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Burg: Damit die Wildbienen im Landkreis Günzburg überleben

Burg

Damit die Wildbienen im Landkreis Günzburg überleben

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    Eine Holzbiene im Anflug auf eine Salbeiblüte. Die Holzbienen sind eine solitär lebende Wildbienenart, die ihre Nistplätze in abgestorbenen, sonnenbeschienenen Baumstämmen, die noch nicht zu morsch sind, anlegt. (Symbolfoto)
    Eine Holzbiene im Anflug auf eine Salbeiblüte. Die Holzbienen sind eine solitär lebende Wildbienenart, die ihre Nistplätze in abgestorbenen, sonnenbeschienenen Baumstämmen, die noch nicht zu morsch sind, anlegt. (Symbolfoto) Foto: Uwe Anspach/dpa

    Die Summe erinnert ein bisschen schon an den bevorstehenden Fasching: 1111 Euro spendet der Verein Burgstalltheater Burg an den Landkreis Günzburg. Der Zweck hat allerdings einen durchaus ernsten Hintergrund. Mit dem Geld soll der Landkreis Blühflächen anlegen, damit Insekten in einer zunehmend ausgeräumten Landschaft wieder mehr Nahrung finden.

    Landrat Hubert Hafner, Schirmherr des Vereins, nahm das Geld dankbar entgegen. „Das Geld ist bei uns gut aufgehoben. Wir schaffen damit Impulse für andere“, sagte Hafner, dem es ein Anliegen ist, dem Artensterben entgegenzutreten. Schon seit Jahren bemühe sich der Landkreis durch sein Vorbild und die Verteilung kostenlosen Saatguts an Kommunen und Privatleute beim Artenschutz voranzukommen, sagt Ottmar Frimmel, Leiter der Naturschutzbehörde am Landratsamt.

    Menschen wollen etwas für den Artenschutz tun

    Das Engagement und die Spende des Burger Theatervereins zeigten, dass die Menschen im Landkreis tatsächlich etwas verändern wollten. Der Gute Wille ist ein erster Schritt. „Jetzt geht’s darum, den Artenschutz auch umzusetzen und am Ball zu bleiben“, fordert Frimmel. Dabei geht es eigentlich nicht nicht um die Honigbiene. Von Imkern als eine Art Nutztier gehegt und gepflegt, hat sie ohnehin eine große Lobby. Sie ist im Kampf gegen das Artensterben lediglich ein Symbol.

    Kommentar:

    Jeder kann etwas zum Artenschutz beitragen

    Vordergründig steht der Erhalt der Wildbienen und anderer bestäubender Insekten im Fokus. Ihr Problem ist, dass sie im Gegensatz zu den Honigbienen Spezialisten sind. Während die Honigbiene an vielen verschiedenen Blüten Nektar nippen kann, sind manche Insekten oft auf ganz bestimmte Blüten angewiesen, teils sogar nur eine einzige Pflanzenart, um zu überleben. Verschwinden diese Arten, sterben auch die dazugehörigen Insekten. Ihr Sterben vollzieht sich leise und unbemerkt.

    Der Artenschwund ist dramatisch. Die „Krefelder Studie“ verzeichnet einen Rückgang der Biomasse der Insekten um 80 Prozent in nur 30 Jahren. Keineswegs geht es dabei nur um den bedauernswerten Verlust einiger schön anzusehender Schmetterlinge. Das Artensterben ist kein ästhetisches Problem.

    Artensterben hat auch wirtschaftliche Konsequenzen

    Es hat durchaus wirtschaftliche Konsequenzen. „90 Prozent unserer Nutzpflanzen werden von Insekten bestäubt“, erklärt Frimmel. In der Regel erledigen einen Großteil dieser kostenlosen Dienstleistung die meist als Einzelgänger lebenden Wildbienen. So droht laut dem jüngsten Bericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) durch den Verlust von Bestäuberinsekten ein finanzieller Schaden im Wert von 235 bis 577 Milliarden Dollar in der Nahrungsmittelproduktion pro Jahr.

    Das große Sterben ist neben dem schwindenden Nahrungsangebot vor allem auf den zunehmenden Verlust des Lebensraums sowie den massiven Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden zurückzuführen. Während auf vielen Feldern meist nur noch die gewünschten Kulturpflanzen in Monokultur gedeihen, verarmen die überdüngten Wiesen in ihrem Artenreichtum.

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    Es darf im Garten auch mal unordentlich sein

    Daher komme den privaten Hausgärten und kommunalen Grünflächen beim Artenschutz eine zunehmende Bedeutung zu, erklärt Frimmel. Jeder kann etwas tun und das Gute daran ist, es geht ganz einfach. Denn nichts zu tun ist oft genug das beste Rezept, sagt Frimmel. Für die Insekten ist es ein Segen, wenn verblühte Stauden und Gräser stehen bleiben. Jede Pflanze beherberge Eier, Larven und Raupen. Samenstände sind Futter für Wintervögel. Ein bisschen Chaos und Unordnung helfen den Insekten und Vögeln enorm weiter. „Unser Schönheitsideal ist für den Artenschutz dramatisch“, sagt Frimmel. Man müsse weg von dem übertriebenen schwäbischen Ordnungssinn, weg von den geleckten Gärten, weg von den Steinwüsten, aus denen jedes noch so kleine Unkräutlein ausgerissen wird. „Es liegt in der Hand jedes Einzelnen“, betont Frimmel. Jeder kann einen Beitrag zum Artenschutz leisten, auch auf kleinsten Flächen wie einem Balkon.

    Was es beim Artenschutz zu beachten gilt

    Dabei gibt es nur wenige Dinge zu beachten. Blüte ist nicht gleich Blüte. So haben Insekten nichts von gefüllten Blüten, weil sie da nicht an den Nektar rankommen. Beliebt, aber für Insekten völlig wertlos ist die gelb blühende Forsythie. Ihre Blüten sind steril und bieten weder Pollen noch Nektar.

    Wichtig ist auch, dass nach dem Mähen das Mahdgut nicht als Mulch liegen bleibt. Idealerweise werden die Flächen mit der Sense gemäht. Gräben sollten wechselseitig gemäht werden, damit die Insekten ausweichen können.

    Viele Kommunen beschritten bereits innovative Wege beim Insektenschutz, noch immer aber beschwerten sich Bürger über die Unordnung auf öffentlichen Flächen, was dann doch wieder dazu führe, dass gemäht und gemulcht werde, sagt Frimmel. „Das ist einfach noch nicht drin in den Leuten, aber es wäre elementar wichtig“, wirbt Frimmel für mehr Verständnis. „Man muss aufklären und die Saat sähen“, mit Zwang erreiche man nichts.

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