Der Weltwirtschaftsexperte Gabriel Felbermayr sieht durch die Ankündigung von Russlands Präsident Wladimir Putin, dass Gaslieferungen in den Westen künftig in Rubel beglichen werden müssen, vor allem die russischen Lieferanten unter Druck. „Gut möglich, dass sich für die heimischen Käufer gar nichts ändert, aber de facto 100 Prozent der Deviseneinnahmen der Exporteure in Rubel umgewandelt werden müssen“, sagte der Direktor des Wiener Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO unserer Redaktion.
Einen Rubel-Zwangsumtausch gibt es längst
„Schon vor dem letzten Schachzug von Putin mussten die russischen Rohstoffexporteure 80 Prozent ihrer Deviseneinnahmen in Rubel tauschen“, erklärte der Ökonom. „Damit gelang es bisher sehr gut, den Rubelkurs zu stabilisieren, der nach dem panikartigen Verfall in den letzten Wochen wieder stetig aufgewertet hat.“
Eine Abrechnung in Rubel wäre ein Vertragsbruch
Müssten westliche Käufer ihre Rechnungen direkt in Rubel bezahlen, „würde dies in vielen Fällen einen Vertragsbruch bedeuten, weil eigentlich Euro oder Dollar vereinbart sind“, sagte Felbermayr. „Häufig kaufen unsere Energieunternehmen aber bei europäischen Töchtern der russischen Konzerne, und die Abwicklung wird über die Schweiz oder andere Länder durchgeführt“, erklärte der frühere Direktor des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. In diesem Fall müssten die Exporteure ihre Deviseneinnahmen komplett in Rubel umwandeln.
Putins Rubel-Manöver zeigt erste Erfolge
Doch auch dies würde der russischen Währung neuen Auftrieb geben, sagte Felbermayr. „Damit bremst Russland den Kaufkraftverfall auf den internationalen Märkten, die mittlerweile sehr hohe inländische Inflation und schwächt die Wirkung der westlichen Sanktionen“, erklärte der österreichische Ökonom.
„Die Wirkung auf den Rubel kann man schon beobachten; auch der Gaspreis hat wieder zugelegt, weil nun Unsicherheiten über die Abwicklung aufgetaucht sind und die Forderungen lauter werden, bei einem russischen Vertragsbruch ganz auf Energieimporte aus Russland zu verzichten."
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