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Kemnat: So hat Corona die Lebensplanung von Lena Gastel aus Kemnat verändert

Kemnat

So hat Corona die Lebensplanung von Lena Gastel aus Kemnat verändert

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    Wie viele junge Menschen muss Lena Gastel Corona-bedingt neben den massiven sozialen Einschränkungen mit einer ganzen Reihe von Kürzungen in ihrer Ausbildung zurechtkommen.
    Wie viele junge Menschen muss Lena Gastel Corona-bedingt neben den massiven sozialen Einschränkungen mit einer ganzen Reihe von Kürzungen in ihrer Ausbildung zurechtkommen. Foto: Gertrud Adlassnig

    "Das Schlimmste ist: Nichts ist sicher, niemand weiß, wie es weitergeht." Mit dieser Einsicht bringt die 19-jährige Lena Gastel aus Kemnat das Lebensgefühl der Jugend in Zeiten von Corona auf den Punkt. Eine Generation, die bis vor einem Jahr in großer Berechenbarkeit ihre Zukunft planen konnte, musste mit einem Mal erfahren, dass Sicherheit und Planbarkeit kein einklagbares Recht, kein selbstverständliches Gut sind.

    "Wenn ich auf das letzte Jahr blicke, sehe ich, wie viel sich geändert hat, und zwar in allen Lebensbereichen. Familie und Freunde sind genauso betroffen wie die Ausbildung." Ganz konkret heißt das für Lena Gastel, sie sei hier stellvertretend für einen Großteil ihrer Generation genannt, dass sie in den vergangenen 14 Monaten ihren Berufswunsch hinterfragen und schließlich revidieren musste.

    Lena Gastl aus Kemnat wollte sich noch zur Köchin ausbilden lassen

    Die 19-jährige besucht die Abschlussklasse der Berufsfachschule Ernährung und Versorgung in Neusäß, um staatlich geprüfte Assistentin für Ernährung und Versorgung zu werden. Auf Grundlage dieser dreijährigen Ausbildung ergeben sich viele Möglichkeiten. Lena plante, noch ein Jahr Kochausbildung aufzusatteln und damit fertige Köchin zu sein. Der schulische Weg dorthin führt über zahlreiche Praktika an den unterschiedlichsten Standorten.

    Doch mit der Schließung der Restaurants und vieler Großküchen gab es mit einem Mal keine Praktikumsplätze mehr. Und auch die Mensa der Schule wurde geschlossen. "Daheim üben geht nur bedingt. Man kann eine Großküche nicht mit einem Privathaushalt vergleichen. Das sind andere Geräte und andere Mengen, mit denen gerechnet und gearbeitet werden muss," erklärt Lena ihr Dilemma. Doch das ist nicht die einzige Einschränkung, die Lena wegen der Pandemie hinnehmen musste.

    Das Praktikum in Griechenland fiel aus

    "Letztes Jahr war ein dreiwöchiges Praktikum in Griechenland geplant, das natürlich ausfiel, genauso der Schüleraustausch mit Frankreich, wo wir mit einem Spitzenkoch üben sollten. Auch der Melk- und Viehhaltekurs musste ersatzlos gestrichen werden. Ein Schock sei das nicht gewesen.

    Alle Einschränkungen und Kürzungen kamen nach und nach. "Zuerst wurde ein wenig verschoben, dann länger und immer länger, bis schließlich feststand, dass das Angebot nicht aufrecht erhalten werden kann. Das kam immer so schleichend, es macht nicht wütend, es macht traurig und es verunsichert einen ganz im Innersten, denn wer weiß, was als nächstes wegfallen wird."

    Wirklich schlimm sei, dass auch der Probedurchlauf zur praktischen Abschlussprüfung, die nun ansteht, abgesagt sei. So wisse man nicht so richtig, wo man von seiner Leistung steht.

    Die Unterstützung durch ihre Eltern ist für sie sehr wichtig

    Dass Lena trotzdem nicht verzagt, verdankt sie auch ihren Eltern. "Die stehen voll und ganz hinter mir. Was ich im Corona-Jahr versäumt habe, soll und will ich nach der Abschlussprüfung im Rahmen von Ferienarbeit und Praktika nachholen. Meine Eltern drängen mich nicht, jetzt sofort einen Beruf zu ergreifen. Ich darf erst einmal den richtigen Weg suchen." Der ist vielleicht Dorfhelferin, einen ersten Vorgeschmack auf diese Arbeit will sich Lena im Sommer in Irland holen, doch auch da muss sie wieder zittern. "Ich darf nur geimpft einreisen oder ich muss in Quarantäne. Dazu muss man aber in bestimmte Hotels, doch der Aufenthalt dort ist viel zu teuer für mich." Jetzt hofft sie, nach der Aufhebung der Priorisierung schnell einen Impftermin zu bekommen, um wenigsten ab August ihre berufliche Entwicklung weiter voran treiben zu können.

    Mit einer Impfung, hofft sie, könnte sich auch das Familienleben wieder normalisieren. "Früher sind wir jeden Sonntag zu Oma und Opa gefahren, da hat sich die ganze Familie getroffen, alle Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen. Jetzt, wo das nicht mehr möglich ist, merke ich schmerzlich, wie schön das war. Das ist eine der wenigen guten Seiten an der Pandemie, dass man Dinge, die man für selbstverständlich ansah und deshalb gar nicht richtig geschätzt hat, in ihrem Wert erkennt. Gerade die Besuche bei Oma und Opa, die noch nicht geimpft sind, müssen ja wegfallen. Sie fehlen mir sehr und ich bin hin- und hergerissen, habe ein schlechtes Gewissen, dass ich mich nicht um sie kümmere, habe aber auch Angst, sie zu besuchen."

    "Über Teams und Skype kommt keine Stimmung auf"

    So zählt der Verlust von direkten Beziehungen zu den schwerwiegenden Folgen von Corona. Die virtuellen Kontakte können das echte Miteinander nicht ersetzen. Da könne man keine wirklich intimen Dinge bereden und auch nicht fröhlich miteinander sein. "Über Teams oder Skype kommt keine Stimmung auf." Doch ein normales soziales Leben findet nicht statt. "Wenn man nur daheim rumsitzt, lernt man niemanden kennen," bedauert Lena, und auch, wie schwer es ist, mit alten Bekannten zu plaudern, die man zufällig nach Monaten wieder trifft.

    "Was soll man sagen? Worüber kann man reden? Wir haben ja alle nichts erlebt, oder halt alle das langweilige Gleiche. Da gibt es keinen Gesprächsstoff, alles wirkt so künstlich. Und dabei steckt auch noch das halbe Gesicht hinter einer Maske, so dass man gar nicht sicher ist, wie der andere die Begegnung aufnimmt."

    Man werde sich fremd und wisse nicht, wie man sich verhalten soll, wenn man vom Gegenüber gar nichts mehr weiß, weil es die regelmäßigen Treffen beim Sport oder im Verein nicht mehr gibt. Das soziale Umfeld ist auf ein Minimum reduziert. Doch das muss es, ist sich Lena sicher, denn die Corona-Erkrankungen in ihrem unmittelbaren Umfeld, in der Schule, im Bekanntenkreis würden zeigen, wie gefährlich es sei, leichtsinnig zu sein. Dieses Jahr, ist Lena überzeugt, hat sie reifer gemacht. Sie wisse jetzt die guten Seiten des Lebens, Familie, Freundschaft und Sicherheit zu schätzen und sei dankbar für das, was sie trotz aller Einschränkungen machen konnte oder bald wieder machen kann.

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