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Kernkraftwerk Gundremmingen Stresstest: Kernkraftwerk Gundremmingen "sehr robust"

Kernkraftwerk Gundremmingen Stresstest

Kernkraftwerk Gundremmingen "sehr robust"

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    Der EU-Stresstest für Atomkraftwerke hat ergeben, dass die bayerischen Meiler weitgehend sicher sind. Im Bild das Kernkraftwerk in Gundremmingen.
    Der EU-Stresstest für Atomkraftwerke hat ergeben, dass die bayerischen Meiler weitgehend sicher sind. Im Bild das Kernkraftwerk in Gundremmingen. Foto: Ulrich Wagner

    Fast alle Atommeiler in Europa haben Sicherheitslücken. Das sagt der Stresstest der Europäischen Union, der gestern in Brüssel vorgelegt wurde. . Der Sprecher der RWE Power in Essen, Manfred Lang, ist verwundert. „Medienberichte über Sicherheitslücken in unseren Kraftwerken können wir nicht nachvollziehen“, sagt Lang. Was das Kernkraftwerk Gundremmingen betrifft, scheint der RWE-Sprecher recht zu haben. Denn zum Kraftwerk Gundremmingen heißt es, dass es „im internationalen Vergleich höchste Sicherheitsstandards erfüllt“.

    In der ersten Phase des Stresstests, so Lang, hätten das Bundesumweltministerium und die Länderbehörden im vergangenen Jahr den Atommeilern in Deutschland „ein hohes Sicherheitsniveau bescheinigt“. In norddeutschen Kernkraftwerken sahen die EU-Experten jetzt allerdings Handlungsbedarf. Die Betreiber sollten Erdbebenwarnsysteme installieren, hieß es.

    Gundremmingen hat hier offensichtlich keinen Nachholbedarf: „Seismische Instrumentierungen sind im Kernkraftwerk Gundremmingen vorhanden“, sagt RWE-Sprecher Lang auf Anfrage. Damit könnten Einwirkungen auf die Anlage erkannt und gemessen werden. Aber auch die anderen Kernkraftwerke des Konzerns seien mit dem Warnsystem ausgerüstet.

    Gute Noten bei der Erdbebensicherheit

    In Sachen Erdbebensicherheit erhält das Gundremminger Kernkraftwerk offenbar gute Noten. „Wie die vorstehenden Ausführungen zeigen, ist die Anlage sehr robust“, heißt es in der Sicherheitsüberprüfung der EU. Die Stromversorgung des Gundremminger Kernkraftwerks könne zu jeder Zeit sichergestellt werden, betont Lang. Die Rede von den Sicherheitslücken sei für RWE nicht nachvollziehbar. Im EU-Sicherheitsbericht steht: „Die sicherheitstechnisch wichtigen Verbraucher werden über insgesamt zwölf Notstromschienen versorgt.“

    Das ist das Atomkraftwerk Gundremmingen

    Die Anlage Gundremmingen zwischen Günzburg und Dillingen, die in dieser Form seit 1984 besteht, ist der leistungsstärkste Kernkraftwerksstandort in Deutschland. Die zwei Reaktoren erzeugen pro Jahr mehr als 20 Milliarden Kilowattstunden Strom. Dies entspricht rund einem Drittel des gesamten Verbrauchs in Bayern.

    Die Betreibergesellschaft der Anlage gehört zu 75 Prozent RWE und zu 25 Prozent Eon. Nach dem Atomausstiegsbeschluss der Bundesregierung 2011 sollen Block B im Jahr 2017 und Block C 2021 abgeschaltet werden.

    Das Zwischenlager in Gundremmingen ging im August 2006 in Betrieb. Die Halle liegt rund 150 Meter vom Reaktorgebäude entfernt und ist 104 Meter lang, 38 Meter breit und 18 Meter hoch. Die Wände aus Stahlbeton sind 85 Zentimeter dick. Die Halle verfügt über eine Kapazität von 192 Castoren. Ein Castor wiederum enthält 52 Brennelemente. Damit ist das schwäbische Zwischenlager das größte in Deutschland.

    Wie alle anderen Zwischenlager ist auch dieses für eine Betriebszeit von maximal 40 Jahren ausgerichtet. Das heißt, in Gundremmingen endet die Genehmigung 2046. Spätestens dann, so die ursprüngliche Planung, sollte ein Endlager in Deutschland zur Verfügung stehen.

    Die Kritiker befürchteten schon bei der Genehmigung des Zwischenlagers, dass es de facto zu einem Endlager werden könnte. Außerdem argumentierten sie, dass in jedem der Castoren mehr Radioaktivität enthalten sei, als bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 freigesetzt wurde.

    Gegen den Bau der Zwischenlager wurde bundesweit prozessiert. Im Fall von Gundremmingen reichten fünf Anwohner aus umliegenden Gemeinden Klage beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München ein. Der VGH wies die Klage mit seinem Urteil vom 2. Januar 2006 ab.

    Die Experten bemängeln allerdings, dass die deutschen Betreiber die internationalen Richtlinien für schwere Unfälle nicht umgesetzt hätten. Darauf konnte der RWE-Sprecher nicht antworten. Dazu müsse er erst die Details kennen. Aber auch im Hinblick auf schwere Unfälle schneidet Gundremmingen nicht schlecht ab. Die bisherigen Maßnahmen seien „angemessen und dazu geeignet, die Freilegung der Brennelemente zu verhindern“.

    Gefahr droht durch terroristische Angriffe

    Der Vorsitzende des Vereins „Gemeinsam gegen das Zwischenlager“, Raimund Kamm, sagt, dass die Gefahr durch Erdbeben bei uns nicht das Thema sei. „Ich glaube nicht, dass es in den vergangenen 500 Jahren hier so ein starkes Erdbeben gegeben hat, das Gundremmingen hätte lahmlegen können.“ Gefahren drohten durch terroristische Anschläge, sagt Kamm. Im Grunde könne man heute mit einer Panzerfaust das Abklingbecken eines Atommeilers aufschießen. In Gundremmingen seien dort etwa 2000 hochstrahlende Brennelemente gelagert, behauptet der Forum-Vorsitzende. Es gebe auch Unfallabläufe bei Wasserstoff-Explosionen, die nicht in den Sicherheitskonzepten berücksichtigt worden seien.

    Das Gundremminger Zwischenlager wird eine 210 Meter lange, zehn Meter hohe und 85 Zentimeter dicke Mauer aus Stahlbeton zum Schutz vor Terrorangriffen erhalten. Das Landratsamt hat bisher die baurechtliche Genehmigung nicht erteilt, sagte Sprecher Karl-Heinz Thomann. Es werde erst die Stellungnahme des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) abwarten, das für die Umweltverträglichkeitsprüfung verantwortlich sei.

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