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Fußball: Hand in Hand ins Kammeltal-Doppel

Fußball

Hand in Hand ins Kammeltal-Doppel

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    Treten guten Mutes in die Spielgemeinschaft ein: (von links) die Vereinsvorsitzenden des SV Kleinbeuren und des SV Ettenbeuren, Edwin Thanner und Stefan Spahn, der 2. Vorsitzende des SV Kleinbeuren, Christian Sax sowie der Fußball-Abteilungsleiter des SV Ettenbeuren, Christoph Kraus.
    Treten guten Mutes in die Spielgemeinschaft ein: (von links) die Vereinsvorsitzenden des SV Kleinbeuren und des SV Ettenbeuren, Edwin Thanner und Stefan Spahn, der 2. Vorsitzende des SV Kleinbeuren, Christian Sax sowie der Fußball-Abteilungsleiter des SV Ettenbeuren, Christoph Kraus. Foto: Ernst Mayer

    Die deutsche Fußball-Landkarte ändert sich laufend und im Moment, wie viele sagen, grundlegend. Zwar ist das von Skeptikern prophezeite Vereinssterben in der Region – noch? – nicht angekommen, doch die Bildung vieler Juniorenfördergemeinschaften (JFG) in den vergangenen zehn, zwölf Jahren ließ bereits vermuten, dass der Trend irgendwann auch im Erwachsenenbereich ankommen wird. Einfach formuliert: Der Sportart Fußball gehen zumindest auf dem Land langsam, aber sicher die Spieler aus. Ein Lösungsansatz ist, dem Nachbarn die Hand zu reichen. Genau diesen Weg gehen nun der SV Ettenbeuren und der SV Kleinbeuren.

    Dass pure Not der Vater des Gedankens war, verschweigen beide Seiten keineswegs. Edwin Thanner, Vorsitzender des gut 400 Mitglieder zählenden SV Kleinbeuren, erwähnt eine Prognose, nach der heutzutage aus elf Buben, die im Vorschulalter mit dem Fußballspielen beginnen, nur einer für die künftige Männermannschaft übrig bleiben wird. Unmissverständlich sagt er: „Bei uns geht es ums Überleben – leider.“ Kaum besser sieht es beim Nachbarn aus. „Aus der Jugend kommt über die nächsten Jahre zu wenig, als dass das funktionieren könnte“, urteilt Stefan Spahn. Für den Chef des 500 Mitglieder starken SV Ettenbeuren lag auf der Hand, dass der mit den Reserven beider Vereine bereits eingeschlagene Weg (seit dieser Spielzeit tritt das Team als SG Kleinbeuren-Ettenbeuren in der B-Klasse an) auch für die ersten Mannschaften das einzig sinnvolle Zukunftsmodell darstellt.

    Gedacht, besprochen, beschlossen. Allzu viel Gegenwind gab es auch nicht, betont der 2. Vorsitzende des SV Kleinbeuren, Christian Sax. Immerhin sind die Nachwuchsaktivitäten der Vereine bereits seit 2007 in der JFG Kammeltal gebündelt. Spahn ergänzt: „Wer heute mit 20 in der Ersten ist, hat bereits als Zehnjähriger mit einem Kleinbeurer zusammengespielt.“ Auch im Erwachsenenalter sind die Schnittmengen größer geworden. Es kam die Reserven-Spielgemeinschaft, inzwischen wird zweimal pro Woche gemeinsam und abwechselnd auf beiden Sportplätzen trainiert.

    Der Höhepunkt war ein Kennenlern-Ausflug in eine Hütte im Allgäu

    In der Vorbereitung aufs Frühjahr werden die Aktivitäten weiter verzahnt. Höhepunkt aus Sicht der Kicker war am vergangenen Wochenende ein gemeinsamer Ausflug auf eine Hütte im Allgäu, „um sich noch besser kennenzulernen“, wie Spahn sagt. Die personellen Entscheidungen für den Rest der Runde sind ebenfalls gefallen: Thomas Zöllner, Coach des A-Klassisten SV Kleinbeuren, ist Trainingsleiter für beide Mannschaften; in Ettenbeuren werden die beiden Abteilungsleiter Christoph Kraus und Roland Engel das Geschehen am Kreisklasse-Spieltag koordinieren. Wer in der künftigen SG das Sagen hat, „ist noch nicht entschieden“, versichert Spahn. Wichtiger sei derzeit, „eine neue Euphorie zu entfachen“, fügt Kraus hinzu. Der Spartenchef sieht in der Kooperation auch die Möglichkeit, zukunftsorientiert Qualitäten zu entwickeln. Vielleicht entschließt sich sogar der eine oder andere Ehemalige angesichts neuer Perspektiven zu einer Rückkehr ins Kammeltal, sinniert er.

    Klar ist, dass die neue Mannschaft im Sommer in der Kreisklasse antreten wird. Allerdings, und das stimmt die Verantwortlichen ein bisschen traurig, nicht unter ihrem Wunschnamen. Alle Beteiligten würden die Bezeichnung SG Kammeltal favorisieren; „wir sind ja eine Gemeinde“, sagt Thanner. Doch Spielleiter Rainer Zeiser winkt ab. Ein derartiges Verfahren sei nur bei Vereinsgründungen möglich. Für Spielgemeinschaft dagegen gelte: „Der federführende Verein muss im Namen der SG vorne stehen, der zweite Verein dahinter.“ Ein anderer Name als SG Ettenbeuren-Kleinbeuren sei also nicht zulässig.

    Spielgemeinschaft ist nur auf Kreisebene zulässig

    So sehr das die Verantwortlichen im Kammeltal bedauern, so sehr vermuten sie, dass eine endgültige Namensfindung nur aufgeschoben ist. Offen sprechen sie über die Möglichkeit, die beiden Fußball-Abteilungen (nicht die Hauptvereine!) zum FC

    Dass sie überhaupt zum umsetzbaren Modell wurde, wäre in früheren Tagen undenkbar gewesen, formulieren die Verantwortlichen. „Da gab’s enorme Rivalität, da haben sich einige gefreut, wenn der andere auf dem Boden lag“, sagt Thanner und Sax schiebt nach einer kleinen Pause hinterher: „Man muss den Wandel der Zeit erkennen.“

    Oft werden faule Ausreden für Termin-Absagen verwendet

    Diese Einsicht könne jeder gewinnen, der sich vorurteilsfrei mit dem Fußball in der Region beschäftigt, bemerkt Spahn. „Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, sehe ich schon, dass auf den Sportplätzen nicht mehr allzu viele trainieren“, sagt er und fügt mit Bedauern in der Stimme hinzu: „Früher hat halt noch jeder Verein eine eigene Jugend gehabt.“ Thanner erwähnt in diesem Zusammenhang etwas anderes: Man sei damals zur Not auch wochenlang mit 13 Mann durchgekommen, weil eben normalerweise alle Fußballer da waren. Heutzutage würden oft faule Ausreden verwendet, um Termine abzusagen. „Das zermürbt mich“, räumt der Funktionär ein. Die Ettenbeurer haben, wie Spahn berichtet, ihre speziellen Lehren aus sportlich erfolgreicheren Tagen gezogen: „Wir waren in der Bezirksliga an unserem Zenit. Das ging dann zwei, drei Jahre lang gut, aber von unten kam nichts mehr nach. Dann hat man versucht, mit auswärtigen Spielern die Liga zu halten und als wir abgestiegen sind, waren die alle weg. Und dann stehst du mit ganz wenigen Leuten da.“

    Nun sind die beiden Kammeltaler Vereine nicht die ersten, die darauf kommen, dass das Überwinden früherer Hemmnisse allemal sinnvoller ist als das Einstellen der Fußballspielerei. Und sie sind überzeugt, dass ihnen viele in der Region folgen werden. Oder, wie Sax sagt: „Das wird sich in nächster Zeit öfter wiederholen. Da bin ich mir sicher.“

    Kooperation und Fusion: Modelle der Zusammenarbeit im Sport

    Es gibt einige Modelle, nach denen bisher eigenständige Vereine oder Abteilungen zusammenarbeiten können. Als Resultat steht immer eine Bündelung von Kräften, Finanzen und/oder Mitgliedern. Drei Beispiele aus dem Fußball im Landkreis Günzburg:

    Die Kooperation Einzelne Abteilungen aus zwei bis drei Vereinen beschließen, künftig als Spielgemeinschaft am Spielbetrieb teilzunehmen. Alle anderen Abteilungen und die Grundstruktur der Ursprungsvereine bleiben von dieser Lösung unberührt. So treten seit Beginn der Saison 2016/17 die Fußballer von SV Röfingen und FC Konzenberg (plus, als spätere Zugabe, von SC Mönstetten) gemeinsam als SG Röfingen-Konzenberg an.

    Die Fusion von Abteilungen Abteilungen aus zwei oder mehr Vereinen beschließen eine Konzentration der Kräfte, indem sie einen neuen, eigenständigen Verein gründen. Alle anderen Abteilungen und das Grundgerüst der beiden Ursprungsvereine bleiben davon unberührt. So wurde 2001 aus den Fußball-Abteilungen des TSV Burtenbach und des 1. FC Kemnat der FC Mindeltal.

    Die Fusion von Vereinen Aus zwei oder mehr Vereinen wird einer, in dem – sofern gewünscht – sämtliche Mitglieder und Abteilungen der beiden Ursprungsvereine verschmelzen. 16 Jahre lang hatten der SV Deisenhausen und der SV Bleichen ihre Fußball-Abteilungen verschmolzen, ehe im Spätsommer 2017 die beiden Gesamtvereine zum neuen

    Ein Gespräch mit Balthasar Zahler über die Arbeit der SG Röfingen-Konzenberg

    Herr Zahler, als Fußball-Abteilungsleiter des SV Röfingen haben Sie immer wieder betont, wie wohl Sie sich in der Spielgemeinschaft mit dem FC Konzenberg fühlen. Seit anderthalb Spielzeiten kicken die beiden Abteilungen nun schon zusammen. Hand aufs Herz: Wie läuft’s?

    Zahler: Das hätte sich niemand erträumen können, dass es so gut läuft. Dass wir jetzt schon das zweite Jahr oben in der Kreisklasse mitspielen, daran hätte auch keiner gedacht. Oder dass wir in die Endrunde einer Hallen-Kreismeisterschaft kommen – und dort so eine fantastische Rolle spielen wie am vergangenen Samstag.

    Seit geraumer Zeit ist auch der SC Mönstetten dabei. Hat das Perspektive?

    Zahler: Vor der aktuell laufenden Saison hatten die mal angefragt, ob wir uns vorstellen könnten, eine dritte Mannschaft in die Spielgemeinschaft einzubinden. Das war für uns damals eigentlich kein Thema, weil wir Probleme sahen, das wirklich gleichberechtigt zu gestalten. Außerdem sind wir ja mit unseren zwei Vereinen personell recht gut bestückt. Letztlich ist es doch so gekommen, dass die Mönstetter bei uns sind. Oder vielmehr: Vier Mann aus der früheren Mönstetter Mannschaft sind fest dazu gekommen; drei spielen regelmäßig in der Reserve, einer in der Ersten. Da die Mönstetter im SG-Namen nicht erwähnt sind, hat das die Öffentlichkeit vielleicht gar nicht so mitgekriegt. Sie haben ja im Punktspiel-Betrieb auch keine Heimspiele.

    Demnächst gibt es eine neue SG in der Region. Hat da jemand aus dem Kammeltal mal bei Ihnen angefragt, wie das funktioniert?

    Zahler: Edwin Thanner, den Präsidenten des SV Kleinbeuren, kenne ich ganz gut. Der hatte mal gefragt, wie das abläuft bei uns. Ratschläge oder konkrete Tipps habe ich ihm aber keine gegeben; dazu muss jeder Verein zu sehr seine spezielle Situation beachten. Was ich gesagt habe, ist: Ich bin der Meinung, in bestimmten Situationen muss man das einfach machen, dann muss man zusammengehen.

    Zurück zu Ihrer Spielgemeinschaft. Ihr Trainer Manuel Mehl ist ja Schalke-Fan. Das heißt aber nicht, dass Sie sich als ewigen Meister der Herzen sehen, oder? Was ist denn in dieser Saison noch drin?

    Zahler: Ich vermute, dass Neumünster und Türk Gücü Lauingen den Aufstiegskampf unter sich ausmachen. Aber die anderen ärgern ist nie verboten.

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