp war wegen des Papstbesuches am vergangenen Dienstag Gast in der Sendung „Menschen bei Maischberger“ und ist am heutigen Donnerstag in Berlin Teilnehmer bei einer Podiumsdiskussion mit JU-Bundesvorsitzendem Philipp Mißfelder. Der Prälat hat den Heiligen Vater bereits in den 70er-Jahren im Campo Santo Teutonico (Priesterkolleg) im Vatikan kennengelernt. „Er fiel schon damals durch eine natürliche Liebenswürdigkeit und Offenheit auf“, sagt Imkamp.

    In den Landkreis Günzburg kam der damalige Kardinal nach Informationen unserer Zeitung bisher nur ein einziges Mal – und das in Privatmission. Im Jahr 1990 an Ostern besuchte Joseph Ratzinger Maria Vesperbild und stöberte dabei auch in Imkamps Bibliothek. „Damals schloss er Freundschaft mit meiner Siamkatze Mimi“, erinnert sich Imkamp.

    In Vorfreude auf den Papstbesuch ist die Kreisvorsitzende der Christdemokraten für das Leben, Hildegard Regensburger: „Das ist ein Ereignis für Deutschland“, sagt die Ichenhauserin. Der Papst stehe voll hinter dem Leben – von den Anfängen bis zum Ende. Dekan Brauchle und Prodekan Seidel hoffen auf neue Impulse, die der Papst den Christen geben könne. „Die Menschen fragen, wie ihnen der Glauben helfen kann“, sagt Seidel.

    Auch der Bundestagsabgeordnete Georg Nüßlein (CSU) hofft, dass Benedikt XVI. nicht nur den Katholiken wichtige Impulse geben kann, „sondern für unsere gesamte Gesellschaft inklusive der Politik, die eine Durchdringung von Gottes Wort doch so dringend nötig hat“, heißt es in einer Pressemitteilung. Den Boykott der Opposition bezeichnete er als anstandslos und unverschämt. „Wenn der Dalai Lama im Deutschen Bundestag sprechen würde, würden ihm die linken Gutmenschen voller Entzücken applaudieren“, ließ Nüßlein verlauten.

    Der Kreissprecher der Grünen, Kurt Schweizer, verteidigt die Haltung seiner Partei. Der Offinger sieht Papst Benedikt nicht als vatikanisches Staatsoberhaupt, sondern als Vertreter der katholischen Kirche. „Wir sind für Toleranz, aber auch für die Trennung von Kirche und Staat“, sagt Schweizer, der selbst katholisch ist. Es habe bisher weder der Dalai Lama noch ein anderer Religionsführer im Bundestag gesprochen.

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