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Mindelheim: Umweltschutz: Mit Schokolade den Klimawandel stoppen

Mindelheim

Umweltschutz: Mit Schokolade den Klimawandel stoppen

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    Verkaufen die Schüler des Maristenkollegs fünf Tafeln der "Guten Schokolade", können sie davon einen Baum pflanzen.
    Verkaufen die Schüler des Maristenkollegs fünf Tafeln der "Guten Schokolade", können sie davon einen Baum pflanzen. Foto: Leonie Küthmann

    Es ist ein kleiner Raum, in dem sie Zukunftspläne schmieden, Aktionen planen und sich ein großes Ziel setzen: die Welt zu retten. Sie, das sind nicht die großen Politiker oder Wirtschaftsbosse dieser Welt, sondern elf engagierte Achtklässler. Die im Zweifelsfall auch mal auf dem Boden sitzen müssen. Der Raum im Maristenkolleg, in dem sie sich treffen, ihr "Büro", ist mittlerweile einfach zu klein – und heute ist die Gruppe noch nicht einmal vollständig: "Wir werden immer mehr und brauchen deswegen einen größeren Raum", erklärt die 13-jährige Sarah Hörberg bestimmt.

    Gegen den Klimawandel: Mindelheimer Schüler pflanzen Bäume

    Einen Raum, in dem sie planen können, wie sie die Welt retten. Zusammen mit vielen anderen Jugendlichen aus der ganzen Welt wollen die Achtklässler dem Klimawandel die Stirn bieten, indem sie Bäume pflanzen. Auf der ganzen Welt, egal, ob in Afrika oder Mindelheim. Dahinter steht die Organisation "Plant for the planet", ebenfalls gegründet von einem Schüler. Felix Finkbeiner aus Tutzing war selbst erst neun, als er das Projekt ins Leben gerufen hat. Das Ziel: In jedem Land der Erde eine Million Bäume pflanzen. Damit die Bäume gepflanzt werden können, braucht man Geld. Um dieses Geld zu verdienen, arbeiten die Achtklässler von "Plant for the Planet" am Maristenkolleg nicht nur an einzelnen Aktionen, sondern jede Woche: In den Pausen verkauft die Gruppe Fairtrade-Produkte, darunter auch die "Gute Schokolade". So heißt die Tafel Schokolade, die zu "Plant for the Planet" gehört. Verkaufen die Schüler fünf Tafeln Schokolade, ist genug Geld da, um einen Baum zu pflanzen.

    Bäume pflanzen, um den Klimawandel zu stoppen: Die Achtklässler aus Mindelheim machen es vor.
    Bäume pflanzen, um den Klimawandel zu stoppen: Die Achtklässler aus Mindelheim machen es vor. Foto: Marcus Merk (Archiv)

    Um nicht nur ihresgleichen, sondern auch die Erwachsenen davon zu überzeugen, dass es mit dem Klimawandel langsam ernst wird, verkauft die "Plant for the Planet"-Gruppe mittlerweile auch Schokoladentafeln an Elternsprechtagen: "Viele Eltern sprechen uns dann an und wissen schon, was es mit dieser Schokolade auf sich hat", sagt die 14-jährige Martha Eberle. "Außerdem haben wir auch ,Stammlehrer’, die oft in den Pausen etwas kaufen." Nicht immer sind die Reaktionen jedoch so positiv. Kritik kommt teilweise auch aus den eigenen Reihen: "Wir werden schon auch von anderen Schülern blöd angeredet", erzählt Martha. Ignorieren oder versuchen, das Ganze zu erklären, ist die Devise der Gruppe: "Wenn jemand sagt ,Ihhh, bio’ versuchen wir zu erklären, weshalb Bio- und Fairtrade-Produkte gut für die Umwelt sind und betonen, dass sie außerdem gut schmecken."

    Angefangen hat alles mit dem Wahlkurs „Sozialer leben“ unter der Leitung von Lehrerin Bärbel Audebert im vergangenen Jahr. Dieses Jahr aber bezahlt der Staat keinen Lehrer, um den Kurs zu leiten. „Also haben wir entschieden, dass wir uns selbstständig weiterhin treffen“, erklärt die Gruppe. Einmal pro Woche planen sie Aktionen, überlegen, wie sie andere von „Plant for the Planet“ überzeugen können und setzen Großprojekte um. Darunter auch die sogenannte Kinderakademie, die zu „Plant for the Planet“ gehört. Erst vergangenes Jahr waren fünf Schüler des Maristenkollegs auf solch einem Treffen in Gersthofen bei Augsburg, auch Sarah war dabei: „Wir haben Bäume gepflanzt und auch gelernt, wie wir Unterstützer finden können“, erzählt die 13-Jährige.

    Das Projekt findet komplett in Eigenregie statt

    Um Unterstützer und "Nachwuchs" zu finden, so sagen die Achtklässler, gehen sie auch in die Grundschulen, halten Vorträge vor den Fünftklässlern und planen für Herbst 2018, selbst eine "Kinderakademie" in Mindelheim zu veranstalten. Dass Engagement in der Schule nicht allein die Welt rettet, ist den Schülern klar: Auch im Alltag versuchen sie, umweltbewusst zu leben und auch Familie und Freunde davon zu überzeugen. "Wir achten zum Beispiel darauf, dass wir, wenn wir ins Kino nach Memmingen fahren, den Zug nehmen", sagt Sarah. Auch Martha hat versucht, ihren Eltern zu erklären, dass man nicht für jede Strecke das Auto nehmen muss: "Mittlerweile fahren sie viel mehr Fahrrad oder laufen."

    Ernst genommen werden sie mit ihren Bestrebungen jedoch nur "teils, teils". Gerade von Erwachsenen fühlen sie sich oft nicht ernst genommen – noch mehr stört die Schüler aber, dass Politiker "den Klimawandel nicht ernst nehmen, weil sie dann tot sind, wenn wir die Folgen des Klimawandels zu spüren kriegen", so der Tenor in der Gruppe. Einst ein Wahlkurs in der Schule, mittlerweile ein Projekt, das den Schülern sehr am Herzen liegt – und das eben nicht nur ein Schuljahr lang, betont Sarah: "Ich denke, mittlerweile ist auch vielen meiner Freunde klar, dass das mehr ist als eine kurze ,Ich-rette-jetzt-die-Welt’-Phase."

    Ein Teil der "Plant for the Planet"-Gruppe (v.li.): Sarah Hörberg, Miriam Fuhrmann, Henrik Lie, Luca Milhard, Janina Bachmeier, Julius Nett, Coralie Schietinger, Martha Eberle, Sophia Strom.
    Ein Teil der "Plant for the Planet"-Gruppe (v.li.): Sarah Hörberg, Miriam Fuhrmann, Henrik Lie, Luca Milhard, Janina Bachmeier, Julius Nett, Coralie Schietinger, Martha Eberle, Sophia Strom. Foto: Plant for the Planet

    Während Sarah spricht, steht einer ihrer Mitstreiter auf. Er müsse zur Bigband-Probe, entschuldigt er sich. Auch heute konnten nicht alle Gruppenmitglieder zum Treffen kommen. Manchmal kommt eben doch etwas dazwischen: andere Wahlkurse, Unterricht oder das Hobby. Ein paar Schüler sind aber immer da – „meistens so circa eineinhalb Stunden“, schätzt Coralie Schietinger. Dann planen sie, wie sie ihr Projekt vorantreiben können, beispielsweise, wie die neue Website aussehen soll. Maximilian Hinze hat sich dafür eingesetzt, dass die Gruppe jetzt nicht nur eine Website, sondern auch eine eigene E-Mail-Adresse hat, über die potenzielle Nachfolger oder Unterstützer die Gruppe kontaktieren und mitmachen können. Selbst wenn man dann einen noch größeren Raum suchen müsste, oder mal wieder jemand auf dem Boden sitzt.

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