Das CO2-Budget schwindet. Es veranschaulicht, wie viele Treibhausgase noch in die Atmosphäre abgegeben werden dürfen, bis sich die Erde auf eine bestimmte Temperatur erwärmt haben wird. Als angestrebte Grenze der Erderwärmung einigte sich die Weltgemeinschaft beim Pariser Klimagipfel im Jahr 2015 auf plus 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900. In jedem Fall solle die Erwärmung aber unter zwei Grad bleiben.
Zwar kommt es nach Ansicht von Wissenschaftlerinnen und Forschern bereits ab 1,5 oder zwei Grad zu schwerwiegenden Folgen des Klimawandels: Der Weltklimarat IPCC geht etwa davon aus, dass durch den menschengemachten Klimawandel Hitze, Dürre und Starkregen in vielen Regionen der Welt weiter zunehmen werden. Eine über 1,5 oder gar zwei Grad hinausgehende Erwärmung werde aber für noch häufigere und heftigere Extremwetterereignisse sorgen, etwa für noch mehr Hitzetage und noch längere Dürren – auch in Deutschland.
CO2-Budget aktuell: Wie viel Zeit bleibt noch für die Pariser Klimaziele?
Bislang ist die globale Temperatur um rund 1,1 Grad gestiegen. Der Grund dafür ist der Ausstoß von Unmengen an Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2) oder Methan (CH4) durch den Menschen und seinen Lebensstil. Zwischen 1850 und 2019 wurden rund 2400 Gigatonnen CO2 freigesetzt, wie der Weltklimarat IPCC in seinem sechsten Sachstandsbericht feststellte.
Das IPCC – der "Weltklimarat"
Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – oft als "Weltklimarat" bezeichnet – ist eine Institution der Vereinten Nationen.
In seinem Auftrag tragen Fachleute weltweit regelmäßig den aktuellen Kenntnisstand zum Klimawandel zusammen und bewerten ihn aus wissenschaftlicher Sicht.
Sie werden dafür nach Angaben des IPCC nicht bezahlt.
Der IPCC informiert, gibt aber keine konkreten Lösungsvorschläge und Handlungsempfehlungen an die Politik.
2007 erhielt der IPCC gemeinsam mit dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen, den Klimawandel in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit zu rücken.
Umgerechnet bleibt noch ein CO2-Budget von etwa 250 Gigatonnen übrig, ehe das 1,5-Grad-Ziel überschritten sein wird. Weil sich diese Dimension schwer vorstellen lässt, wird sie an dieser Stelle als Countdown illustriert: Wie viele Jahre, Tage, Stunden, Minuten und Sekunden dauert es noch, bis das CO2-Budget für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels aufgebraucht sein wird?
1,5-Grad-Ziel: Wann ist das CO2-Budget aufgebraucht?
Der Countdown basiert auf Berechnungen des Mercator Instituts (MCC) mit Daten des IPCC. Ihm liegt die Annahme zugrunde, dass die Menge der globalen Treibhausgasemissionen in den kommenden Jahren gleich bleiben wird. Denn: Während Länder wie Deutschland, die den Klimawandel jahrzehntelang anfachten, ihre Emissionen drosseln, steigen sie in Entwicklungsländern an.
Momentan liegt der globale Ausstoß von Kohlendioxid nach Angaben des IPCC bei rund 42,2 Gigatonnen jährlich. Das sind umgerechnet 1337 Tonnen pro Sekunde.
1,5-Grad-Ziel von Paris in rund sechs Jahren verfehlt
Die CO2-Uhr bezieht sich nur auf die Emissionen von Kohlendioxid. Den Beitrag anderer Treibhausgase haben die Forscherinnen und Forscher des MCC bereits abgezogen. Das Institut gibt zu bedenken: "Auch wenn die CO2-Uhr eine präzise Messung der verbleibenden Zeit für aktiven Klimaschutz suggeriert, so bleiben doch viele Unsicherheitsfaktoren bestehen." So sei unklar, inwieweit sich der Anteil anderer Treibhausgase als CO2 verändern wird.
Während das 1,5-Grad-Ziel bei gleichbleibenden Emissionen in weniger als sieben Jahren verfehlt werden wird, bleibt der Weltgemeinschaft für die Einhaltung des Zwei-Grad-Ziels mehr Zeit. Klimaforscherinnen und -forscher rechnen mit einem verbleibenden CO2-Budget von umgerechnet knapp 24 Jahren.
Verbleibende Zeit für das Zwei-Grad-Ziel
Unabhängig davon, ob es um die Einhaltung des 1,5- oder Zwei-Grad-Ziels geht: Forscherinnen und Wissenschaftler drängen auf schnelles Handeln. Der Weltklimarat etwa appelliert in seinem jüngsten Sachstandsbericht: Würden die globalen Treibhausgasemissionen signifikant reduziert werden, könne das "rasch und anhaltend zur Begrenzung des vom Menschen verursachten Klimawandels beitragen". Die CO2-Uhr zeigt: Viel Zeit bleibt dafür nicht.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel ist erstmals im August 2022 veröffentlicht und in der Zwischenzeit aktualisiert worden.