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Kommentar: Pfarrer Finkl hört auf: Ein Priester ist auch Mensch

Kommentar

Pfarrer Finkl hört auf: Ein Priester ist auch Mensch

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    Thannhausens Stadtpfarrer Stefan Finkl hat sein Priesteramt mit sofortiger Wirkung aufgegeben. Er könne und wolle „die Aufgaben und die Lebensweise eines Priesters unter verschiedenen Hinsichten, um seines eigenen Wohlbefindens willen, nicht bis zu seinem Lebensende bewältigen“, erklärte er. (Archivfoto)
    Thannhausens Stadtpfarrer Stefan Finkl hat sein Priesteramt mit sofortiger Wirkung aufgegeben. Er könne und wolle „die Aufgaben und die Lebensweise eines Priesters unter verschiedenen Hinsichten, um seines eigenen Wohlbefindens willen, nicht bis zu seinem Lebensende bewältigen“, erklärte er. (Archivfoto) Foto: Christine Polleichtner-Hornung

    Was Pfarrer Stefan Finkl dazu bewogen hat, sein Priesteramt aufzugeben, darüber kann an dieser Stelle nur spekuliert werden. Dafür sind wir nicht zuständig. Die Worte, die Finkl in seinem Brief an die Pfarrei gewählt hat, sind dagegen sehr klar. Wer sich nur schriftlich äußert, will sich in aller Regel Zeit nehmen, die Formulierungen exakt zu wählen. Der ganze Vorgang wirkt auf Außenstehende ziemlich verzweifelt. Da startet jemand mit den Worten, er sei gerne Priester, und drei Jahre später schreibt er: Hier stehe ich, ich kann nicht mehr. Was ist in diesen drei Jahren nur geschehen? Wir wissen es nicht.

    Was man weiß, ist, dass die Arbeitsbelastung in den Pfarreien durch den grassierenden Priestermangel immer größer wird. Immer mehr Pfarreien sind zu betreuen und auch die Gläubigen sind nicht mehr das, was sie vielleicht einmal waren. Abgesehen davon ist ein Pfarrer immer im Dienst. Gestorben wird auch um Mitternacht. Aber ein Pfarrer ist letzten Endes nur ein Mensch. Ein Mensch mit Gefühlen, ein Mensch, der, obwohl er mitten in der Gesellschaft steht und sicher keinen Mangel an Gesprächspartnern leidet, dennoch einsam sein kann. Ein Mensch, der scheitern kann oder dem das alles nichts anhaben kann. Unabhängig davon, was Finkl bewogen hat, verdient seine Entscheidung großen Respekt. Wenn man nicht voll hinter einer Sache steht, kann man sie nicht überzeugend vertreten. Finkl haderte offensichtlich mit dem Priestersein. Da macht es keinen Sinn, sich daran fest zu klammern.

    Finkls Biografie liest sich im Lichte seines Rückzugs wie eine lange, unvollendete Suche. Man kann ihm nur wünschen, dass er irgendwann sein Glück findet und dass er Menschen hat, die ihn in schwierigen Zeiten stützen.

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