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Syrien: Israels Luftwaffe attackierte mutmaßliche Chemiewaffen-Anlage in Syrien

Syrien

Israels Luftwaffe attackierte mutmaßliche Chemiewaffen-Anlage in Syrien

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    Freiwillige Helfer versorgen Opfer eines Giftgasangriffs in Chan Scheichun. Die Anlage, die Israel nun attackiert hat, soll an der Herstellung des Saringases beteiligt gewesen sein.
    Freiwillige Helfer versorgen Opfer eines Giftgasangriffs in Chan Scheichun. Die Anlage, die Israel nun attackiert hat, soll an der Herstellung des Saringases beteiligt gewesen sein. Foto: Syria Civil Defence (dpa Archivbild)

    Die israelische Luftwaffe hat nach Angaben Syriens eine Militäranlage angegriffen, die angeblich zur Herstellung von Chemiewaffen verwendet wird. Die syrische Armee teilte am Donnerstag mit, israelische Kampfflugzeuge hätten in der Nacht mehrere Raketen auf den Stützpunkt bei Masjaf abgefeuert und dabei zwei Menschen getötet. Auf dem Gelände sollen

    Syrien: Attackierte Forschungsanlage wird auch von Iran und Libanon genutzt

    Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, der Angriff auf das Gelände in den Bergen zwischen den Städten Hama und Tartus habe sich gegen eine Zweigstelle des Zentrums für Wissenschaftliche Studien und Forschung gerichtet, das auch von iranischen Militärexperten und Mitgliedern der libanesischen Hisbollah Miliz genutzt werde.

    Das Nervengas Sarin

    Geruchlos, geschmacklos und tödlich - das Nervengas Sarin gehört zu den gefürchtetsten Kampfstoffen.

    Es ist farblos, geruchlos, geschmacklos.

    Sarin kann bereits in einer Dosis von nur einem halben Milligramm zum Tod führen.

    Das in der Chemie Methylfluorphosphonsäureisopropylester genannte Gift kann über Haut und Atemwege in den Körper gelangen.

    Gegenmittel wirken nur bei sofortiger Verabreichung.

    Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist Sarin 26 Mal tödlicher als Zyanid.

    Das Gas wurde 1938 von deutschen Chemikern entdeckt.

    Die irakische Luftwaffe warf im März 1988 Sarin-Bomben auf das von kurdischen Kämpfern kontrollierte Dorf Halabdscha ab und tötete etwa 5000 Menschen.

    Die Aum-Sekte setzte das Gift bei dem Anschlag auf die U-Bahn von Tokio 1995 ein, bei dem 13 Menschen getötet und mehr als 6000 verletzt wurden.

    Nun soll das Nervengas auch im syrischen Ort Chan Scheichun eingesetzt worden sein. Bei einem Angriff starben dort 87 Menschen.

    Auf dem Gelände sei ein riesiges Feuer in einem Lagerhaus für Raketen ausgebrochen, erklärte die oppositionsnahe Organisation mit Sitz in Großbritannien. Nach US-Angaben ist die Forschungseinrichtung an der Herstellung von Saringas beteiligt, das unter anderem laut UNO bei dem tödlichen Angriff von Chan Scheichun im April verwendet wurde.

    Israelische Regierungsvertreter wollten sich am Donnerstag nicht zu dem Angriff äußern. Der frühere Chef des israelischen Militärgeheimdiensts Amos Jadlin sagte aber, auf dem attackierten Gelände würden "Chemiewaffen und Fassbomben hergestellt, die tausende syrische Zivilisten getötet haben". Er wollte nicht direkt bestätigen, dass Israel hinter dem Angriff steckt.

    Auch der frühere israelische Sicherheitsberater Jaakow Amidror nannte die Anlage ein wichtiges Zentrum zur Entwicklung von Chemiewaffen. Es sei das erste Mal, dass eine offizielle syrische Militäranlage angegriffen worden sei und sich der Angriff nicht nur gegen ein Waffenlager, sondern gegen ein Forschungszentrum zur Entwicklung von Waffen gerichtet habe, sagte Amidror.

    Syrien: Chemiewaffen sollten vernichtet werden

    Die israelische Luftwaffe hatte in den vergangenen Jahren wiederholt Ziele in Syrien angegriffen. In der Regel geht Israel damit gegen iranische Waffenlieferungen an die libanesische Hisbollah-Miliz vor, die seit Jahren an der Seite der Truppen von Syriens Machthaber Baschar al-Assad kämpft. Meist bekennt sich die israelische Regierung nicht öffentlich zu den Angriffen.

    Die syrische Regierung hatte im September 2013 unter internationalem Druck zugesagt, sämtliche Chemiewaffen außer Landes zu bringen und zu vernichten. Doch gibt es seitdem immer wieder Vorwürfe, die Regierungstruppen setzten Giftgas ein. Am Mittwoch machten UN-Ermittler die Armee auch für den tödlichen Angriff von Chan Scheichun verantwortlich.

    Bei dem Angriff auf die von Rebellen kontrollierte Kleinstadt in Nordwestsyrien im April waren 87 Menschen getötet worden. Die USA bombardierten daraufhin als Vergeltung einen syrischen Militärflughafen. Die UN-Ermittler erklärten nun, es gebe umfassende Hinweise, dass die syrische Luftwaffe eine Bombe mit Sarin abgeworfen habe. Damaskus hatte immer bestritten, Giftgas eingesetzt zu haben. AFP/sh

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