Die deutsche Wirtschaft wird infolge der Corona-Krise nach Einschätzung des Sachverständigenrats deutlich einbrechen. Die "Wirtschaftsweisen" sagen im günstigsten Fall ein Minus von 2,8 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr voraus. Während die Infektions- und Todeszahlen auch in Deutschland weiter steigen, hält die Debatte über einen Ausstieg aus den Beschränkungen des Alltagslebens an. Allerdings kündigte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag für sein Land eine Verlängerung der Maßnahmen bis nach Ostern an.
Das BIP wird 2020 wegen der Corona-Krise voraussichtlich um 2,8 Prozent sinken
Die "Wirtschaftsweisen" halten eine schwere Rezession in Deutschland durch die Folgen der Coronavirus-Krise für unvermeidbar. Die deutsche Wirtschaft werde 2020 deutlich schrumpfen, heißt es in einem am Montag vorgelegten Sondergutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Wie schlimm es genau kommt, sei derzeit wegen großer Unsicherheiten unklar. Als derzeit wahrscheinlichste Entwicklung sehen die Ökonomen eine Normalisierung der wirtschaftlichen Lage über den Sommer, so dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) unter dem Strich in diesem Jahr um 2,8 Prozent schrumpft. Zum Vergleich: 2009 war die größte europäische Volkswirtschaft in der globalen Finanzkrise um 5,7 Prozent eingebrochen.
Über ein Viertel der Unternehmen erwarten in den nächsten Monaten Kurzarbeit
Die deutsche Industrie steht laut einer Umfrage des Ifo-Instituts wegen der Corona-Krise vor einem drastischen Anstieg der Kurzarbeit. In den kommenden drei Monaten erwarten 25,6 Prozent der befragten Unternehmen Kurzarbeit, wie das Institut am Montag in München mitteilte. Dies sei der höchste Wert seit 2010. Vor drei Monaten habe der Wert nur bei 15,3 Prozent gelegen. An der Umfrage nahmen 2000 Industrieunternehmen teil. Mit Quoten zwischen 30 und 40 Prozent überdurchschnittlich betroffen von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie sind demnach Schlüsselbranchen wie die Automobil- und die Elektroindustrie sowie der Maschinenbau.
CDU will noch nicht über ein Ende der Corona-Maßnahmen diskutieren
Die CDU-Spitze hat davor gewarnt, jetzt über die Beendigung der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland zu diskutieren. CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte am Montag nach Angaben aus Parteikreisen in einer Schaltkonferenz mit dem Parteipräsidium, das Virus habe "ganz Europa und die Welt fest im Griff". Erst wenn die Zeit der Verdopplung der Zahl der Infizierten bei zehn Tagen sei, wäre man auf dem richtigen Weg. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte an, dass die bisher bis zum 3. April geltenden Beschränkungen bis zum Ende der Osterferien am 19. April im Freistaat verlängert werden.
Eine klare Strategie für die Rückkehr zur Normalität nach Abflauen der Corona-Krise könnte nach Einschätzung der FDP die Geduld der Bürger angesichts der verhängten Beschränkungen erhöhen. "Gegenwärtig gibt es eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung für die Freiheitseinschränkungen", sagte der FDP-Vorsitzende Christian Lindner am Montag in Berlin. Diese würden als verhältnismäßig eingeschätzt. "Eine klare geschlossene Kommunikation der Regierung und das Signal, dass man wirklich alles unternimmt, um schnellstmöglich zur Normalität zurückzukehren, könnte diese Akzeptanz länger erhalten."
"Uns geht es jetzt nicht um Termine", stellte Lindner klar. Seine Partei bekenne sich unverändert zum Instrument der Kontaktbegrenzung, um die Pandemie zu bremsen. "Aber mit großer Energie und koordiniert sollten die Regierungen in Bund und Ländern jetzt daran gehen, Elemente und Methoden zu entwickeln, wie wir in der nächsten Zeit auch schrittweise in die Normalität zurückkehren können. Eine solche koordinierte Strategie scheint gegenwärtig noch Mangelware zu sein." Auch die Kommunikation darüber sei noch widersprüchlich, kritisierte der Vorsitzende der Freien Demokraten.
EU-Komission arbeitet an neuem Haushaltsplan mit Aufbauhilfe für die Wirtschaft
Mit einem neuen Haushaltsplan für die kommenden sieben Jahre will die EU-Kommission auf die Folgen der Corona-Krise antworten. "Ja, klar, die Arbeit hat begonnen", sagte Chefsprecher Eric Mamer am Montag in Brüssel. Wann der neue Vorschlag vorliegen soll und welchen Umfang die überarbeitete Fassung des Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) haben könnte, ließ Mamer offen. Der Sprecher von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte jedoch, die Ziele der Kommission - mehr Geld für die Digitalisierung und für den Kampf gegen den Klimawandel - widersprächen nicht einer Aufbauhilfe für die Wirtschaft nach der Coronavirus-Krise.
Die EU-Kommission hatte ursprünglich einen Haushaltplan vorgelegt, der sich auf 1,11 Prozent der Wirtschaftsleistung belief. Das war einigen EU-Staaten zu viel, weshalb die Staats- und Regierungschefs bei ihrem Gipfeltreffen im Februar keine Einigung erzielten. Mit den erwarteten Ausgaben zur Ankurbelung der Wirtschaft nach der Virus-Krise dürfte das Budget eher noch wachsen. (dpa)
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