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Edelstetten: Vom Schurken zum Helden

Edelstetten

Vom Schurken zum Helden

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    Professor Klaus Wolf referierte in Edelstetten über den „Bayerischen Hiasl in der Literatur“.
    Professor Klaus Wolf referierte in Edelstetten über den „Bayerischen Hiasl in der Literatur“. Foto: Thomas Niedermair

    War er nun ein Volksheld, der nur die Reichen schädigte und den Armen half, oder ein gefährlicher Schurke, als den ihn die Obrigkeit fürchtete? Vielleicht ja von beidem etwas, denn Matthias Klostermayr, der (laut Taufurkunde) eigentlich „Mattheus“ hieß und als „Der Bayerische Hiasl“ zwischen 1766 und 1771 wildernd das schwäbisch-bayerische Grenzland (überwiegend westlich des Lechs) unsicher machte, war zweifelsfrei eine Persönlichkeit, die Zeitgenossen und Nachwelt fasziniert hat. Wie es dazu kam, dass aus dem Bandenführer eine ins Legendenhafte überhöhte Gestalt wurde, verdeutlichte Professor Klaus Wolf im Chinesischen Saal von Schloss Edelstetten. Der Augsburger Wissenschaftler absolvierte als Vorsitzender des Vereins Literaturschloss

    Zu seinem Vortrag „Der Bayerische Hiasl in der Literatur“ hatte der Germanist (Schwerpunkt Bayern) musikalische Gäste aus Altbayern nach Schwaben mitgebracht. Siegfried (Gesang, Gitarre, Zither) und Gisela Bradl (Gesang, Akkordeon, Hackbrett) sowie Angelique Witschel (Gitarre, Okarina) gelang es schon mit ihrem ersten Lied („Schee langsam fang ma o“), das Publikum zum engagierten Mitsingen zu bewegen.

    Als „Haberer-Zwoagsang“ oder als „Hirangl-Musi“-Trio rundeten die Musiker aus Altomünster mit ihren herzhaft gesungenen und abwechslungsreich instrumentierten Wildererliedern („Bayerischer Hiasl“, „Jennerwein“ und andere) Klaus Wolfs Referat unterhaltsam ab. Zur Legendenbildung um den 1736 in Kissing geborenen und als Meisterschützen gefeierten Wilderer trug laut Professor Wolf bei, dass er es verstanden habe, die Kleinstaaterei im damaligen Schwaben, einem regelrechten „Flickenteppich“, gewitzt auszunutzen. Durch ständige Grenzübertritte konnte sich der „Hiasl“ dem Zugriff der erbosten Obrigkeit entziehen, bis es schließlich doch (im Januar 1771) gelang, ihn festzunehmen. Nach der in Dillingen (im September 1771) mitleidlos vollzogenen Hinrichtung des Wildschützen, der erdrosselt, auf einer „Radbrechmaschine“ zertrümmert, geköpft und gevierteilt wurde, folgte – je nach Standpunkt – die Heroisierung oder Dämonisierung des „bayerischen Robin Hood“ in volkstümlichen Liedern, Gedichten, Anekdoten, Puppenspielen, Biografien und Romanen.

    Der Hiasl war, wie der Referent betonte, „bei Bauern beliebt, weil er das Wild dezimierte“. Auch als Vorbild für den Karl Moor in Friedrich Schillers „Die Räuber“ soll er gedient haben. Er entsprach, „ganz dem Schema des edlen, freiheitsliebenden Volkshelden“. Für die weitere Beschäftigung mit dem „Bayerischen Hiasl“ empfahl Wolf zum Enen Ludwig Tiecks Roman „Der Bayersche Hiesel“ (1791). Zum anderen empfahl er einen Besuch in der 2006 auf Gut Mergenthau bei Kissing eröffneten „Hiasl-Erlebniswelt“, wo Originalstücke und Schaubilder das Leben des Rebellen anschaulich darstellen“.

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