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Interview
11.07.2022

Sven Plöger: "Die Klima-Erwärmung in den Alpen liegt heute schon über zwei Grad"

Der Meteorologe Sven Plöger ist bekannt für seine Wettervorhersagen im Fernsehen. Zudem hat er mehrere Bücher über den Klimawandel geschrieben.
Foto: Christian Zecha

Exklusiv Meteorologe Sven Plöger weiß, wie die Alpen das Wetter beeinflussen. Er erklärt, warum Bergregionen sehr sensibel auf den Klimawandel reagieren und was es mit seiner 1,5-Kilometer-Taxiregel auf sich hat.

Sie erzählen in Ihrem neuen Buch, wie die Alpen unser Wetter beeinflussen? Was wäre bei uns los, wenn wir die Berge nicht vor unserer Haustüre hätten?

Plöger: Wir hätten in Rom oder Neapel Schnee und Blizzards. Kaltluft würde aus dem Norden ungehindert nach Süden durchstoßen. Und gleichzeitig könnte sehr heiße Luft aus dem Mittelmeerraum mit deutlich mehr Feuchtigkeit angereichert den hohen Norden erreichen. Bis Dänemark hoch schwülste Mittelmeerluft. Mühelos! Beide extreme Luftmassen würden sich immer wieder in der Mitte Europas, also Deutschland, begegnen. Schwerste Unwetter wären die Folge. Das haben wir zwar heute auch immer wieder, aber wir hätten viel, viel mehr Tornados. Ohne die Alpen hätten wir eine richtige Tornado-Gasse in Europa. Unser Wetter wäre also viel, viel extremer.

Das heißt, die Alpen wirken wie ein breiter Wetter-Kontrollriegel?

Plöger: Ja, wie eine Temperatur- und Feuchtigkeitsschleuse, die quasi breitenparallel in der europäischen Landschaft steht. Diese schützt uns.

Die Wettervorhersage für Alpenregionen ist diffizil. Warum?

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Plöger: Weil da so viel Landschaft ist. Die Täler, die Berge, das ist alles sehr zerklüftet. Luft kann nicht durch Berge, also wird sie ständig umgelenkt, muss hoch, muss runter, wird gestreckt, gestaucht, gelenkt. Dann hat man in Engstellen den berühmten Düseneffekt, dann wird Luft eben beschleunigt. In den Alpen gibt es ein ständiges Heben und Senken von Luft, deswegen ist die Vorhersage sehr komplex.

Sie arbeiten acht bis zehn Stunden an einer Wetterprognose? Das stellt man sich gar nicht so kompliziert vor, wenn man als Zuschauer die kompakte Vorhersage am Abend erhält.

Plöger: Wenn es eine vernünftige Prognose sein soll, beschäftigt man sich mit Physik. Regenmengen müssen beispielsweise berechnet werden. Welche Temperatur wird in welchen Höhenschichten erreicht? Das alles ist relativ komplex. Wenn ich an einer Wettervorhersage arbeite, dann sind das aber auch zehn Sendungen am Tag, die ich mache: für die regionalen Programme, Wetter vor Acht und die Tagesthemen. Da muss man dann tatsächlich dranbleiben. Das Lustige ist, bei mir passiert da sehr viel im Kopf. Wenn ich die Daten anschaue, setze ich mich sozusagen gedanklich in das Wetter hinein. Ich sehe die Wolke, spüre die Wärme, ich fühle, ob es schwül oder kalt ist. Ich habe mir für einen Wetterbericht in meinem ganzen Leben noch nie eine Notiz gemacht oder einen Text aufgeschrieben. Ich berichte immer frei aus dem Moment.

Später Schnee, Sahara-Staub im Frühjahr, Hitzerekord im Juni: Wie beurteilen Sie unser bisheriges Jahr 2022?

Plöger: Es ist die nahtlose Fortsetzung von 2021. Das war auch so ein Extremwetterjahr mit Hitzerekorden in Spanien und Italien. Wir sind im Sommer nicht mehr weit entfernt von der 50-Grad-Marke. 2020 hatten wir in British Columbia 49,6 Grad gemessen. Wir hatten 2021 in den nordpolaren Gebieten, also nördlich des Polarkreises und am Polarkreis, teilweise Temperaturen bis zu 35 Grad gehabt. Und nun am 3. Juli der erschütternde Gletschersturz an der Marmolata … Wir erleben das, was uns die Wissenschaft vor 30, 40 Jahren vorausgesagt hat. Das ist Klimawandel. Punkt. Und wir stehen in Sachen Klimaschutz, das können wir überall auf der Welt festhalten, nicht dort, wo wir stehen müssten.

Sie haben keine guten Erinnerungen an den Sturm Lothar, der im Winter 1999 verheerend über die Alpen fegte. Seitdem denken Sie neu über den Klimawandel. Was war damals passiert?

Plöger: Ich war mit Freunden in einem Haus in den Alpen auf 1142 Meter Höhe. Wir haben eine Spitzenwindböe mit 179 Kilometern pro Stunde erlebt. Eine unglaubliche Kraft, ein unglaublicher Druck und eine unglaubliche Zerstörung. Ein Drittel des Waldes auf dem Berg ist praktisch innerhalb einer Minute umgekracht. Dann fing das Holzhaus an, Geräusche zu machen, die es sonst nicht machte … In den USA geht man bei Tornadowarnung in den kleinsten Raum, der bekanntlich nicht immer der schönste im Haus ist …

… aber einer kann sitzen.

Plöger (lacht): Ja, genau, wir sind aber aus Gerechtigkeitsgründen stehen geblieben. Als Meteorologe ist man zunächst irre begeistert, so einen Sturm zu erleben, aber Sekunden später fängt man an zu denken: Du meine Güte, was sind das für Kräfte … Das war der Auslöser dafür, dass ich mich sehr, sehr intensiv mit dem Thema Klimawandel auseinandergesetzt habe.

Der Orkan hat in der Folge auch ihr Verhalten im Alltag verändert, wie denn?

Plöger: Ich habe für mich Regeln aufgestellt und meine gefahrenen Autokilometer um etwa 80 Prozent reduziert. Ich fahre konsequent Bahn und ich habe festgestellt, man kommt überall hin. Und schließlich gibt es die Sven-Plöger-1,5-Kilometer-Taxiregel. Unter 1,5 Kilometer Entfernung zu einem Ziel darf ich nicht Taxi fahren. Der ÖPNV ist mittlerweile eine Challenge für mich. Es gibt keine Inlandsflüge mit Sven Plöger. Und ich habe mein Haus umgebaut, mit Solarzellen und Wärmepumpe. Seit 2013 produziere ich Energie.

Sie schreiben, die Alpen reagieren so sensibel wie kaum eine andere europäische Landschaft auf den Klimawandel. Warum ist das so?

Plöger: Auf den knapp fünf Kilometern zwischen der Meereshöhe und dem Mont Blanc mit 4807 Höhenmetern findet man genauso viele Klimazonen wie auf den 5000 Kilometern zwischen Mittelmeer und Arktis. Die Natur in den Alpen ist enorm verdichtet. Deswegen gerät sie schnell unter Stress, wenn das Klima sich verändert. Pflanzen, die sich eigentlich unten wohlfühlen, können sich durch die höheren Temperaturen auch weiter oben ausbreiten. Da sagt man zunächst: Ach guck mal, Klimawandel ist ja toll, da oben wird’s jetzt grün. Ja, aber genau dadurch verändern sich Lebensräume extrem auf Kosten der Artenvielfalt. Tiere und Pflanzen sind nicht in der Lage, sich so rasant anzupassen. Das Entscheidende an unserem Klimawandel ist ja nicht die Gesamtgrößenordnung, sondern die Geschwindigkeit.

Sie beschreiben in Ihrem Buch auch, dass sich Schneehase oder -huhn mit ihrer Tarnung durch die wärmeren Temperaturen oft in der falschen Jahreszeit befinden. In den Alpen beträgt das Mittel der Erwärmung schon zwei Grad. Warum?

Plöger: Die Alpen haben sich sogar schon über zwei Grad im Mittel erwärmt. Warum? Da ist viel Oberfläche, da ist kein großes Wasser, das die Wärme aufnehmen könnte, das Eis zieht sich zurück. Eis reflektiert wie ein Spiegel die Sonneneinstrahlung und wenn sie den Spiegel wegnehmen, dann wird natürlich immer mehr Sonnenenergie auf den Boden treffen und diesen erwärmen. Das sind die Hauptgründe, warum die Alpen sich übermäßig schnell erwärmen.

Ende des Jahrhunderts könnten die Alpen völlig eisfrei sein. Was wären die Folgen für unsere Region?

Plöger: Ohne Gletscher gibt es kein Schmelzwasser mehr. Ein Fluss, wie der Rhein, versorgt sich zu 60 Prozent mit Wasser aus den Alpen, nämlich mit Schmelzwasser von den Gletschern und Niederschlägen aus den Alpen. Die Flusspegel von Donau, Isar, Lech, Iller hängen von den Alpen ab. Die Pegel sind dann bei Weitem nicht mehr so stabil.

Siehe Norditalien. Dort ist der Wassernotstand ausgerufen. 200 Kommunen haben das Trinkwasser reglementiert. Kann dies auch auf der Alpen-Nordseite passieren?

Plöger: So eine Dürre kann genauso auf der Nordseite entstehen. In den Bergen haben wir häufiger Gewitter und Niederschlag. Aber sowie Sie von den Bergen weggehen, werden wir künftig häufiger mit Dürreperioden rechnen müssen. Wenn wir den Klimaschutz nicht in den Griff bekommen, dann, so zeigen es Modellrechnungen, würde es Ende des Jahrhunderts gewöhnlich sein, dass es in der Mitte Europas zu zehnjährigen Dürren kommt. Klimawandel ist nicht nur eine Frage von Zahlen, sondern Wetterabläufe verändern sich.

Haben Sie das Gefühl, dass die Botschaft mittlerweile ankommt? Ein verändertes Bewusstsein ist ja durchaus spürbar …

Plöger: Es kommt mehr an, das muss man klar sagen. Viele Menschen machen sich Sorgen. Aber die Geschwindigkeit, in der wir die Konsequenzen ziehen, ist viel zu langsam. Wir neigen dazu, uns die Welt schönzureden. Eigentlich müssten wir ein globales Jahrhundertgeschäft machen. Denn wenn man will, dass alle mitmachen, darf nicht derjenige, der die Umwelt verschmutzt, reicher werden als derjenige, der sie sauber hält.

Gibt es auch positive Beispiele, wo der Mensch erfolgreich gegensteuert?

Plöger: Es gibt so viele Unternehmer, Start-ups, die durch den Lobbyismus bedingt nicht immer da hinkommen, wo sie verdient hätten zu sein. Das fängt an mit einem Handy, das man zerlegen kann und Teile wirklich ersetzen kann, sodass es viel länger lebt. Aber was ich so liebe, ist das Projekt Farmer Managed Natural Regeneration, das ist ein Wiederaufforstungsprojekt. Der Agrarökonom Tony Rinaudo hat dafür gesorgt, dass in Afrika, etwa in Äthiopien, wieder Waldflächen entstanden sind. Die Böden wurden kühler, man konnte säen, ernten, die Mangelernährung nahm ab. Da sieht man, was Gutes passieren kann, wenn man nur konsequent handelt.

Wie kommt man als Experte mit der menschlichen Trägheit klar und bleibt doch so humorvoll?

Plöger: Solange die Wissenschaft sagt, wir können es noch schaffen, bleib ich auch hoffnungsvoll.

Zur Person: Sven Plöger, Diplommeteorologe, Wettermoderator und Klimaexperte, steht seit 1999 vor der Kamera. Er moderiert unter anderem die Sendung „Wetter vor acht“ vor der Tagesschau. Der 55-Jährige gebürtige Bonner lebt mittlerweile in Ulm. Mit dem Fernseh- und Wissenschaftsjournalisten Rolf Schlenker hat er mehrere erfolgreiche Bücher veröffentlicht. Sein aktuelles heißt: Die Alpen. Und wie sie unser Wetter beeinflussen.

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