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Handel- und Gastro-Serie (14): Geschichte des Krumbacher Familienbetriebs Diem reicht bis 1735 zurück

Handel- und Gastro-Serie (14)

Geschichte des Krumbacher Familienbetriebs Diem reicht bis 1735 zurück

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    Die Krumbacher Familie Diem ist ein Krumbacher Familienbetrieb mit Tradition (von links): Sohn Benedikt, die Eltern Ulrike und Karl, Schwiegertochter Christiane (Söhnchen Theodor Johann ist mittlerweile geboren) und ihr Mann Johannes.
    Die Krumbacher Familie Diem ist ein Krumbacher Familienbetrieb mit Tradition (von links): Sohn Benedikt, die Eltern Ulrike und Karl, Schwiegertochter Christiane (Söhnchen Theodor Johann ist mittlerweile geboren) und ihr Mann Johannes. Foto: Sammlung Diem

    Hoteliers und „Lebensmittelhandwerker“ wie Bäcker und Metzger machen eine Innenstadt und ein Dorf lebendig. Doch schon vor Corona haben viele um die Zukunft gekämpft, vielerorts haben Betriebe mangels Nachfolger schließen müssen.

    Der tägliche Nachmittagskaffee ist ein fester Termin. Familie Diem kommt dann zusammen, bespricht Familiäres und Geschäftliches. Vielleicht trifft es der Begriff Lagebesprechung gar nicht mal so schlecht. „Wir stimmen uns miteinander ab“, sagt Karl Diem. Denn dabei gehe es unter anderem auch um Bestellungen oder Lieferungen, um Dinge, die anfallen, die organisiert, die erledigt werden müssten, ergänzen seine Söhne Benedikt und Johannes.

    Der 57-jährige Karl Diem ist das Oberhaupt eines Familienbetriebs, dessen Wurzeln weit zurückreichen. Die „Marschrichtung“, wie er es nennt, beschreibt er so: „Alles findet in Krumbachs Stadtmitte statt: Hotel, Gasthof, Biergarten, Metzgerei-Guthaus.“ Begonnen haben seine Vorfahren mit einer Metzgerei. Benedikt Diem, 26 Jahre alt, verortet die Anfänge im 18. Jahrhundert, präzise im Jahr 1735. Im Gastgewerbe befinde man sich in der fünften Generation, fügt er hinzu. Seit 1876 habe sich der Gasthof fest in der Krumbacher Gastronomie und über die regionalen Grenzen hinaus etabliert, schreibt die Familie auf ihrer Website.

    Gasthof Diem in Krumbach: Die Nachfolge ist längst geregelt

    „Man denkt schon an die Familientradition“, meint Vater Karl Diem angesichts dieser Jahreszahlen. Wobei, das hebt er ganz klar hervor: „Ich habe nie etwas müssen.“ Nie sei er gedrängt worden. Sein Vater habe ihm sein Vertrauen geschenkt: „Und so habe ich es auch mit meinen Söhnen gemacht.“ Karl Diem selbst ist die achte Generation: „Das ist kein Verdienst“, betont er. Vielmehr sei es eines, das Unternehmen an die neunte weiterzugeben. Wie er da so im Kreise seiner beiden Söhne sitzt, meint er: „Ich denke, wir haben ein vertrauensvolles Verhältnis“. Die Weichen seien gestellt. Wobei das jetzt aber nicht heißen solle, dass er sich mit 58 ½ auf Mallorca zur Ruhe setze, scherzt er. Aber er mache sich Gedanken über die Zukunft, wird er wieder ernst.

    Benedikt Diem nickt: „Zum Übernehmen hat uns niemand gezwungen.“ In seiner Realschulzeit hatte er Gelegenheit, in so unterschiedliche Bereiche wie Auto, Bank und Bäckerei zu schnuppern, wie er erzählt. Die Entscheidung fiel zugunsten einer Ausbildung als Hotelkaufmann im „Bayerischen Hof“ in München. Für ihn, so erzählt er, sei nur eine Lehrstelle außerhalb in Frage gekommen. „Wenn man alles kennt, kann man sich nicht verbessern.“

    Seinem Bruder Johannes gingen zwei Optionen durch den Kopf: Er wollte entweder Koch werden oder in die Informatik-Branche gehen, erläutert der 27-Jährige. Zunächst war es aber erst einmal das Metzgerhandwerk, dem er sich zuwandte. Der Grund: „Ich bekam meine Lehre als Koch im Hotel „Sonnenalp“ in Ofterschwang erst später.“ Danach musste er sich entscheiden: „Ich hätte eine Stelle in Miami gehabt.“ Aber es kam anders: „Ich wurde nach meiner Ausbildung heimgerufen, da ein Mitarbeiter wegging.“ Vor acht Jahren war das. Nun ist er selbst seit zwei Monaten stolzer Vater des kleinen Theodor Johann. Mit seinem Sohn will er es halten, wie sein Vater mit ihm: „Mein Kind darf selber entscheiden, das ist auch mein Gedanke.“

    Benedikt Diem nennt sich selbst humorvoll "das Mädchen für alles"

    Die Arbeitsbereiche sind zwischen den Familienmitgliedern klar aufgeteilt. Mutter Ulrike Diem nennen ihre Söhne die „gute Seele des Hauses“, die für Dekoration, Geschenkkörbe, Housekeeping, Restaurantservice und die Wursttheke zuständig sei. „Ich kümmere mich um Einkauf, Lebendvieh, Fleisch- und Wursttheke, erledige das Organisatorische“, beschreibt Karl Diem, der Chef, seine Aufgaben.

    Benedikt Diem, der vor vier Jahren in den Betrieb eingestiegen ist, sagt humorvoll über sich, er sei „das Mädchen für alles“, denn seine Verantwortung reicht von der Rezeption, über Haus- und Fahrzeugtechnik bis hin zur Logistik. Küchenchef Johannes Diem schließlich „ist für alles Kulinarische zuständig“, wie er es zusammenfasst. Das beträfe sowohl den Gasthof wie das Guthaus. Zu seinen Kompetenzen gehören darüber hinaus Online-Shop und soziale Medien. Seine Frau Christiane, eine Juristin, helfe im Sommer aus und sei die Rechtsanwältin in der Familie, berichtet er.

    Natürlich kommt das Gespräch auch auf das Corona-Virus – zwangsläufig. „Eine langfristige Planung ist nicht möglich“, erklärt Johannes Diem. Ums Überleben, darum ginge es. Covid 19 werfe alles durcheinander, stimmt Benedikt Diem zu. „Die Gewerbetreibenden in der Stadt werden weniger.“ Das bereite auch Angst. Eigentlich hätten sie die Gasträume für den Winter erweitern wollen. „Mal schauen, wie es weitergeht“, sagt Johannes Diem.

    Eine Vergrößerung der Produktionsräume? Innovativ sein? Oder auf andere Pferde setzen, wenn es so bleibt? Vieles beschäftigt die Familie Diem. Dazu gehört auch, dass Servicekräfte aufhören. Wer abwandere, komme nicht zurück. „Wenn wir wieder öffnen dürfen, wollen alle essen, aber dann fehlt das Personal“, sagt Benedikt Diem. Dennoch ist sein Bruder optimistisch: „Wir werden’s schon hinkriegen.“

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