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Kommentar: Zu wenig Corona-Impfstoff, aber keine Priorisierung: Das ist ein Fehler

Kommentar

Zu wenig Corona-Impfstoff, aber keine Priorisierung: Das ist ein Fehler

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    Die Nachfrage nach Corona-Impfungen ist im Landkreis Günzburg ungebrochen hoch.
    Die Nachfrage nach Corona-Impfungen ist im Landkreis Günzburg ungebrochen hoch. Foto: dpa

    Seit mehr als einem Jahr bestimmt die Corona-Pandemie nun schon unser Leben. Doch noch immer ist nicht klar, wann der Spuk ein Ende hat. Eine entscheidende Rolle spielen die Impfungen. Wer immunisiert ist, soll in seinen Grundrechten nicht weiter eingeschränkt werden. Das ist absolut richtig und gut so. Einige politische Entscheidungen aus den vergangenen Tagen bergen jedoch Konfliktpotenzial - und lassen verständlicherweise den Frust bei vielen Menschen im Landkreis Günzburg steigen.

    Die vielen Privilegien für Geimpfte stellen weitestgehend den Normalzustand wieder her. Wer nicht immunisiert ist, muss hingegen im Ausnahmezustand verharren. Testpflicht und Ausgangsbeschränkungen sind hierfür Beispiele. Das gleicht sozusagen einer Impfpflicht durch die Blume. Der gesellschaftliche Zusammenhalt droht zu bröckeln, "Impfneid" macht sich breit. In wenigen Tagen könnte nun die Impfpriorisierung an Bayerns Impfzentren aufgehoben werden. Eine Entscheidung, über die noch diskutiert wird und die im Kern sicher richtig ist - der Zeitpunkt allerdings ist gänzlich ungelegen.

    Corona-Impfstoff ist Mangelware im Landkreis Günzburg

    Am Beispiel der Hausärzte wird deutlich, dass die Politik bei der Impfreihenfolge aktuell Fehler macht und die Spaltung in der Gesellschaft verstärkt. Während im Landkreis noch nicht einmal alle Menschen aus den Priorisierungsgruppen 1 und 2 immunisiert sind, dürfen die Hausärzte bereits seit gut einer Woche unabhängig von einer Impfreihenfolge piksen - und erleben kurzum eine "Flut an Anrufen", wie ein Krumbacher Hausarzt berichtete. Die gute Nachricht: Die meisten Menschen können es offenbar kaum erwarten, endlich geimpft zu werden. Das bestätigt auch die enorme Nachfrage bei den beiden Sonderimpftagen des MVZ in Krumbach. Die schlechte Nachricht: trotzdem hakt es.

    Denn Impfstoff ist nach wie vor Mangelware. Und das dürfte sich auch bis zum 7. Juni - dann können die Impfzentren ohne Reihenfolge impfen - nicht grundlegend ändern. Nun warten im Landkreis jedoch eine ganze Menge Menschen, die allesamt offiziell impfberechtigt sind, bereits auf einen Termin. Dass Gesundheitsminister Jens Spahn nun offenbar auch noch Biontech-Dosen zurückhalten möchte, um Schüler zu impfen, dürfte die Hoffnungen vieler Menschen auf eine Impfung zum Teil sehr schnell wieder zerschlagen - ganz anders als es die jüngsten politischen Entscheidungen suggerieren. Ein unfairer Kuhhandel.

    Viele Hausärzte orientieren sich weiter an Impfpriorisierung

    Ausbaden müssen es die Verantwortlichen in den Praxen, Kliniken und Impfzentren vor Ort. Sie bekommen den Frust, den Unmut und die Kritik der Menschen ab. Dabei geben sie alle jeden Tag ihr Bestes. Ihre Möglichkeiten sind beschränkt. Was also tun, wenn nicht genügend Impfstoff da ist, wenn Lieferzusagen nicht immer zuverlässig erfüllt werden. Wenn aber die Menschen Klarheit wollen, wie lange sie noch auf einen Impftermin warten müssen. Wenn sich Menschen, die kein Impfangebot bekommen, von der Politik vergessen fühlen.

    Es scheint, dass ein Impftermin unter diesen Umständen zu einer Glückssache wird. Oder des Timings. Oder zu einer Frage der guten Kontakte. Mit einer fairen Verteilung hat all das jedenfalls nichts zu tun. Da ist es gut, dass sich viele Hausärzte trotz aufgehobener Priorisierung weiterhin an der festgelegten Reihenfolge orientieren wollen. Derweil wird es spannend, wie sich die Lage an den Impfzentren des Landkreises entwickelt. Denn dort haben die Verantwortlichen offenbar keinen direkten Einfluss auf die Impfreihenfolge.

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