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Kommentar: Für Haus- und Wohnungsbesitzer wird die Wärmewende richtig teuer

Kommentar

Für Haus- und Wohnungsbesitzer wird die Wärmewende richtig teuer

Jakob Stadler
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    Noch immer werden in Neubauten Gasheizungen verbaut.
    Noch immer werden in Neubauten Gasheizungen verbaut. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Millionen Menschen haben sich darauf verlassen, dass sie mit einer Gasheizung alles richtig machen. In Schwaben wurden diese zwischen 2016 und 2020 in fast 40 Prozent der neuen Wohnungen eingebaut, etwa 8000 Stück. Gas galt bis zum Beginn des Ukrainekriegs als zuverlässig, einfach, günstig. Schließlich hat der Staat selbst darauf gesetzt und mit Nord Stream 2 eine neue Pipeline bauen lassen. Initiativen, vom Gas wegzukommen, waren höchstens halbherzig. Das rächt sich jetzt. Wer eine Gasheizung eingebaut hat, dem bleiben nun zwei Möglichkeiten: Entweder er zahlt die immer höheren Gaspreise. Oder er kümmert sich um einen Austausch. Wie auch immer: Auf Hausbesitzer kommen gewaltige Kosten zu. Und auf denen werden sie sitzen bleiben.

    Noch vor einem Jahr galt Gas als Brückentechnologie auf dem Weg zur Klimaneutralität

    Noch vergangenes Jahr hatte Erdgas einen anderen Ruf. Es galt im Vergleich als weniger klimaschädlich, Gaskraftwerke wurden als "Brückentechnologie" gesehen und von der EU deshalb sogar als nachhaltig eingestuft. Die Realität war schon damals: Erdgas ist ein fossiler Brennstoff, klimaschädlich, nicht mehr zeitgemäß. Der Gebäudesektor hat 2021 zwei Millionen Tonnen CO2 mehr ausgestoßen, als im Klimaschutzgesetz, das noch die alte Bundesregierung beschlossen hat, verbindlich vereinbart wurde. Und bis 2030 sollen im Gebäudesektor 152 Millionen Tonnen CO2 gegenüber 1990 eingespart werden – mit Gasheizungen ist das nicht zu schaffen. Auch Biogas und grüner Wasserstoff werden nicht die Rettung sein, da die Erzeugungsmöglichkeiten und Mengen begrenzt sind.

    Wer eine Gasheizung besitzt, sollte nicht auf Hilfe vom Staat hoffen

    Aktuell wird etwa die Hälfte aller Wohnungen in Deutschland mit Gas beheizt. Ein Großteil dieser 20 Millionen Haushalte wird in den nächsten Jahren eine neue Heizung brauchen. In den Städten könnten das oftmals regenerativ betriebene Fernwärmenetze sein, auf dem Land wird die Wärmepumpen-Dichte weiter zunehmen. Es bleiben viele Fragen: Wie soll genügend Material herangeschafft werden und wo sollen die vielen Handwerkerinnen und Handwerker herkommen, die die Systeme installieren müssen? Und: Wer soll das bezahlen? Die Kosten für einen Heizungstausch gehen schnell in die zehntausende. Dabei können die Eigentümerinnen und Eigentümer nicht auf Hilfe des Staates hoffen, in dieser Menge ist das schlicht nicht bezahlbar. Geringfügige Zuschüsse könnten möglich sein, auch einzelne Förderungen, die soziale Härtefälle abfedern. Aber grundsätzlich gilt: Jeder muss selbst für die energetische Modernisierung seines Eigentums aufkommen. Und der Moment, in dem die Heizungen getauscht werden müssen, kommt. So oder so.

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