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Klima & Umwelt
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Klimawandel - was ist das?

Der Klimawandel – einfach erklärt in sieben Grafiken
Ursache & Folgen

Der Klimawandel – einfach erklärt in sieben Grafiken

Foto: Helmut Fohringer, APA/dpa
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    Die Erde erwärmt sich. Nicht so schlimm? Forschende sehen das anders. Sie warnen vor Hitzewellen, Dürre oder Überflutungen – wenn nichts gegen die Erderwärmung getan wird.

    In dieser Übersicht erfahren Sie, welche Auswirkungen der menschengemachte Treibhauseffekt aufs Klima hat, welche Gefahren der Klimawandel mit sich bringt und was das für unser Leben auf der Erde bedeutet – jetzt und in 80 Jahren.

    Der Auslöser
    Der Auslöser Foto: Federico Gambarini, dpa

    Die Auslöser des Klimawandels sind unsichtbar, aber Forscherinnen und Wissenschaftlern gut bekannt: Es sind sogenannte Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O) oder F-Gase (FKW, HFKW).

    Zwar befinden sich auch ohne Zutun des Menschen Treibhausgase in der Atmosphäre – darunter unter anderem Wasserdampf (etwa zu zwei Dritteln), Kohlendioxid (etwa zu einem Drittel) und ein kleiner Anteil Methan. Ohne diese natürlichen Treibhausgase wäre es auf der Erde bitterkalt – im Schnitt etwa minus 18 statt plus 15 Grad Celsius. Da der Mensch zusätzlich große Mengen an Treibhausgasen verursacht, steigt die Temperatur auf der Erde stetig an.

    Wie das geschieht? Wenn kurzwellige Sonnenenergie auf die Erdoberfläche trifft, reflektiert ein Teil davon zurück ins All. Treibhausgase absorbieren diese langwellige Wärmestrahlung jedoch und halten sie in der Atmosphäre. Je höher die Konzentration an Treibhausgasen ist, desto mehr Wärme bleibt in der Atmosphäre, anstatt ins Weltall zu entweichen.

    Die für die Erderwärmung verantwortlichen Treibhausgase kommen aus verschiedenen Quellen. Etwa aus dem Energiesektor, der Landwirtschaft und der Industrie.

    Kohlendioxid, Methan und Lachgas fachen Treibhauseffekt an

    Der größte Teil der Treibhausgase entsteht aus dem Verbrennen fossiler Energieträger wie Erdgas, Kohle und Erdöl. Kohlendioxid wird beispielsweise in der Industrie, Schiff- oder Luftfahrt freigesetzt – oder auch beim Autofahren und Heizen.

    Auch durch Rodung von Wäldern, Waldbrände, Trockenlegung von Mooren oder Veränderung von Böden wird CO2 freigesetzt, das ursprünglich in Bäumen und Böden gespeichert war.

    Außerdem gelangt das Treibhausgas Methan unter anderem durch Massentierhaltung oder Abfallwirtschaft in die Atmosphäre. Ein weiteres treibhauswirksames Gas ist Lachgas, das vorwiegend bei der Herstellung und Anwendung von Düngern und in der chemischen Industrie entsteht. Zuletzt spielen noch sogenannte F-Gase eine Rolle, die in Kühl- oder Löschmitteln verwendet werden.

    Ein Problem mit den Treibhausgasen: Sie halten sich sehr lange in der Atmosphäre, tragen also über einen großen Zeitraum zur Erderwärmung bei. Besonders beständig ist Kohlendioxid, das sich Hunderte, teils sogar über tausend Jahre in der Atmosphäre hält. Und: Global gesehen steigt die Emission von Treibhausgasen weiter an. In der Folge wird auch die Erderwärmung weiter zunehmen.

    Die Erderwärmung
    Die Erderwärmung Foto: Cristian Cristel, XinHua/dpa

    Je höher die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre ist, desto größer ist der Effekt der Erderwärmung. Vor Einsetzen der weltweiten Industrialisierung war die Zusammensetzung der Klimagase in der Atmosphäre im Gleichgewicht. Sie lag für das einflussreichste Klimagas CO2 bei etwa 280 ppm (die Abkürzung für "parts per million", was auf Deutsch heißt: Teile pro Millionen). Heute beträgt sein Anteil mehr als 410 ppm. Mehr Moleküle also, die die Wärme in der Atmosphäre halten.

    Das IPCC – der "Weltklimarat"

    Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – oft als "Weltklimarat" bezeichnet – ist eine Institution der Vereinten Nationen.

    In seinem Auftrag tragen Fachleute weltweit regelmäßig den aktuellen Kenntnisstand zum Klimawandel zusammen und bewerten ihn aus wissenschaftlicher Sicht.

    Sie werden dafür nach Angaben des IPCC nicht bezahlt.

    Der IPCC informiert, gibt aber keine konkreten Lösungsvorschläge und Handlungsempfehlungen an die Politik.

    2007 erhielt der IPCC gemeinsam mit dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen, den Klimawandel in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit zu rücken.

    Der renommierte Weltklimarat, ein wissenschaftliches Gremium mit Hunderten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt, sagt zum Anstieg: "Im Jahr 2019 waren die atmosphärischen CO2-Konzentrationen so hoch wie seit mindestens zwei Millionen Jahren nicht mehr." Die Konzentrationen von CH4 und N2O seien seit mindestens 800.000 Jahren nicht mehr so hoch gewesen.

    Globale Erderwärmung so stark wie sehr lange nicht mehr

    Die Folge sind steigende Temperaturen. Im Vergleich zum Zeitraum von 1850 bis 1900 lag die Durchschnittstemperatur auf der Erde im vergangenen Jahrzehnt rund 1,1 Grad Celsius höher. Eine kleine Zahl, die aber schon jetzt historisch ist. Der Weltklimarat stellt dazu fest: "Der Einfluss des Menschen hat das Klima in einem Maße erwärmt, wie es seit mindestens 2000 Jahren nicht mehr der Fall war."

    Selbst über den vergleichsweise kurzen Zeitraum seit 1980 beobachten Wissenschaftlerinnen und Forscher spürbare Veränderungen. "Jedes der vergangenen vier Jahrzehnte war jeweils wärmer als alle Jahrzehnte davor seit 1850", heißt es im jüngsten IPCC-Bericht.

    Problematisch: In den kommenden Jahrzehnten wird die globale Temperatur weiter ansteigen – selbst dann, wenn sich die Weltgemeinschaft ab sofort strenge Klimaziele setzen würde. Die Forschenden des Weltklimarats gehen davon aus, dass die Marke von 1,5 und 2 Grad im Laufe des 21. Jahrhunderts überschritten wird – "es sei denn, es erfolgen in den kommenden Jahrzehnten drastische Reduktionen der CO2- und anderer Treibhausgasemissionen".

    Die Szenarien
    Die Szenarien Foto: Caroline Seidel, dpa

    Dass die Erderwärmung zunehmen wird, ist sicher. Entscheidend für die Schwere ihrer Auswirkungen auf das Leben auf der Erde ist aber, in welchem Maße das geschieht. Der IPCC rechnet dafür mit mehreren Szenarien: Wie stark erwärmt sich die Erde, wenn weltweit strenge, weniger strenge oder keine Klimaziele gesetzt und umgesetzt werden?

    • Für den besten Fall mit sehr niedrigen Treibhausgasemissionen geht der Rat von einem Anstieg der globalen Oberflächentemperatur von 1,0 bis 1,8 Grad Celsius aus (im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900). Insbesondere für den sehr niedrigen Wert von 1,0 Grad müsste bereits ausgestoßenes Kohlendioxid in großer Menge aus der Atmosphäre entfernt werden.
    • In einem mittleren Szenario steigt die Temperatur um 2,1 bis 3,5 Grad.
    • In einem Szenario mit sehr hohen Emissionen könnte die Temperatur um 3,3 bis 5,7 Grad steigen, so der IPCC.
    Die Folgen
    Die Folgen Foto: Hájek Vojtìch, CTK/dpa

    Je nachdem, wie stark sich die Erde erwärmt, geht der Klimarat von unterschiedlich dramatischen Folgen für Mensch, Tier und Umwelt aus.

    Bei einer globalen Erwärmung in naher Zukunft (bis 2040) um 1,5 Grad würde das "vielfältige Klimagefahren verursachen und vielfältige Risiken für Ökosysteme und Menschen mit sich bringen", so der IPCC. Doch schon jetzt wirke sich der Klimawandel auf viele Wetter- und Klimaextreme in allen Regionen der Welt aus. Drei Beispiele, die der IPCC unter anderem nennt:

    • Es sei praktisch sicher, dass Hitzeextreme (einschließlich Hitzewellen) in den meisten Regionen an Land seit den 1950er-Jahren häufiger und intensiver geworden sind, während Kälteextreme (einschließlich Kältewellen) seltener und weniger schwerwiegend geworden sind.
    • Die Häufigkeit und Intensität von Starkregen haben seit den 1950er-Jahren über den meisten Landflächen zugenommen, so der IPCC.
    • Der Klimawandel hat in einigen Regionen zu Zunahmen von landwirtschaftlichen und ökologischen Dürren beigetragen, stellt der Rat fest.

    Klimawandel-Folgen teils "unumkehrbar"

    In Zukunft könnten sich diese Wetterextreme weiter verschärfen.

    • Im jüngsten IPCC-Bericht heißt es dazu: "Zum Beispiel führt jedes zusätzliche 0,5 Grad globaler Erwärmung zu deutlich erkennbaren Zunahmen der Intensität und Häufigkeit von Hitzeextremen, einschließlich Hitzewellen, und Starkniederschlägen sowie landwirtschaftlichen und ökologischen Dürren in manchen Regionen."
    • Außerdem würden Kohlenstoffsenken wie Ozeane und Wälder, die viel klimaschädliches Gas binden und somit die Erderwärmung verlangsamen können, "die Anreicherung von CO2 in der Atmosphäre weniger wirksam verlangsamen" können.
    • Viele dieser Veränderungen seien dauerhaft. Insbesondere Veränderungen des Meeresspiegels oder das Abschmelzen von Eisschilden seien "über Jahrhunderte bis Jahrtausende unumkehrbar".
    Das Abkommen
    Das Abkommen Foto: Alexandre Nestora, SETE, dpa

    Um die Erderwärmung zu verlangsamen, braucht es den Beitrag von Ländern auf der ganzen Welt. Ein entscheidendes Datum ist hier der 12. Dezember 2015, bei dem auf der Internationalen Klimakonferenz das Pariser Abkommen beschlossen wurde. Sein Ziel: Die Erderwärmung soll auf deutlich unter zwei Grad Celsius und möglichst unter 1,5 Grad Celsius beschränkt werden.

    Die Staatengemeinschaft einigte sich mit dem Klimaabkommen von Paris darauf, die Weltwirtschaft auf klimafreundliche Weise zu verändern. Fast alle Länder unterzeichneten den Klimavertrag. Allerdings: Kritikerinnen und Kritiker halten das Übereinkommen von Paris nicht für rechtlich bindend. Und selbst wenn alle Ziele eingehalten würden: Die Vorgaben reichen nach Ansicht des Weltklimarates nicht, um die 1,5- oder 2-Grad-Marke in diesem Jahrhundert zu unterschreiten.

    1,5-Grad-Ziel: Wann ist das CO2-Budget aufgebraucht?

    Bereits in weniger als sieben Jahren ist das sogenannte globale CO2-Budget ausgeschöpft. Ab diesem Zeitpunkt dürfte die Weltgemeinschaft keine weiteren Treibhausgase emittieren, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Für das 2-Grad-Ziel bleiben Berechnungen des Mercator Instituts auf Basis von IPCC-Daten noch knapp 25 Jahre Zeit.

    Die Hoffnung
    Die Hoffnung Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Es gibt viele Möglichkeiten, die Erderwärmung zu verlangsamen. Dem Klimarat zufolge bleibt dafür aber nur wenig Zeit. Es brauche "rasche und tiefgreifende und in den meisten Fällen sofortige Senkungen der Treibhausgasemissionen in allen Sektoren". Das heißt:

    • Es brauche mehr erneuerbare Energien, eine höhere Energieeffizienz und mehr Energieeinsparung in allen Bereichen.
    • Die Nutzung fossiler Brennstoffe soll erheblich reduziert werden.
    • Bereits ausgestoßenes Kohlendioxid müsse mithilfe technischer Innovationen aus der Atmosphäre entfernt werden.
    • Städte seien gefragt, auf Elektrifizierung zu setzen oder die Kohlenstoffaufnahme und -speicherung mittels Bepflanzung zu verbessern.
    • Im Bau sei die Nachrüstung bestehender Gebäude notwendig. Bei Neubauten solle u. a. auf eine wirksame Dämmung und Energieeffizienz geachtet werden.

    Wohlhabende Privatleute, Kommunen oder Länder sind hier im Vorteil. Sie können Städte begrünen, Trinkwasserbrunnen installieren oder die Gesundheitsversorgung ausbauen. Das Fachwort dazu lautet Klimaresilienz. Ärmeren Kommunen oder Staaten fehlt dieses Geld, sie werden dem Klimawandel in Zukunft stärker ausgeliefert sein als viele reiche Länder.

    Es braucht nach Ansicht des IPCC also eine globale Strategie für den Kampf gegen die Klimakrise. Der Expertenrat nennt die internationale Zusammenarbeit einen "entscheidenden förderlichen Faktor", um den Klimawandel zu mindern. "Wenn globale netto-negative CO2-Emissionen erreicht und aufrechterhalten würden, würde sich der globale CO2-bedingte Anstieg der Oberflächentemperatur allmählich umkehren."

    Nur wenig Zeit, den Klimawandel zu bremsen

    Allerdings gelte das nicht für alle Effekte. So stellt der Klimarat fest: "Selbst bei umfangreichen netto-negativen CO2-Emissionen (würde es) mehrere Jahrhunderte bis Jahrtausende dauern, bis der mittlere globale Meeresspiegel zurückgehen würde." Der Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel biete dennoch in vielen Bereichen Spielraum. Nur: Viel Zeit, ihn zu nutzen, bleibt nicht mehr.

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