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Irsingen: Aus Irsingen auf die Bühne der Toten Hosen

Irsingen

Aus Irsingen auf die Bühne der Toten Hosen

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    Ein Moment, den Marlon Brown nie vergessen wird: Während eines Konzerts in Zürich holte der Tote-Hosen-Sänger Campino den jungen Irsinger zu sich auf die Bühne. Insgesamt war Marlon schon bei neun Konzerten der deutschen Rock-Band.
    Ein Moment, den Marlon Brown nie vergessen wird: Während eines Konzerts in Zürich holte der Tote-Hosen-Sänger Campino den jungen Irsinger zu sich auf die Bühne. Insgesamt war Marlon schon bei neun Konzerten der deutschen Rock-Band. Foto: Katrin Brown

    Eingerahmte T-Shirts, jede Menge Fotos und sämtliche Trinkbecher, die während Konzerten gekauft wurden – so sieht das Zimmer von Marlon Brown aus Irsingen aus. Er selbst trägt ein T-Shirt der Band, der diese Flut an Fanartikeln zu verdanken ist: Die Toten Hosen.

    Am 28. März ist die Premiere des Filmes „Weil du nur einmal lebst“. Ein Kamerateam hat die Hosen bei ihrer Tournee im vergangenen Jahr begleitet. Der Film zeigt Live-Aufnahmen von Konzerten und die Band hinter der Bühne. Marlon will sich den Film zwar unbedingt anschauen, bevorzugt es aber, seine Idole hautnah zu erleben.

    Mit seinen elf Jahren hat der Irsinger seine Lieblingsband schon öfter live gesehen als manch anderer in seinem ganzen Leben. Bereits neunmal durfte er bei Auftritten der Band dabei sein und das auch nur, weil seine Mutter Katrin ebenfalls ein großer „Hosen“-Fan ist. Von ihr hat er die Freude an den Musikern und gemeinsam pilgern sie regelmäßig in Konzerthallen, wenn sich die Rockband angekündigt hat.

    Vor einem Konzert steht Marlon bis zu sieben Stunden an

    Wenn die „Hosen“ nicht in der Umgebung spielen, wird der Campingbus der Familie zum „Tourbus“ umgebaut und schon kann es losgehen. „Das ist wirklich praktisch, weil wir oft ganz in der Nähe des Konzertes parken können“, erzählt Marlons Mutter.

    Der Elfjährige möchte immer direkt vor der Bühne stehen – das bedeutet vor allem eines: rechtzeitig anstellen. Wenn die Toten Hosen um 20 Uhr auf der Bühne anfangen, dann stehen Marlon und seine Mutter manchmal schon seit sieben Stunden in der Schlange. Doch das ist es den beiden wert. Auf die Frage, ob man nicht manchmal ans Heimgehen denkt, antwortet Marlon sofort: „Nö!“. Denn wenn beide dann ganz vorne stehen, sei das Wichtigste geschafft. Dann können sie das Konzert wirklich genießen.

    Marlon musste sich allerdings nicht immer mit seinem Platz in der ersten Reihe zufriedengeben. In Zürich wurde er vom Sänger der Band auf die Bühne geholt. „Wir haben seitlich neben der Bühne gestanden, dort waren Plattformen. Auf die ist Campino gelaufen, hat mich gesehen und gesagt, dass ich hochkommen soll“, erzählt Marlon. Für ihn sei es ein unglaublicher Moment gewesen, mit seinem Idol auf der Bühne zu stehen. Eine interessante Überschneidung findet sich bei dem Elfjährigen und seinem Vorbild noch in einem anderen Bereich: Da sein Vater aus Schottland kommt, hat Marlon vor Kurzem die britische Staatsbürgerschaft erhalten – genau wie

    Berührungsängste kennt der Elfjährige aus Irsingen nicht

    Ein weiteres Mitglied der „Hosen“ hat der Elfjährige schon persönlich kennengelernt: Schlagzeuger „Vom“ war im selben Restaurant essen wie Marlon und seine Mutter. Neben einem gemeinsamen Foto gab es ein Autogramm auf Marlons Schlagzeugsticks. Die sind jetzt nicht mehr im Einsatz, sondern hängen in einem Bilderrahmen an der Wand. „Die sind mir zu viel wert“, sagt Marlon.

    Berührungsängste mit Bandmitgliedern hat der Elfjährige überhaupt nicht. Auch sonst hat er kein Problem damit, vor einem Publikum mit 50000 Menschen zu stehen. Bei einem Konzert in Freiburg durfte er während dem Auftritt der Vorband ebenfalls auf die Bühne. Dort ist er allerdings nicht lange geblieben, denn er hat das sogenannte „Stage Diving“ selbst ausprobiert. Während Marlon so über die Menschenmasse getragen wurde, blieb seine Mutter ganz entspannt: „Irgendwann habe ich ihn zwar nicht mehr gesehen, aber ich wusste ja, er kommt wieder.“

    Wenn der Elfjährige nicht gerade auf der Bühne steht oder über das Publikum schwebt, hat er trotzdem meist ein gutes Sichtfeld. „Oft bieten große Männer an, Marlon auf die Schultern zu nehmen“, sagt seine Mutter. Von dort hat er auch schon einen Schal von Campino gefangen. Mittlerweile kenne man einige der anderen Wiederholungstäter in der ersten Reihe.

    Wenn es sein muss, finanziert Marlon sein musikalisches Hobby selbst

    Katrin Brown schützt ihren Sohn, indem sie sich hinter ihn stellt. Wenn das Publikum drängelt, bekommt Marlon nichts ab. Das Securitypersonal sei hier immer sehr aufmerksam und biete meistens vor Beginn des Konzertes an, die beiden nach draußen zu nehmen, wenn es mal zu wild werden sollte. „Das ist uns aber bisher noch nie passiert“, erzählt Marlons Mutter.

    Am besten gefällt Marlon die Stimmung bei den Toten Hosen. Zwar spiele die Band immer ein paar Standardlieder, aber sonst sei jedes Konzert anders. Wenn es spät nachts wieder nach Hause geht, denkt Marlon noch lange nicht ans Schlafen. „Nach einem Konzert ist man eigentlich immer hellwach“, sagt er.

    Konzertkarten sind bekanntlich teuer – wenn es sein muss, finanziert sich Marlon sein musikalisches Hobby aber selbst. Dafür müssen etwa Spielsachen dran glauben und werden verkauft. Manchmal liegt aber auch ein Ticket unter dem Weihnachtsbaum. Einmal hat er bei einem Preisausschreiben Karten gewonnen. Die Teilnehmer mussten erklären, warum genau sie gewinnen sollten. Marlons Antwort: „Ich brauche die Karten unbedingt, weil ich erst elf Jahre alt bin und meine Mutter mitnehmen muss.“

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