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Gesunkene Wasserstände: Italien kämpft gegen die Dürre - nicht nur am Gardasee

Gesunkene Wasserstände

Italien kämpft gegen die Dürre - nicht nur am Gardasee

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    Die Dürre im Norden Italiens nimmt nach Einschätzung von Umweltschützern immer alarmierendere Ausmaße an.
    Die Dürre im Norden Italiens nimmt nach Einschätzung von Umweltschützern immer alarmierendere Ausmaße an. Foto: Luigi Costantini, dpa (Archivbild)

    Hinweis: Liebe Leserinnen und Leser. Zwar ist der Gardasee noch nicht "über den Berg", in den vergangenen Wochen haben allerdings einige Regenfälle dazu geführt, dass sich die Lage am See leicht gebessert hat. Der folgende Artikel entstand im April 2023, zu einer Zeit, als die Region um den Gardasee an Dürre und Trockenheit litt.

    Die Lage im Lieblings-Ferienland der Deutschen ist dramatisch. Extreme Trockenheit und Wasserknappheit machen vor allem dem Norden Italiens schwer zu schaffen. Der Wasserpegel am Gardasee ist auf einen historischen Tiefstand gefallen. Doch auch der Po, Italien größtes Binnengewässer, ist von der Trockenheit betroffen. Welche Ursache die Trockenheit am Gardasee und im Rest des Landes haben und was die Regierung in Rom dagegen tut, lesen Sie in diesem Artikel.

    Lage am Gardasee besonders dramatisch

    Am anschaulichsten werden die jüngsten Entwicklungen am Gardasee wohl anhand eines besonders ungewöhnlichen Schauspiels. Mit ungläubigen und zum Teil vergnügten Gesichtern laufen Touristen derzeit trockenen Fußes oder mit dem Fahrrad im Schlepptau auf einem dünnen, etwa 200 Meter langen Landstreifen zur Insel San Biagio. Eine Touristenattraktion abseits der Hochsaison, die wohl nicht jedem schmeckt.

    Der drastische Wasserrückgang am Gardasee lässt sich ebenso in Zahlen ausdrücken. Nach Angaben der Agenzia Interregionale per il fiume PO (kurz AIPO), lag er zuletzt 47 Zentimetern. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr im gleichen Zeitraum lag er bei 99 Zentimetern.

    Gründe für den niedrigen Wasserstand liegen in den Alpen

    Die Frage, die sich im Moment vielen stellt ist die, was diesen historisch tiefen Wasserpegel verursacht hat. Meteorologe Mattia Gussoni vom italienischen Wetterportal ilmeteo.it sagte hierzu gegenüber der Tagesschau, nach dem extrem trockenen Winter des vergangenen Jahres, gebe es auch in diesem Jahr im mittleren und westlichen Teil der Alpen rund ein Drittel weniger Schnee als üblich.

    Schnee und Regen, aber gerade auch das Schmelzwasser aus den Alpen, sind ein Garant für gut gefüllte Flüsse und Seen. Das insbesondere das Schmelzwasser in den vergangenen Wochen ausblieb, macht sich jetzt in einem Gardasee bemerkbar, der viel zu wenig Wasser führt und seine Wasserreserven nicht auffüllen konnte. Dass Eiskappen und -schollen schmelzen und zu verheerenden klimatischen Bedingungen führen, kannten viele bisher nur aus der Arktis.

    Klimaforscher Luca Mercalli warnt dagegen: "Italien ist ein klimatischer Hotspot, der Klimawandel macht sich hier stärker bemerkbar als im Rest der Welt. Simulationen zeigen, dass die Temperaturen in Norditalien im Sommer um bis zu acht Grad steigen könnten. Das würde bedeuten, dass in der Po-Ebene künftig Wetterbedingungen wie in Pakistan herrschen", so der Meteorologe gegenüber dem Deutschlandfunk.

    Wasserknappheit auch am Po

    Denn der dramatische Wasserrückgang betrifft nicht nur den Gardasee. Auch der Po, Italiens größter Fluss, ist ebenso stark von der Wasserknappheit betroffen. Die Wasserstände seien bereits niedriger als im vergangenen Jahr, wie die für den Po zuständige Bezirksbehörde mitteilte. Auch hier spielen die niedrigen Temperaturen im März, die trockene Böden verursachten sowie der wenige Regen im Norden Italiens eine Rolle. Die einzelnen kleinen Schauer der vergangenen Wochen hätten dagegen nicht weitergeholfen.

    Marode Wasserleitungen - Meloni plant Instandsetzung

    Die Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat derweil in der vergangenen Woche ein Dekret verabschiedet, das weitreichende Maßnahmen im Kampf gegen die Trockenheit forcieren will. Ein Sonderkommissar und ein Gremium sollen eingesetzt sowie Mittel freigeben werden, um marode Wasserleitungen zu erneuern. Denn in manchen Gegenden gingen durch Lecks mehr als 50 Prozent des Wassers verloren, was das Land anfällig für Trockenperioden macht. Zusätzlich plant die Regierung laut Angaben der ZEIT Regenwassersammelbecken, Entsalzungsanlagen und die Steigerung der Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser.

    Maßnahmen, die bereits hätten getroffen werden können. Nach dem verheerenden Dürre-Sommer 2022 hatten Klimaforscher im Februar diesen Jahres wegen einer geringen Schneedecke in den Alpen sowie der Regenarmut vor extremer Trockenheit in Italien, Österreich und der Schweiz gewarnt.

    Übrigens: Wenn Sie in diesem Jahr in Italien Urlaub machen möchten sollten Sie die "roten Zonen" für Touristen beachten. Und wer vom Allgäu an den Gardasee reist, kann gar die Maut sparen.

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