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"Dr Storch hat a Kendle g'froschet ond dr Mama ens Bett g'legt"

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"Dr Storch hat a Kendle g'froschet ond dr Mama ens Bett g'legt"

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    Um die Hebamme geht es in der ersten Folge der neuen Serie mit Mundart-Geschichten des Nattenhauser Schauspielers Robert Naegele. Die Geschichten sind als Buch "Damals in unserem schwäbischen Dorf" im Maximilian Dietrich Verlag Memmingen erschienen. Die Zeichnungen stammen von Helmut Ackermann.
    Um die Hebamme geht es in der ersten Folge der neuen Serie mit Mundart-Geschichten des Nattenhauser Schauspielers Robert Naegele. Die Geschichten sind als Buch "Damals in unserem schwäbischen Dorf" im Maximilian Dietrich Verlag Memmingen erschienen. Die Zeichnungen stammen von Helmut Ackermann.

    Als Gascht auf'm Taufschmaus beim Bäsle, en meim schwäbischa Dorf, hau i d' "Hebamm" (bei eis sait ma aber Hefam) vermisst.

    Ma hat mi aufg'klärt, dass eiser früahere Hebamm scha lang endr Pfread ischt, dass ma scha seit viele Jauhr zum "Kendlakriaga" ens Krankahaus gauht, und dass dia fescht a'g'stellte Hebamma vom Krankahaus koi Zeit für sölle Taufschmäus hant.

    Dr nuigeboarane, grad taufte Stammhalter hat mit Heina dia Unterhaltung unterbrocha. "Michael, was hascht denn?", hat de glücklich Muatter ens Wickelkisse neig'schwätzt.

    "Michale ...", hau i weiter tröschta wölla, aber s'Bäsle isch mir ens Wort g'falla: "Bitte, Michael!"

    Also, Michael, (wenn ma heutzutag nomma Michale saga derf) zua meiner Zeit. Komm, i schreib dir's liaber auf, wias döt mit'm Kenderkriaga und mit dr Hebamm zuaganga ischt.

    Zuckerbröckla auf d'Fenschtersimsa

    Zuckerbröckla hat ma auf d'Fenschtersimsa lega müassa, nau isch dr Storch, der auf'm Kirchadura sei Neascht g'het hat, ens Riad oder en da Weiher na'g'floha, hat a Kendle g'froschet, dös Butzale dr Mama ens Bett g'legt, drbei hat dr Siach d'Mama en d'Wada bissa. Und weil dös weah doa hat, isch d'Hebamm am sella Tag und no a ganze Wuch lang zua dr "Kendbettre" ens Haus g'komma.

    Dia Hebamm, Michael, dia mi auf d'Welt brocht hat, leabt no. I hau bei ihr en B'suach g'macht und se hat mir von deane frühere Zeita a so verzöhlt:

    I bi als Hebamm für fenf G'moida zuständig g'wea. Scho etliche Wucha voar dr Kendbett hant sich bei mir d'Leut a'g'meld't. Dr jeweilig Ma' hat saga könna: "Hebamm, gell, wenn's bei dr Meina überanand ghaut, derf i di hola?!" Und s' jeweilig Weib, wenn se da Weag zua dr Hebamm no vermögt hat: "Bei mir isch's bald so weit, du bischt doch de nächste Wucha dahoim?!" Mei Kuferle, mit'm Nabelb'steck, hau i auf'm Nachtkäschtle ständig parat g'het. Und's alt Damarad existiert heut no em Keller. Ja, Bua, mit deam bi i losdappad beim guata und schlechta Wetter. En ganz kalte Winter send d'Ma' au' mit de Schlitta hear'komma, hant mi aus'm Schlauf trommlet, en a wullane Decka verpackt und sent mit mir em Trab hoim zum Weib g'fahra. Dahoim, wo's Weib en de Weaha g'leaga ischt und d'Schroi aus dr Stubakammer komma send, hat sich dös "starke G'schlecht" moischtens en stille Winkala verzoga. - Bua, wia du auf d'Welt g'komma bischt, dös woiß i heut no. Dei easchter Schroi, nauchdeam i di auf's Fiedla bätscht hau - ja, a rischtiger "Triegel" bischt g'wea, mit fascht zeha Pfund -, hat dei Muatter vom Heina zum Lacha brocht. Und i hau nach deim Vater bellat: "Michl, wo bischt denn, du ka'scht komma!" Leichablass und nassg'schwitzt bis auf's Hemad, als ob er di entbunda hätt, hat'r d'Näs bei dr Stubakammertür reig'steckt, und g'schluckt und g'stottret: "Isch a Bua?"

    Mit ra Schnapsfläsch en dr Kuche

    Allerding haut's dau no ganz andre Ma' gea wia dein Vater. Dei Onkel, zom Beispiel, mit dr groaßa Schreinerei, deam dei Tante bereits vier Mädla auf d'Welt brocht g'het hat, ischt bei dr fenfte Niederkunft von deiner Tante mit ra Schnapsfläsch en dr Kuche g'hocket. Wia i nau's fenft Mädle a'gnablet g'het und zua eahm na'g'schriea hau: "Bleib na hocka, wieder so a Soichtäschle!", isch'r auf und futt und hat se an ganza Ta' nomma blicka lau.

    Ja, Bua, als Hebamm hascht scha Nerva hau müassa, dös ka'scht mir glauba! Viele Weiber send em Wuchabett g'leaga ond hant en der Zeit koi Hilf em Haus g'het. En sölle Häuser hau i z'eascht 's Kendle und 's Weib versorget, und nau hau i kocha müassa. Trotzdeam, i bi gera Hebamm g'wea, und über a jed's Butzele, deam i zum Leaba verholfa hau, hau i mi g'freit! - Zahlt hat ma mi oft mit Meahl und Schmalz und Oier. Na ja, em easchta und em zwoita Weltkriag isch mir dös am liebschta g'wea.

    "Hebamm", fraug i, "was hant Ihr denn dau für alte Büachla auf'm Tisch rumliega?" - "Dös send meine Kalender; en deana blättre i no oft, b'sonders z'Nacht, wenn mi 's Reißa plauget. Woischt, früaher isch d'Hebamm au' bei dr Tauf und beim Taufschmaus drbei g'wea, und wenn de Weiber koine andre Näma als Marie und Joseph ei'g'falla send, hat ma mi g'frauget. Dau, luag, em Kalender von anno 20: Michael, Tobias, Florian, - und d'Mädla: Katharina, Elisabeth, Annastasia. Guck, Bua, dös isch mei Kalender von 1940: Horst, Wulf, Siegfried - bei de Mädla: Hiltrud, Sieglinde, Astrid. "Astrid" hau i daumals dr Frau vom Schuallehr' ausschwätza wölla, aber se hat's viel z'spät eig'seah, dass "Aschtrittle" bei eis em Schwäbischa it schöa klingt."

    I lach mit dr alta Hebamm, und se moi't: "D'Welt isch rund, all's kommt, all's vergauht, all's kommt wieder, so au' d'Näma!"

    "Haut dei Cousine it nuile en dr Geburtsa'zoig en "Tobias" stauh g'het? Ond bei Kächales lauft a kloina "Annastasia" rom!, ond "Florian" hoißt doch dr Kloi von dr Elisabeth! Ond 's Bäsle, dia ischt mit'm Nama von ihrem Büable wieder auf dein Vater z'ruckkomma, dös freit mi b'sonders, dös Michale!"

    "Ja, Hebamm, "Michael" sait ma iatz grad zua de Michale!" Und wenn ma, nach zwanzg Jauhr - vielleicht - zua de Michael wieder Michale sait, freit sich dös Michale - vielleicht - über dia Unterhaltung mit dr alta, letschta Hebamm aus eiserem schwäbischa Dorf.

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