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Mindelheim/Tansania: So feiert man in Tansania

Mindelheim/Tansania

So feiert man in Tansania

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    Viele Gäste, Gesang und Geschenke: So wurde das 25-jährige Jubiläum einer Ordensschwester im Konvent gefeiert.
    Viele Gäste, Gesang und Geschenke: So wurde das 25-jährige Jubiläum einer Ordensschwester im Konvent gefeiert.

    Wahnsinn, nun ist also der Dezember und damit auch die Weihnachtszeit sowie Silvester schon vorbei. Mit den letzten Wochen ist mal wieder eine schöne Zeit in Tansania vergangen.

    Vor einiger Zeit hatte eine Schwester aus dem Konvent ihr 25-jähriges Schwesternjubiläum und das wurde gleich an zwei Tagen groß gefeiert mit langem Gottesdienst und anschließendem Festessen. Ich habe mich gefreut, dabei sein zu können und auch wieder mal ein paar Leute zu treffen, die ich zwar schon irgendwie kenne, mit denen ich aber im Alltag nicht viel zu tun habe. Beide Male gab es außerdem eine Zeremonie, bei der die Schwester von allen möglichen Leuten Geschenke erhalten hat. Ob das nun Familie ist, eine andere Schwester, der Chor oder sonst irgendjemand: Sie wurde geradezu mit Gaben überhäuft! Bei lauter Musik gingen die Leute dazu nacheinander tanzend zu ihr nach vorne und überreichten ihr feierlich die Geschenke.

    Viele Tansanier werden übrigens im Allgemeinen gern beschenkt. Nicht selten wird man gefragt, ob man ein Geschenk dabei habe oder was man von einer Reise mitgebracht habe. Ich selber halte mich damit sehr zurück, weil ich mich aus der Rolle der „reichen Deutschen“ ziehen möchte, die man als Weiße automatisch irgendwie verkörpert. Letztlich akzeptieren die Leute – glaube ich – schon, dass ich als Freiwillige nicht gekommen bin, um Geschenke zu verteilen, sondern dass ich möglichst wie eine Einheimische behandelt werden möchte.

    Eine Bushaltestelle mitten im Nirgendwo verunsichert die Mindelheimerin

    Mitte Dezember habe ich es dann endlich geschafft, für eine Woche in das nahe gelegene Mabilioni zu fahren. Dort wohnen mehrere Ordensbrüder, von denen ich einen schon länger kenne, und der mich vor einiger Zeit schon eingeladen hatte. Ich bin also in den Bus gestiegen, und habe gesagt, ich möchte bitte an der „Bushaltestelle Mabilioni“ aussteigen, wo der Bruder mich abholen wollte.

    Als mich der Busfahrer dann neben der Straße mitten im Nirgendwo absetzen wollte, war ich doch etwas überrascht. Wo sollte denn hier bitte eine Bushaltestelle sein? Ich habe mich geweigert, auszusteigen, aber schon ein paar Sekunden später hat dann tatsächlich der Bruder meinen Bus angehalten und mich wie versprochen dort erwartet. Ich hatte – mit meinem Bild der Bushaltestelle in Same im Kopf – einfach eine falsche Vorstellung, denn in Same handelt es sich wirklich um einen großen Platz, auf dem ständig Busse ankommen und abfahren. Da konnte diese einfache Haltestelle, die im Grunde aussieht wie jeder andere Fleck neben der Straße, nicht ganz mithalten.

    Aber schließlich bin ich ja gut bei den Brüdern angekommen. Da diese auf ihrem riesengroßen Gelände unter anderem ein Waisenhaus haben, bin ich dort öfter hingegangen und habe mich mit den Kindern beschäftigt. Wir haben Karten gespielt, Musik gemacht oder waren gemeinsam draußen. Ich habe es sehr genossen, dass man sich dort wirklich direkt in der Natur befindet. Keine Autos, weit und breit nur Buschland und zum Teil sogar richtig grün, da in der Nähe ein Fluss vorbei fließt.

    Julia Streitel aus Mindelheim hat Weihnachten in Tansania verbracht

    Ich war mehrere Male am Fluss – an verschiedenen Stellen und jedes Mal wurde es noch schöner. Es hieß aber, man solle vorsichtig sein, weil es Schlangen, Nilpferde und Krokodile gibt. Ich habe auch echt aufgepasst und vielleicht war ich deshalb ein bisschen zu spät, um das Baby-Krokodil zu sehen, das gerade wenige Meter entfernt ins Wasser gehuscht war.

    An einem anderen Tag bin ich mit ein paar Kindern zu den Massai gegangen, denn eines der Kinder ist selbst ein Massai und hat mich quasi in sein Heimatgebiet gebracht. Alles in allem war die Woche in Mabilioni wunderschön!

    Rechtzeitig zu den Weihnachtsfeiertagen war ich dann wieder zurück in Same und die Weihnachtsstimmung ist wirklich in letzter Sekunde dann doch noch ein wenig aufgekommen – nämlich am Abend des 24. Dezember. Der Tag selbst war für mich erst einmal einer wie jeder andere: Ich bin ins Hope Centre, also das Behindertenheim und meine Einsatzstelle, gefahren und habe mich dort am Schmücken des Weihnachtsbaumes beteiligt. Hier wird traditionell erst am 25. Dezember Weihnachten gefeiert und nicht so wie bei uns schon am Abend vorher.

    Weil ich den Abend aber auch nicht ganz alleine verbringen wollte, habe ich mich mit ein paar anderen Deutschen zum Abendessen und anschließend zur Nachtmesse getroffen.

    Den eigentlichen Weihnachtsfeiertag wollte ich dann unbedingt mit den Leuten des Hope Centres verbringen. Wir sind gleich morgens noch einmal alle zusammen in einen Gottesdienst gegangen und anschließend ins Behindertenheim gelaufen. Dort haben wir noch ein paar Vorbereitungen für die Feier getroffen, ein paar Besucher sind dazugestoßen und dann konnte es auch schon losgehen. Die Stimmung war richtig gut, es gab Musik, Gesangs- und Tanzeinlagen und natürlich ein großes Buffet.

    Falls ihr euch fragt, ob ich das deutsche Weihnachten denn gar nicht vermisst habe: Doch, klar, irgendwie schon. Aber dadurch, dass so lange gar keine Weihnachtsstimmung aufkam, ich einfach zu weit weg von all dem bin, was in Deutschland passiert und es auch so heiß ist, war es einfach so anders, dass es schon wieder in Ordnung war. Außerdem bin ich wirklich glücklich darüber, dass ich so die Chance hatte, mitzuerleben, wie Weihnachten hier in Tansania gefeiert wird! So eine Möglichkeit bekommt man ja auch nicht alle Tage.

    Sogar das Feuerwerk in Deutschland konnte die Mindelheimerin miterleben - Handy sei Dank

    Am nächsten Tag, dem 26. Dezember, war dann „Boxing Day“: Ab da dürfen die Geschenke ausgepackt werden – nicht wie bei uns schon vorher. Das finde ich auch ganz schön, denn dadurch rückt der eigentliche Grund, warum Weihnachten gefeiert wird, noch mehr in den Vordergrund.

    Ja, und zu guter Letzt bleibt mir noch, von Silvester zu berichten. Wie ich euch im vorherigen Artikel angekündigt habe, wollte ich über Neujahr nach Sansibar fahren. Leider habe ich meine Residence Permit, die ich zum Reisen brauche, immer noch nicht erhalten und musste den Urlaub stornieren. Da es Janna, einer anderen Freiwilligen, genauso ging, haben wir uns gemeinsam eine Lösung überlegt.

    Zwar ist es schwierig, etwas zu finden, das man mit einer Silvesterfeier auf einer Insel im Indischen Ozean mit weißen Sandstränden vergleichen kann, aber wir haben uns dazu entschieden, mit den Brüdern und Kindern in Mabilioni zu feiern. So bin ich das zweite Mal dorthin gefahren und es war trotz der Enttäuschung über den stornierten Urlaub sehr schön.

    Wir waren in der Natur, bei den Kindern oder haben uns anderweitig beschäftigt. Am Silvesterabend fand um 23 Uhr eine Messe statt, die über Mitternacht ging und das neue Jahr eingeläutet hat. Anschließend haben alle gesungen, getanzt, gegessen und getrunken.

    Da alle relativ bald danach ins Bett gegangen sind, habe ich pünktlich um 2 Uhr – also in Deutschland um Mitternacht – noch das deutsche Feuerwerk miterleben dürfen, weil meine deutschen Freunde sich per Videoanruf gemeldet hatten.

    Am nächsten Morgen fand noch eine Messe statt und später haben wir zusammen gekocht, um das neue Jahr zu feiern. Anschließend ging es für Janna und mich auch schon wieder zurück nach Same, wo ich jetzt gerade wieder im Alltag angekommen bin.

    Ich habe mich entschieden, vorerst doch nicht in die Schule zu gehen, um zu unterrichten, sondern einfach im Hope Centre zu bleiben. Ich bekomme immer besseren Kontakt zu den Arbeitern und Kindern. Ich muss sagen, dass es mir trotz der kurzen Zeit, die ich in Mabilioni war, leichter gefallen ist, eine Verbindung zu den Kindern aus dem Waisenhaus herzustellen. Möglicherweise liegt das aber einfach an ihrem anderen Hintergrund …

    Das Tolle ist, dass ich laut den Brüdern jederzeit dort willkommen bin, sodass ich sie und die Kinder, wenn ich Lust und Zeit habe, einfach wieder besuchen kann.

    Ich hoffe, dass ihr auch eine schöne Weihnachtszeit verbracht habt und gut im Jahr 2019 gelandet seid! Bis zum nächsten Beitrag!

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