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Jerusalem: Ein Jahr zwischen Waffen und Gebet

Jerusalem

Ein Jahr zwischen Waffen und Gebet

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    Eine Region, in der sich die Bewohner oft nicht frei bewegen können, ist nun für ein Jahr das Zuhause von Theologiestudent Patrick Lindermüller. Jerusalem hat er bereits kennengelernt, weitere Teile Israels stehen noch auf dem Plan – genauso wie Exkursionen in das benachbarte Palästina.
    Eine Region, in der sich die Bewohner oft nicht frei bewegen können, ist nun für ein Jahr das Zuhause von Theologiestudent Patrick Lindermüller. Jerusalem hat er bereits kennengelernt, weitere Teile Israels stehen noch auf dem Plan – genauso wie Exkursionen in das benachbarte Palästina. Foto: Sammlung Lindermüller

    Diesen Sommer brach ich auf in ein Abenteuer, von dem ich bis vor wenigen Monaten noch nicht dachte, dass es tatsächlich wahr werden würde. Ein Jahr in Jerusalem auf dem Zionsberg studieren, in einem gemeinsamen Studienhaus mit Kommilitonen verschiedener Konfessionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

    Einzigartige Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen 

    In diesem Studienprogramm stehen nicht die Vorlesungen im Vordergrund. Es geht vielmehr um Exkursionen, das Gespräch zwischen Anhängern verschiedener Religionen und darum, die beiden Länder Israel und Palästina mit ihren schwierigen politischen Situationen kennenzulernen und zu verstehen, welche Auswirkung das auf die Menschen dort hat. Während meines Studienaufenthalts berichte ich immer wieder von meinen Eindrücken – und beginne mit meiner Reise in mein Zuhause für die nächsten zwölf Monate.

    Schon am Flughafen in München merke ich, dass meine Reise in eine neue, andere Welt geht. Ich werde nach der normalen Sicherheitskontrolle sofort nochmals vom israelischen Flughafenpersonal durchsucht und nach den Gründen für meinen Aufenthalt in Israel befragt. Nach diesem halbstündigen Marathon denke ich über das nach, was mich erwarten wird. Ich bin gespalten. Es werden wohl einzigartige Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen sein, die mich positiv berühren, aber wohl auch Momente, in denen die Rede vom Heiligen Land einem nicht über die Lippen kommen wird.

    Diese Gedanken und Vermutungen bewahrheiten sich innerhalb meiner ersten Wochen in Israel. Neben dem Reiz der heiligen Stätten, wie dem Berg der Heiligtümer, der Grabeskirche und der Klagemauer, nehme ich auch die allgegenwärtige Präsenz von Militär und Polizei wahr. Möchte man nach Betlehem reisen, wird man an Checkpoints von Militärs mit Schnellfeuerwaffen kontrolliert – stets bereit zu schießen. Es fahren ständig

    Es gibt auch die andere, menschliche Seite

    Obwohl die Lage ruhig ist, herrscht doch ein abgekühlter Konflikt. Es ist eine Mauer gezogen, die man nicht einfach überspringen kann. Es gibt Situationen, die viele Deutsche vielleicht noch vom RAF-Terror kennen. Ich denke an eine Begegnung am Damaskustor in der Innenstadt Jerusalems. Ein palästinensischer Junge, vielleicht 15 Jahre alt, möchte in die Innenstadt. Er ist gekleidet wie jeder andere. Doch die Soldaten – fünf junge Israelis – tasten ihn ab. Die Gewehre haben sie angelegt, möglicherweise aus Angst vor Anschlägen. Der Junge müsste nur eine falsche Bewegung machen und es könnte, falsch verstanden, ein Tumult ausbrechen und er erschossen werden.

    Doch es gibt auch die andere Seite. Eine allein aus Spenden finanzierte Kinderklinik in Betlehem, in der Kinderlachen zu hören ist oder ein aufeinander zugehen und zuhören zwischen Arabern und Israelis, friedliche Gebete nebeneinander. Ich bin gespannt, wie viele dieser Momente ich demnächst erleben werde.

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