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Viel Regen im Frühjahr: Bedeutung für die Dürre-Gefahr in der Region Augsburg

Lesetipp

Ist nach dem nassen Frühjahr die Dürregefahr gebannt? Nicht ganz!

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    Seit Wochen ist das Wetter in der Region höchst wechselhaft. Doch ganz so nass und kalt, wie wir das Frühjahr bisweilen wahrnehmen, war es bisher nicht. Der Natur täte noch mehr Regen sehr gut.
    Seit Wochen ist das Wetter in der Region höchst wechselhaft. Doch ganz so nass und kalt, wie wir das Frühjahr bisweilen wahrnehmen, war es bisher nicht. Der Natur täte noch mehr Regen sehr gut. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Wolken, Regen, Gewitter – und am Himmel meist ein Dauergrau: Was die Sonnenstunden angeht, lässt der Frühling aus Sicht vieler Menschen in der Region zu wünschen übrig. Schon die Ostertage waren großteils trübe bis verregnet, auch das lange Wochenende zum Start in den Mai fiel eher durchwachsen aus. Aber ist das Frühjahr 2023 wirklich so nass, wie es sich anfühlt? Und ist damit die Dürregefahr für diesen Sommer weniger hoch? Experten sagen: Nur bedingt – und geben gerade für die Region Augsburg noch längst keine Entwarnung.

    Frühjahr so nass wie seit 2001 nicht: Ist die Dürregefahr gebannt?

    Der Eindruck trügt nicht: In den ersten vier Monaten des Jahres regnete es in Deutschland besonders viel. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) dokumentierte den nassesten März seit 2001, an zwei von drei Tagen waren in dem Monat Niederschläge zu verzeichnen. Doch während es im Norden und Westen der Republik tagelangen Dauerregen gab, blieb es in Oberbayern und Schwaben noch vergleichsweise niederschlagsarm.

    Viele Menschen in der Region warten auf frühlingshaft-sonniges Wetter. Doch für die Böden in der Region wären Niederschläge in den nächsten Wochen weiter wichtig.
    Viele Menschen in der Region warten auf frühlingshaft-sonniges Wetter. Doch für die Böden in der Region wären Niederschläge in den nächsten Wochen weiter wichtig. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Dieses Bild zeigt sich derzeit auch an den Böden ganz deutlich, sagt der Wissenschaftler Andreas Marx. Am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung leitet er den Dürremonitor Deutschland. Um die Gefahr für Trockenheit einzuschätzen, untersucht er mit seinem Team: Wie müsste die Bodenfeuchtigkeit derzeit sein? "Wir vergleichen aktuelle April-Werte mit April-Werten zurück bis 1951. Sind die Böden trockener als statistisch erwartet und so trocken, wie es maximal alle fünf Jahre auftaucht, liegt eine Dürre-Situation vor."

    Dürregefahr im Sommer: Landwirtschaft kann aufatmen, Wälder nicht

    Von extremer Trockenheit könne angesichts der seit Dezember anhaltenden Niederschläge keine Rede sein, sagt Marx: "Die Böden sind in fast allen Regionen Deutschlands bis auf 60 Zentimeter Tiefe wieder gut durchfeuchtet, die Landwirtschaft wird in diesem Jahr wohl kaum Dürreprobleme haben." Unterhalb dieser Lagen seien die Böden jedoch weiterhin sehr trocken. Für die Grundwasserstände war der regnerische Jahresbeginn noch keine Entlastung, so der Dürreforscher. Denn das Wasser setzt sich nur langsam im Boden nach unten ab, um tiefere Schichten zu erreichen.

    Für die deutschen Wälder verheißt das nichts Gutes. "Selbst in den regenreichen Regionen werden sie mit Dürre zu kämpfen haben, wenn sich die Situation im Gesamtboden nicht bis zum Sommer normalisiert", prognostiziert Marx. Anders als andere Vegetation seien Bäume darauf angewiesen, den ganzen Sommer über Wasser aus den Tiefen des Bodens ziehen zu können, gerade auch in trockenen Zeiten. "Für Wälder und Grundwasser-Spiegel wäre es jetzt wichtig, dass es noch einige Monate feucht bleibt, bestenfalls bis Juni."

    Unabhängig davon zeigt der Dürremonitor aber auch fünf Prozent Problemflächen an – also Gebiete, in denen die Böden schon jetzt sehr trocken sind. Die Region Schwaben liegt mittendrin, erklärt Dürreforscher Marx: "Augsburg ist Schwerpunkt-Region für Wassermangel bis 60 Zentimeter Tiefe. Überall in Bayern und Deutschland hat es zuletzt mehr geregnet." Lasse man die Alpen außer Acht, sei die Region südlich der Donau das trockenste Gebiet bundesweit.

    Augsburger Klimaforscher: Anlass zur Sorge, aber für Panik ist es zu früh

    Einzelne Niederschlagsereignisse, selbst über viele Wochen hinweg, helfen dem Gesamtboden in Dürreperioden also wenig bis gar nicht, so das Fazit von Dürreforscher Marx. "Wir reden da eher von vier bis sechs Monaten mit überdurchschnittlichem Niederschlag, in denen man keine Hitzeperioden haben sollte." Dem stimmt auch ein Klimaforscher der Universität Augsburg zu. Harald Kunstmann, Lehrstuhlinhaber für Regionales Klima und Hydrologie, geht im Interview mit unserer Redaktion noch weiter: "Es bräuchte sogar mehrere anormal feuchte Jahre hintereinander, bis sich das Grundwasser erholt hätte."

    Harald Kunstmann: "Es bräuchte sogar mehrere anormal feuchte Jahre hintereinander, bis sich das Grundwasser erholt hätte."
    Harald Kunstmann: "Es bräuchte sogar mehrere anormal feuchte Jahre hintereinander, bis sich das Grundwasser erholt hätte." Foto: Kunstmann

    Ob es in Bayern wieder einen Dürre-Sommer geben werde, lasse sich noch nicht eindeutig vorhersagen. Es zeichneten sich aber bereits einzelne Regionen mit überdurchschnittlich trockenen Verhältnissen ab. Besonders betroffen seien die Gebiete um die Wörnitz, die obere Altmühl und den unteren Lech, so Kunstmann: "Es besteht Anlass zur Sorge, aber für Panik ist es definitiv zu früh."

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