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Klimawandel: Diese Tiere könnten durch den Klimawandel in unserer Region aussterben

Klimawandel

Diese Tiere könnten durch den Klimawandel in unserer Region aussterben

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    Der Klimawandel verändert die Natur in unserer Region. Einige Tiere werden wohl für immer verschwinden, andere werden sich neu ansiedeln.
    Der Klimawandel verändert die Natur in unserer Region. Einige Tiere werden wohl für immer verschwinden, andere werden sich neu ansiedeln. Foto: AZ

    Stellen Sie sich vor, Ihnen geht der Sauerstoff aus, Ihr Haus verschwindet, Sie finden keine Nahrung. Für einige Tierarten in Bayern ist das Realität. Denn unsere Umwelt verändert sich. Nicht von heute auf morgen, aber jeden Tag ein bisschen – und nicht zum Guten: Ein Drittel der Landlebewesen ist durch den Klimawandel bedroht. Bei Wasserlebewesen ist es sogar fast die Hälfte. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die ein Forschungsteam unterschiedlicher Universitäten in der Zeitschrift Biological Conservation veröffentlicht hat.

    Die Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass sich die Erde um drei Grad erhitzen wird. Kleine Temperaturunterschiede haben dabei großen Einfluss. Wenn wir unsere Emissionen reduzieren und das 1,5-Grad-Ziel einhalten, hätten die meisten Arten eine Chance zu überleben. Danach sieht es im Moment aber nicht aus. Ganz im Gegenteil. Bleibt der Emissionsausstoß auf seinem aktuellen Level, könnte die Erderwärmung sogar mehr als drei Grad betragen. Das wird unsere Region verändern. Und einige Tiere werden wohl für immer verschwinden.

    Unser Countdown zeigt, wie viel Zeit uns noch bleibt, bis das CO2-Budget für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels aufgebraucht sein wird:

    Der Ornithologe Philipp Herrmann arbeitet für den Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV). Er beobachtet seit vielen Jahren den Lebensraum von Tieren in der Region. Er sagt: "Es wird wärmer und trockener. Und je nachdem, welche Ansprüche die Tiere und Pflanzen an ihre Umwelt haben, profitieren sie davon oder werden bedroht." Bei den Vögeln betrifft das zum Beispiel die Wiesenbrüter. In der Region gibt es da unter anderem den Großen Brachvogel und den Kiebitz. Beide suchen Feuchtwiesen, um dort zu brüten. Durch die Hitze verdunstet dort das Wasser. Die Wiesen trocknen aus. Und damit schwindet der Lebensraum, den Kiebitz und Brachvogel zur Fortpflanzung brauchen.

    Diese Tiere könnten wegen des Klimawandels für immer aus unserer Region verschwinden

    Ähnliche Phänomene zeigen sich bei den Amphibien. Viele kämpfen um ihr Überleben. "Das merkt man unter anderem an den Krötenwanderungen. Es werden von Jahr zu Jahr weniger Tiere", sagt Herrmann. In der Region betrifft das zum Beispiel die Gelbbauchunke und die Kreuzkröte. Sie sind auf einen Lebensraum angewiesen, den Biologinnen und Biologen "temporäre Gewässer" nennen. Pfützen beispielsweise oder geflutete Mulden in der Erde. Gewässer also, die nur über einen kurzen Zeitraum existieren. Dort legen Gelbbauchunke und Kreuzkröte ihre Kaulquappen ab und pflanzen sich fort. "Wenn die Temperatur aber steigt, trocknen diese Gewässer schneller aus als bisher. Und damit sterben auch die Kaulquappen."

    Von der Trockenheit sind aber nicht nur temporäre Gewässer betroffen. Bäche führen weniger Wasser und selbst in großen Flüssen wie dem Rhein ließen sich im Sommer dramatisch sinkende Pegelstände beobachten. Für Fische kann das lebensgefährlich sein. Ihr Lebensraum verkleinert sich, der Sauerstoff geht ihnen aus. In der Region trifft das unter anderem die Bachforelle, die Elritze und die Mühlkoppe.

    Durch den Klimawandel verschwinden aber nicht nur Arten. Es siedeln sich auch neue an. Der Bienenfresser beispielsweise. Ein exotisch wirkender Vogel, der eigentlich in südlicheren Breitengraden heimisch ist. Durch steigende Temperaturen aber weitet er seinen Lebensraum aus und siedelt sich auch in unserer Region an. Das wiederum könnte Folgeschäden verursachen. Denn der Bienenfresser ernährt sich – Überraschung – von Bienen. Deren Bestand könnte dadurch sinken. Andere Lebewesen, die sich in der Region ansiedeln oder massiv verbreiten könnten, sind beispielsweise die Gottesanbeterin und der Admiral, eine Falter-Art.

    Diese Tiere könnten sich in unserer Region ansiedeln – oder massiv verbreiten

    Einige der neuen Tiere sind dabei aber eine echte Gefahr für heimische Arten. Die Dreikantmuschel beispielsweise. Sie verbreitet sich millionenfach in Seen und Flüssen Bayerns. Und macht den heimischen Muscheln ihre Nahrung streitig. Andere, wie der Borkenkäfer, sind schon lange in unserer Region zu finden. Durch die milden Winter aber verbreiten sie sich schneller. Und zerstören die heimischen Wälder.

    Gefährlich könnte es für den Menschen werden, wenn sich Insekten ansiedeln, die Krankheiten übertragen. Dazu gehört beispielsweise die Tigermücke. Bisher wurde sie in unserer Region nicht nachgewiesen. In einigen Teilen Deutschlands tritt sie aber bereits auf, meist wärmere Regionen wie beispielsweise um Freiburg und Heidelberg. Steigt die Temperatur weiter, könnte die Tigermücke auch in unserer Region heimisch werden. Und damit Tropenkrankheiten in der Region verbreiten.

    Doch auch wenn neue Arten nicht direkt schädlich für den Menschen sind, können sie negative Folgen für unsere Ökosysteme mit sich bringen. Verschwindet eine Art oder siedelt sich eine neue an, kann das die Natur ins Wanken bringen. "Sterben beispielsweise Mücken aus, dann fehlen die Larven in den Gewässern und der Fischbestand geht zurück. Gleichzeitig gibt es weniger Schwalben, weil die sich hauptsächlich von Mücken ernähren", sagt Herrmann. "So können ganze Ökosysteme kollabieren."

    Aufhalten ließe sich das nur, wenn der Mensch seine Emissionen senkt und Energie und Wasser spart. Jeder kann aber auch im Garten nachhelfen, sagt Herrmann. Um die Umwelt für die heimischen Arten so angenehm wie möglich gestalten. "Wenn man den Garten natürlich hält, haben die Tiere bessere Chancen", sagt er. "Das heißt vor allem, keine Monokulturen und Schotterwüsten. Sondern kräuterreiche Wiesen und heimische Sträucher, die den Insekten und Vögeln vor der Haustür Lebensraum bieten – zumindest in manchen Ecken das Gartens."

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