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Wahlen: Analyse: Wählerwille für große Koalition stärkt Piraten

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Analyse: Wählerwille für große Koalition stärkt Piraten

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    Jubel bei der Piraten-Wahlparty nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen. Foto: Uwe Anspach dpa
    Jubel bei der Piraten-Wahlparty nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen. Foto: Uwe Anspach dpa

    Weitere Faktoren seien deren Sachkompetenz und lagerübergreifend überzeugende Spitzenkandidaten, schrieben die Mannheimer Forscher am Sonntagabend.

    Die Piraten profitieren noch stärker als in Berlin vom Missmut gegenüber den etablierten Parteien, verdanken ihren Erfolg aber auch einer anscheinend schon vor der Wahl feststehenden Regierung.

    Rückschlüsse auf den Bund oder andere Länder sind nach Ansicht der Forschungsgruppe nach der Wahl im kleinsten Flächenland kaum möglich.

    Mit seinem regionalen Charakter und strukturellen Besonderheiten im sozial-konservativen Saarland spiegelt das Ergebnis den Wunsch nach politischer Stabilität, den die beiden großen Parteien am besten repräsentieren. Gleichzeitig zeigt das gescheiterte Experiment Jamaika, dass jenseits klassischer Lager zurzeit offensichtlich nur große Koalitionen tragfähig sind.

    Nachdem 70 Prozent der Saarländer mit der Jamaika-Koalition unzufrieden waren, wünschen sich jetzt 45 Prozent ein Bündnis aus CDU und SPD. Nur 25 Prozent bewerten Rot-Rot positiv (negativ: 60 Prozent). Insgesamt 22 Prozent glauben, dass eine zweitplatzierte SPD statt mit der CDU dann doch mit der Linken koalieren würde.

    Profiteur dieser Ausgangslage sind die Piraten. 35 Prozent aller Befragten, aber 85 Prozent ihrer Wähler meinen, man könne jetzt, "da die Regierung praktisch schon feststeht, auch mal eine andere Partei wählen, die sonst nicht in Frage kommt". Außerdem werden die Piraten von 85 Prozent wegen der Unzufriedenheit mit den anderen Parteien gewählt und nur von sieben Prozent wegen der Inhalte.

    Bei den 18- bis 29-Jährigen erzielen die Piraten mit 18 Prozent ihr bestes Resultat. Sie zeigen aber mit guten Ergebnissen bei Wählern ohne Job (13 Prozent) oder jüngeren Wählern mit niedrigem Bildungsniveau (12 Prozent) auch typische Merkmale einer Protestpartei.

    Inhaltliche Themen sind auch nur für 14 Prozent der Saarländer ausschlaggebend für das Abschneiden der Linken. Für 80 Prozent heißt der Hauptgrund Oskar Lafontaine, der unter allen Saarländern allerdings nach wie vor ein Negativimage hat.

    Die Basis für den CDU-Erfolg legt einmal mehr die ältere Generation: Bei allen unter 60-jährigen Wählern unterdurchschnittlich, kommt die CDU bei den ab 60-Jährigen auf 44 Prozent. Verstärkt wird der klassische Alterseffekt durch ein strukturelles Plus: Bei Katholiken, im Saarland proportional häufiger als in Bayern, erzielt die CDU 39 Prozent und bei regelmäßigen Kirchgängern sogar 66 Prozent. Bei Konfessionslosen oder in den wenigen großen Städten bleibt sie auffällig schwach.

    Die SPD, in allen Altersgruppen ähnlich stark, wird bei Gewerkschaftsmitgliedern mit 41 Prozent jetzt wieder klar stärkste Partei. Die Linke hat hier bemerkenswert heftige Verluste und bekommt mit 40 Prozent nur noch von arbeitslosen Wählern weit überproportional viele Stimmen. (dpa)

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