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Zehntausende demonstrieren in Berlin gegen Atomkraft

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Zehntausende demonstrieren in Berlin gegen Atomkraft

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    Zehntausende demonstrieren in Berlin gegen Atomkraft
    Zehntausende demonstrieren in Berlin gegen Atomkraft Foto: DPA

    Die protestierenden Atomkraft-Gegner umzingelten symbolisch mit einem langen Protestzug Reichstag und Kanzleramt. Die Veranstalter nannten die Zahl von rund 100 000 Teilnehmern. Die Polizei gab dazu keine Auskunft. Beobachter schätzten deutlich mehr als die 40 000 bis 50 000 Menschen der Demonstration vor einem Jahr in Berlin.

    Ein Sprecher der Umweltschutz-Gruppen, die zu dem Protest unter dem Motto "Atomkraft: Schluss jetzt" aufgerufen hatten, sprach von einem "tollen Erfolg". Die Beteiligung sei größer gewesen als erwartet. "Das Regierungsviertel ist nicht nur umzingelt, es ist geflutet von Menschen." In einer Pressemitteilung hieß es: "Der heutige unerwartet breite Protest zehntausender Menschen zeigt: Die Bevölkerung duldet keine Klientelpolitik für Atomkonzerne auf Kosten ihrer Sicherheit."

    Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel warf der Regierung wegen ihrer Atompolitik das Schüren eines der größten gesellschaftlichen Konflikte der Bundesrepublik vor. "Ich fürchte, dass es nicht nur friedliche Auseinandersetzungen geben wird", sagte er am Rande der Demonstration.

    Grünen-Chefin Claudia Roth kritisierte, was Union und FDP planten, sei ein Anschlag auf die Demokratie. Die Regierung handele am Parlament vorbei in Hinterzimmern mit den Atomkonzernen die Bedingungen für längere Laufzeiten aus. "Das ist ein sittenwidriger Vertrag. Wir werden auf der Straße zeigen, dass diese Politik von Schwarz-Gelb keine Mehrheit hat."

    Die Linke-Vorsitzende Gesine Lötzsch sagte der dpa: "Das ist ein sehr breiter Protest quer durch alle Generationen und Schichten." Sie hoffe, dass dies erst der Anfang sei. Linke-Fraktionschef Gregor Gysi warnte die Regierung davor, den Widerstand in der Bevölkerung gegen längere Atomlaufzeiten zu unterschätzen. "Es entsteht mehr als ein rebellischer Geist in der Bevölkerung."

    Über dem Gelände zwischen Hauptbahnhof und Spree flatterte schon am Mittag ein Meer von Fahnen im stürmischen Wind. Besonders häufig zu sehen: die gelbe Fahne mit der roten Sonne und dem Schriftzug "Atomkraft? Nein Danke" der Anti-Atomkraft-Bewegung der 80er Jahre.

    Auf einem gelbem Bauwagen hinter einem großen Traktor aus Niedersachsen stand: "Jahrzehntelang belogen - jahrtausendelang verstrahlt". Ein Plakat verkündete: "Angstzeitverlängerung 2040 - Krückentechnologie für eine strahlende Zukunft".

    Zu Beginn der Demonstration spielte die niederländische Band Bots, die zu fast jeder großen Friedensdemonstrationen in den 80er Jahren in Bonn gehörte. Ältere Demonstranten mit grauen Haaren klatschen zur alten Demo-Hymne "Was wollen wir trinken?". In einem langen Zug liefen die Demonstranten vom Hauptbahnhof um den Reichstag herum und am Kanzleramt vorbei zurück zum Bahnhof. Als die letzten Menschen den Platz vor dem Bahnhof verließen, erreichte die Spitze des Zuges bereits das Spreeufer gegenüber des Bahnhofs. Das Verwaltungsgericht Berlin hatte eine Kundgebung auf der Wiese vor dem Reichstag untersagt.

    Der Altersdurchschnitt der Teilnehmer lag eher im oberen Bereich, aber auch viele junge Eltern mit kleinen Kindern, Studenten und Schüler marschierten mit. Am Schluss warfen die Menschen selbstgebastelte kleine, gelbe Dosen als symbolische"Atommüll-Tonnen" auf ein Förderband, das sie zu einem großen Berg aufhäufte.

    Bei der letzten großen Anti-Atom-Demonstration in Berlin vor einem Jahr waren hunderte Bauern aus Niedersachsen mit mehr als 300 Traktoren vor dem Brandenburger Tor aufgefahren. Damals sprach die Polizei von 36 000 Teilnehmern, die Veranstalter von 50 000.

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