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Babenhausen: Hier volle Regale, dort leere Schaufenster

Babenhausen

Hier volle Regale, dort leere Schaufenster

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    Merit Kraft (25) und Kevin Beutekamp (27) eröffnen am Freitag ihren Bioladen, in dem sie auch regionale Produkte verkaufen. Die beiden sehen Babenhausen als guten Standort für Gründer.
    Merit Kraft (25) und Kevin Beutekamp (27) eröffnen am Freitag ihren Bioladen, in dem sie auch regionale Produkte verkaufen. Die beiden sehen Babenhausen als guten Standort für Gründer. Foto: Sabrina Schatz

    Am Donnerstag hatten Merit Kraft und Kevin Beutekamp noch einiges zu tun: Sie mussten das Logo-Schild an die Wand hängen, Kartoffeln und Kürbisse ins Regal räumen, die Theke schrubben. Alles soll fertig sein, wenn ihr Bioladen am Freitag zum ersten Mal die Türen öffnet. „Das ist schon eine große Herausforderung“, sagt die 25-Jährige, die zuletzt andere Bio-Läden beraten hat.

    Die beiden kommen eigentlich aus Überlingen (Bodenseekreis) und suchten einen Ort, um ihren ersten eigenen Laden aufzumachen. „Babenhausen ist für Gründer ein guter Standort, weil die Mieten noch bezahlbar sind“, sagt Merit Kraft. „So können wir entspannter an die Sache rangehen und haben weniger Druck.“ Die Immobilie haben sie im Internet gefunden, nachdem sie feststellten, dass ihr Wunschort Biberach zu teuer ist. Zuvor war darin ein Reitsportfachgeschäft untergebracht, welches im Sommer geschlossen hat. „Die Lage ist gut, zum Beispiel wegen der B300“, sagt Kraft. „Wir haben uns von Anfang an recht wohlgefühlt hier.“

    Die jungen Unternehmer vermeiden, dass ein weiteres Gebäude in Babenhausen leer steht. Denn Leerstände prägen mittlerweile an manchen Stellen das Bild des Ortskerns: Ein zugeklebtes Schaufenster, das leere Räume versteckt, ist kein Einzelfall, etwa direkt an der viel befahrenen Bundesstraße. „Wir sind froh um jeden Laden, der wiederbelebt wird“, sagt Bürgermeister Otto Göppel. „Es sieht nicht gut aus, wenn man gegen Abend durch die Marktgemeinde fährt und Läden dunkel sind.“ Das könne aber in Zukunft bei weiteren Häusern der Fall sein. Denn einzelne Geschäftsführer würden bereits jetzt aus Altersgründen zurückstecken oder sich auf die schwierige Suche nach Nachfolgern begeben, weiß der Rathauschef.

    Die Marktgemeinde selbst gehe derzeit noch nicht aktiv auf potenzielle Einzelhändler zu: „Da sind erstmal die Immobilienbesitzer als Eigentümer gefragt. Wir geben aber Kontakte weiter, wenn eine Anfrage da ist“, sagt Göppel. Dies war etwa bei einem Physiotherapeuten der Fall, der kürzlich in das ehemalige Schuhhaus Schuster gezogen ist. „Das erhöht zwar das Einkaufserlebnis nicht unbedingt, ist aber natürlich besser als ein Leerstand.“

    Auch in dem Häuschen am Günzufer werden in Zukunft Menschen ein- und ausgehen: Als der vorherige Pächter mit seiner Moccabar auszog, ist die Eigentümerin auf Gianna Soreno zugegangen, die eine Pizzeria in Babenhausen betreibt. „Es ist klein, aber fein, genau richtig für eine italienische Bar. Wir haben dort Potenzial gesehen“, sagt sie. Seit Ende Oktober werden in der Bar Salento Espresso oder Paninis serviert.

    Tom Otto – bis 2016 Koordinator für die innerörtliche Entwicklung im Fuggermarkt – sieht dennoch Handlungsbedarf seitens der Marktgemeinde und des örtlichen Gewerbeverbands: „Ein Konzept wäre vonnöten, wie man auf Bewerber zugehen kann. In der letzten Zeit ist leider nicht viel passiert.“ Er sehe ein „klassisches Einzelhandelsterben“ im Fuggermarkt, wie es auch in unzähligen anderen, gerade kleineren Kommunen zu beobachten ist – einerseits wegen des zunehmenden Onlinehandels, andererseits wegen der demografischen Entwicklung. Hinzu komme, dass Einzelhändler die Miete in ihre Verkaufspreise einkalkulieren müssen und einem Preiskampf gegenüber stehen. Probleme, die auch Bürgermeister Göppel nennt. „Da ist die Mentalität ,Geiz ist geil’“, sagt er.

    Eine Möglichkeit, diese Entwicklungen zu bremsen, sieht Otto darin, Dienstleister für brachliegende Immobilien zu gewinnen. „Da gibt es bestimmt Bedarf in Babenhausen. Das Gleiche gilt für Begegnungsorte – ob mit Gastronomie oder Kultur.“ Eine letzte Option sei es, leer stehende Gebäude statt als Einzelhandelsfläche als Wohnraum zu nutzen, für welchen nach wie vor große Nachfrage bestehe. Für die Einzelhändler selbst seien Aktionen zur Kundenbindung wichtig – ein positives Beispiel sei der bereits bestehende Bioladen Walcher, sagt er.

    Waltraud Liedel, Zweite Vorsitzende der Gewerberegion Babenhausen, sagt, dass der Verband nur begrenzte Möglichkeiten habe, aktiv neue Einzelhändler anzuwerben. „Aber wir unterstützen natürlich dabei.“ Der Verband tausche sich sowohl mit örtlichen als auch auswärtigen Händlern aus. Zudem versuche er, mit Aktionen – etwa der Kauf- und Kulturnacht oder mit einem Punktesystem – die Attraktivität des Standorts zu steigern. Ein Pluspunkt sei die familiäre Atmosphäre, sagt Liedel. Zudem hätten einige Neueröffnungen, etwa des Café Rosa, den Ortskern zuletzt belebt. Bei gewissen Immobilien aber sei es schwierig, Handel anzusiedeln, lässt der Verband wissen.

    Kraft und Beutekamp sind überzeugt, dass ihre Geschäftsidee ankommt. „Die Rückmeldungen sind gut“, sagt die junge Frau. In eine Konkurrenz mit dem bestehenden Bioladen wollten sie nicht treten. Dieser habe ein etwas anderes Sortiment und sich über Jahre hinweg einen Kundenstamm aufgebaut.

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