Meeresverschmutzung und Überfischung sind eine große Gefahr für die Weltmeere - und bedrohen daher auch die Zukunft von Menschen: Wenn Fische und andere Meeresfrüchte rar werden, könnte der gesamte ökologische Kreislauf zusammenbrechen. Laut WWF treffe die steigende Nachfrage einer wachsenden Weltbevölkerung auf überfischte und schrumpfende Fischbestände. Lösungsansätze diesbezüglich lauten wirksame Fischerei-Kontrollen, nachhaltige Fangmengen, ein Verbot zerstörerischer Fangpraktiken sowie ein ökosystembasiertes Fischereimanagement, um das Artensterben zu beenden.
Eine aussichtsreiche Methode, der Überfischung Einhalt zu gebieten, besteht auch in der Herstellung von veganem Fisch und veganen Meeresfrüchten. In Supermärkten sind zwar vegane Fleischalternativen mittlerweile die Regel, bei Ersatzprodukten für Lebewesen aus dem Meer sieht das anders aus. Jedoch wächst das Angebot der Nachahmungen für Fisch und Meeresfrüchte stetig. Wissenschaftler des Stadt-Staats Singapur stellten diesbezüglich eine zukunftsweisende Errungenschaft vor.
Vegane Calamari aus dem 3D-Drucker: Geschmacklich wie echter Fisch?
Dabei handelt es sich um Tintenfischringe, die aus dem 3D-Drucker stammen. Die Forscher versprechen, dass ihr Meeresfrüchte-Imitat sowohl das geschmackliche Profil von echtem Fisch besitzt, dazu sei die gesundheitliche Komponente ähnlich einzuordnen. Das Rezept basiert auf einer aus Mikroalgenprotein und Mungobohnenprotein zusammengesetzten Tinte, wodurch vegane Calamari erzeugt werden. Über den Unterschied zu bisherigen veganen Fleisch- oder Fischspeisen erklärt die verantwortliche Doktorandin Poornima Vijayan: "Wir müssen uns auf alternative Eiweißquellen einstellen, vor allem hier in Singapur, wo über 90 Prozent des Fischs importiert wird." Derweil kursiert ein Videoclip bei YouTube, der die Fertigung der vegangen Calamari zeigt:
Das bedeutet, dass die Forscher der National University of Singapore (NUS) Wert darauf legen, dass der Nährstoffgehalt der künstlich hergestellten Tintenfischringe dem echten Fischverzehr entsprechen. "Wir wollten Produkte auf Proteinbasis herstellen, die ernährungsphysiologisch mit echten Meeresfrüchten gleichwertig oder sogar besser sind", erklärte Dr. Dejian Huang, Leiter der Forschungsarbeit, am Rande eines Kongresses in San Francisco.
Vegane Tintenfischringe sollen "echten" Nährstoffgehalt bieten
Zweifellos würde eine industrielle Anwendung auf breiter Basis bei dem kritischen Thema Überfischung und Artensterben helfen. Zwei Herausforderungen stehen für die Wissenschaftler der Universität in Singapur im Vordergrund: die geschmackliche und ernährungsphysiologische Komponente. Das vegane Wirtschaftsmagazin vegconomist.de schildert, dass durch schichtweises Auftragen der essbaren Tinte verschiedene Texturen entstehen, die einzeln ein unterschiedliches Geschmackserlebnis für die gesamte Mixtur beisteuern: "einige fettig und glatt, andere faserig und zäh", jedoch gebündelt in einem Produkt, dass originalen Tintenfischringen entspreche.
Der gesundheitliche Effekt entsteht auf natürlicher Basis. Demnach testete das Forscherteam aus Asien zwei nachhaltige, proteinreiche Pflanzenquellen:
- Mikroalgen haben einen fischigen Geschmack, was sie zu einem guten Kandidaten für das Tintenfischring-Analogon macht.
- Mungobohnenprotein sei ein "wenig genutztes Abfallprodukt" aus der Produktion von Stärkenudeln (auch Glasnudeln).
Veganer Fisch: Omega-3-Fettsäuren aus dem 3D-Drucker
Eine wichtige Nährstoffzufuhr entsteht dem Bericht zufolge im Labor durch das Extrahieren von Mikroalgen- und Hülsenfruchtproteine der Kombination mit pflanzlichen Ölen, die für den Körper wertvolle Omega-3-Fettsäuren enthalten. Die Prozedur sorge nach Angaben der NUS-Wissenschaftler dafür, dass das "Nährwertprofil" des künstlich erstellten Produkts echten Tintenfischringen entspricht. Im nächsten Schritt sollen Verbrauchertests stattfinden, um die Markttauglichkeit der aus dem 3D-Drucker entstandenen Meeresfrüchte zu untersuchen. Dafür seien jedoch weitere Optimierungen notwendig. Das Ziel ist die "großtechnische Herstellung von Lebensmitteln", die wie aus den Weltmeeren schmecken, jedoch ökologisch nicht ins Gewicht fallen.
Nach Meinung von Huang könnte das Projekt der Wissenschaftler schon in wenigen Jahren in "Feinschmeckerrestaurants oder Spezialitätengeschäften" zum Einsatz kommen. Möglicherweise auch bei globalen Handelsketten.