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Edelstetten: Jetzt kommt das Finale für Edelstettens Schuhmacher

Edelstetten

Jetzt kommt das Finale für Edelstettens Schuhmacher

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    Schuhmachermeister Karl Mörz aus Edelstetten geht endgültig in den Ruhestand. Das Inventar seiner Werkstatt hat er bereits weitgehend verkauft.
    Schuhmachermeister Karl Mörz aus Edelstetten geht endgültig in den Ruhestand. Das Inventar seiner Werkstatt hat er bereits weitgehend verkauft. Foto: Dieter Jehle

    „Ja, ich bin mit Leib und Seele Schuhmacher“. Karl Mörz wirkt zufrieden. Mittlerweile steht er im 85. Lebensjahr. Bis zuletzt sohlte, nähte und klebte er Schuhe in seiner kleinen Reparaturwerkstätte in Edelstetten. Sie gehörte einst zu den modernsten in der Region. Doch nun ist Schluss. Mitte September setzt er sich endgültig zur Ruhe. Seine Arbeitsgeräte hat er fast alle verkauft. „Sie werden demnächst abgeholt“, erzählt er ein wenig traurig. Doch dies war wichtig. „Sonst hätte ich immer wieder Reparaturen angenommen“. Das ist ihm jetzt nicht mehr möglich.

    Noch einmal steht Karl Mörz inmitten von Regalen, Nähmaschinen, Bohrern, Schleif- und Poliermaschinen und Sohlenpresse. Die Werkstatt wirkt aufgeräumt. Alles hat seinen Platz. So angeordnet, dass ihm stets ein effizientes Arbeiten möglich war. Ein leichter „Duft“ von Leder und Klebstoffen umhüllt den Raum. Hier wirkte der Schuhmachermeister fast ein Leben lang. In Langenhaslach absolvierte er von 1950 bis 1953 eine Lehre als Schuhmacher. Damals hatte dieses Handwerk noch den sprichwörtlichen „goldenen Boden“. „Es gab zu viele Lehrlinge für dieses Handwerk“, erinnert er sich. Auch er musste erst ein halbes Jahr warten. Dann erhielt er doch noch die Zusage von der Innung diesen Beruf erlernen zu dürfen.

    Der Schuhmacher hatte in der ganzen Lehrzeit drei Tage Urlaub

    Der Verdienst war spärlich. „Im ersten Lehrjahr waren es 1,50 Mark pro Woche“, so Mörz. Im zweiten und dritten Lehrjahr wurde jeweils eine Mark „aufgesattelt“. Vom Urlaub ganz zu schweigen. „In der gesamten Lehrzeit hatte ich drei Tage Urlaub“. In dieser Zeit florierte das Schuhmacher-Handwerk. In jedem Dorf gab es drei bis vier Betriebe seines Berufsstandes. Sein damaliger Lehrmeister bescheinigt ihm schriftlich „ein tüchtiger Geselle“ zu werden. Kurz darauf machte er sich selbstständig. In der damals noch jungen Republik herrschte Gewerbefreiheit. Im Hause des Vaters richtete er eine kleine Werkstatt ein. Konsequent feilte er an seiner Schuhmacherkarriere. Es folgte der Bau eines eigenen Wohn- und Geschäftshauses. 1967 legte er die Meisterprüfung ab. Über Arbeit konnte er sich nicht beklagen. Er unterhielt im Großraum Krumbach, Kaufbeuren und Neu-Ulm 18 Annahmestellen. „Es war eine schöne Zeit“, so Mörz. Im Monat erledigte er zusammen mit seiner Frau rund 1700 Arbeitsvorgänge.

    Bis in die 60er hat er selbst Schuhe produziert

    Meist war es die Reparatur von Schuhen. Bis in die 60er Jahre habe er auch Schuhe, insbesondere Arbeitsschuhe, selbst produziert. Doch das Handwerk wurde von der industriellen Fertigung eingeholt. Der Schwerpunkt bildete die Reparatur. Und seine Kunden schätzten dabei seine Qualität, Pfusch am Schuh war nicht seine Sache. Dabei erinnerte er sich immer wieder an die Worte seines Lehrherrn: „Pressiert nicht, wichtig ist saubere Arbeit, das Schnelle kommt von selber“. Mörz erlebte auch die bittere Zeit des Schuhmacherhandwerks. 33 Jahre war er Innungsobermeister, 2006 löste er die Innung Krumbach-Günzburg-Illertissen-Neu-Ulm auf. Er musste zusehen, wie sich sein Berufsstand zu einer aussterbenden Spezies entwickelte. Viele Kollegen hat er überlebt. Doch was bleibt? „Das Reparieren von Schuhen und der Kontakt zu meinen Kunden war meine Leidenschaft“, so der Inhaber des Golden Meisterbriefes. Diese müssen sich jetzt umstellen. Besohlen, Weiten und Nähen von Schuhen ist ab jetzt in Edelstetten Vergangenheit.

    Mit der Geschäftsaufgabe von Karl Mörz verliert die Region ein weiteres Stück Heimatgeschichte. Eigentlich hätte er schon mit 65 aufhören können. „Ich liebe meinen Beruf, blieb durch die Tätigkeit jung, hatte eine Aufgabe und Kommunikation“. Das handgeschriebene Schild „Bin im Garten“ benötigt er nicht mehr. Karl Mörz ist jetzt Ruhestand. „Schreibens bitte noch, dass ich all meinen Kunden danke“, gibt er noch mit auf den Weg.

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