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Kommentar: Sexuelle Belästigung: Wir müssen mehr hinschauen

Kommentar

Sexuelle Belästigung: Wir müssen mehr hinschauen

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    Sexuelle Belästigung kann überall passieren.
    Sexuelle Belästigung kann überall passieren. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Wie es sich anfühlt, sexuell belästigt zu werden, kann ich nicht sagen. Es ist mir nie passiert. Obwohl auch viele Männer unter unangenehmen Berührungen und Sprüchen – oder schlimmerem – zu leiden haben. Doch ich muss es nicht selbst erlebt haben, um zu verstehen: Solche Vorfälle können einem Menschen schaden. Es muss nicht erst zum Äußersten, etwa zu einer Vergewaltigung, kommen, damit ein Mensch darunter leidet. Vielleicht sogar ein Trauma davonträgt. Die eigene Psyche und seelische Gesundheit ist etwas höchst subjektives. Wer etwas als schlimm empfindet, für den ist es auch schlimm. Selbst wenn ein anderer es als harmlos empfinden würde.

    In diesem Sinne muss man dankbar sein für Menschen wie Nadine Mayr. Sie geht offen mit dem um, was ihr passiert ist. Auch wenn vielleicht der ein oder andere sagt: ,Ist doch gar nichts schlimmes passiert.’ Doch der Krumbacherin ist es wichtig, auf diese Problematik aufmerksam zu machen. Dass nämlich Frauen für manche Männer immer noch als Freiwild gelten. Dass manche Männer jeglichen Respekt gegenüber Frauen vermissen lassen und persönliche Grenzen rücksichtslos überschreiten. Das passiert nicht nur auf Parties, sondern auch im Alltag. Viele behalten solche Vorfälle für sich. Weil sie Angst haben vor Stigmatisierung, vor Unverständnis. Oder weil sie sich schämen.

    Opfer sexueller Belästigung werden oft allein gelassen

    Das passiert aber nur, wenn sie alleingelassen werden. Wenn niemand hilft, wenn alle wegschauen. So wie bei Nadine Mayr. Sie wollte einem anderen Mädchen helfen und wurde selbst zum Opfer. Sie würde es trotzdem wieder tun, sagt sie. Doch solche Menschen gibt es nur wenige. Dabei müssen wir hinschauen. Wir müssen den Mut haben, einzuschreiten. Denn jeder kann selbst in eine Situation geraten, in der er Hilfe braucht. Dann wäre er froh, wenn jemand wie Nadine Mayr da wäre, um zu helfen.

    Und wir müssen dafür sorgen, dass so etwas gar nicht passiert. Zum Beispiel, indem wir Freunde auf ihr Fehlverhalten ansprechen. Oder indem Eltern ihren Kindern den respektvollen Umgang mit anderen beibringen. In einer Gesellschaft, die immer mehr zu verrohen scheint, ist das umso wichtiger.

    Lesen Sie dazu auch den Artikel unseres Autors: Sie wurde sexuell belästigt: Jetzt erzählt Nadine Mayr ihre Geschichte

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