In der Ukraine hat sich eine überwältigende Mehrheit in einer Umfrage gegen Kompromisse mit dem Kriegsgegner Russland im Austausch für einen Friedensschluss ausgesprochen. Den am Dienstag veröffentlichten Ergebnissen zweier renommierter Institute zufolge waren mehr als 90 Prozent der rund 2000 Befragten gegen Gebietsabtretungen. Knapp 74 Prozent schlossen einen Verzicht auf den Beitritt zum Militärbündnis Nato aus. Eine Reduzierung der Truppenstärke der Armee zu Friedenszeiten lehnten 80 Prozent ab.
Zugleich sahen aber nur noch knapp 49 Prozent der Ukrainer eine positive Entwicklung der Ereignisse im eigenen Land. Im Dezember vergangenen Jahres glaubten das nach der erfolgreichen Vertreibung der russischen Besatzer aus der Nordukraine und großen Teilen der Gebiete Charkiw und Cherson noch beinahe 60 Prozent.
Russland erhebt Ansprüche auf ukrainisches Staatsgebiet
Die Ukraine wehrt seit fast 18 Monaten mit massiver westlicher Hilfe eine russische Invasion ab. Zu den russischen Forderungen gehört der Verzicht auf ukrainisches Staatsgebiet im Osten und Süden einschließlich der 2014 annektierten Halbinsel Krim. Die Ukraine solle zudem vom in der Verfassung verankerten Beitritt zum westlichen Militärbündnis Nato absehen. Darüber hinaus soll Kiew einer weitgehenden Entmilitarisierung zustimmen und der russischen Minderheit im Land mehr Rechte zugestehen. Moskau kontrolliert derzeit fast 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets.
Die Umfrage wurde vom 9. bis 15. August in den von der Regierung kontrollierten Regionen ohne die Gebiete Luhansk, Donezk und der Schwarzmeer-Halbinsel Krim durchgeführt. Insgesamt wurden 2019 erwachsene Ukrainer persönlich befragt. Die Fehlertoleranz soll 2,3 Prozent nicht übersteigen.
(dpa)