Was für den ein oder anderen wie der größte Alptraum klingen mag, ist laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO der Vereinten Nationen die Zukunft der Ernährung: Insekten im Essen. Die internationale Organisation sieht darin einen Schlüssel für die Bekämpfung des globalen Hungers und gleichzeitig gegen den Klimawandel. Auch in der EU und damit in Deutschland landen Insekten bereits auf dem Teller. Aber wie gesund sind die kleinen Tiere überhaupt für uns Menschen?
Insekten essen: Diese Insekten kann man in Deutschland essen
Seit Januar 2023 sind in der EU vier Insektenarten als Lebensmittel zugelassen. In der Zukunft können und werden noch mehr dazukommen, laut der Verbraucherzentrale gibt es weltweit etwa über 2000 essbare Insektenarten. Dazu ist es bereits seit längerem üblich, in Lebensmitteln Insekten zu verarbeiten, etwa als Farbstoff bei einigen Süßigkeiten oder in Kosmetikartikeln. Die vier Insekten, die als Lebensmittel verkauft werden können, sind die Folgenden:
- Mehlkäfer: Seit Juni 2021, getrocknet und im Larvenstadium
- Wanderheuschrecke: Seit November 2021, getrocknet, gefroren oder als Pulver
- Hausgrille: Seit Februar 2022 als Pulver, getrocknet oder gefroren, seit Januar 2023 als teilweise entfettetes Pulver
- Getreideschimmelkäfer oder Buffalowurm: Seit Januar 2023, in Pulver- oder Pastenform, gefroren oder getrocknet
Krabbeltiere: In welchem Essen stecken Insekten?
Die Liste nennt alle Insekten, die aktuell in der EU als Lebensmittel verkauft werden dürfen. Bisher stecken diese Zutaten meist in Produkten, die spezifisch damit beworben werden, aus Insekten hergestellt zu sein, wie die Apotheken-Umschau erklärt. Aber das kann sich mit der Zeit ändern. Denkbar wären Insekten in vielen Lebensmitteln als Zutat, unter anderem:
- in Pulverform in Suppen und Soßen
- als Milchersatz
- in Schokolade
- als Mehl in Backwaren wie Brot und Nudeln
Anders, als Verbraucherschützer seit langem fordern, müssen Hersteller nicht auf ihren Produkten extra auf der Vorderseite angeben, dass sie Insekten beinhalten. Allerdings müssen die Tiere in den Zutaten angegeben werden und das nicht nur mit ihrem lateinischen Fachnamen, sondern mit dem Namen, unter dem sie im Alltag bekannt sind. Da Insekten zudem ein tierisches Produkt sind, dürfen sie nicht in als vegetarisch oder vegan gekennzeichneten Produkten enthalten sein. Das bedeutet, wer Insekten im Essen um jeden Preis vermeiden möchte, ist bei vegetarischen oder veganen Produkten auf der sicheren Seite.
Es gibt übrigens auch eine App, die verrät, ob in einem Lebensmittel Insekten enthalten sind.
Proteinquelle: Sind Insekten gesund?
Aber sind Insekten denn überhaupt gesund? Wie das Wissenschaftsmagazin Spektrum der Wissenschaft erklärt, sind Insekten sogar sehr gesund. Sie enthalten zum Einen viele Nährstoffe, besonders Proteine. Wie das Bundesinstitut für Risikobewertung angibt, liegt der durchschnittliche Proteingehalt von Insekten zwischen 35 und 77 Prozent. Das ist deutlich mehr als bei Rind- oder Schweine- und Hühnerfleisch, die bis etwa 22 Prozent Proteine beinhalten.
Auch Ballast- und Mikronährstoffe und sogar Vitamine enthalten viele Insektenarten. Mehlwürmer besitzen viele ungesättigte Omega-3- und -6-Fettsäuren, die als sehr gesund angesehen werden. Sonst erhalten Menschen diese Fettsäuren vor allem durch den Verzehr von Fisch. Zuletzt beinhalten viele Insektenarten Vitamin B, was der Körper für einen gesunden Energiestoffwechsel braucht.
Faktor Umweltschutz: Ist Insektenfleisch nachhaltiger als anderes Fleisch?
Und nicht nur in Sachen Gesundheit punkten Insekten gegenüber anderen Fleischarten. Eine Ernährung auf Insektenbasis ist nach einhelliger Meinung deutlich umweltfreundlicher als eine auf anderem Fleisch basierende Ernährung. Insekten verbrauchen deutlich weniger Platz als etwa Rinder oder Schweine und verursachen weniger Treibhausgas-Emissionen.
Sie sind außerdem nachhaltiger. Der essbare Anteil von Insekten liegt bei etwa 80 Prozent, bei Rindern liegt er nur bei etwa 40 Prozent. Ein weiteres großes Problem unserer aktuellen Ernährung ist der große Futteranteil, der auf Rinder, Schweine und Co. verfällt. Insekten können auch hier punkten, sie benötigen laut der FAO zwölfmal weniger Futter als Rinder, viermal weniger Futter als Schafe und halb so viel Futter wie Schweine und Masthühner.
Allergien: Darauf muss man beim Verzehr von Insekten achten
Also alles eine klare Sache? Sollten wir alle einfach auf Insekten umsatteln? Ganz so einfach ist es nicht. Es gibt auch Bedenken. Wissenschaftler benennen vor allem die Allergie-Gefahr, die besonders groß ist wegen der Artenvielfalt. Laut Spektrum der Wissenschaft sollten Menschen mit Allergien gegen Hausmilben oder Krusten- und Schalentiere Insekten wegen der Gefahr einer Kreuzreaktion nicht oder nur mit Vorsicht verzehren. Denn Allergien würden häufig durch Eiweiße ausgelöst werden.
Übrigens: Ein unfreiwillig verzehrtes Insekt kann der Brotkäfer sein. Es gibt aber auch Wege, Brotkäfer schnell wieder loszuwerden.