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Stromtrasse Süd-Ost: Großer Andrang erwartet: Gegner demonstrieren heute in Meitingen

Stromtrasse Süd-Ost

Großer Andrang erwartet: Gegner demonstrieren heute in Meitingen

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    Das Thema „Strom“ ist im Raum Meitingen nahezu unübersehbar. Heute wird der 10.000-Einwohner-Ort zum Schauplatz einer Demonstration gegen die geplante Stromautobahn.
    Das Thema „Strom“ ist im Raum Meitingen nahezu unübersehbar. Heute wird der 10.000-Einwohner-Ort zum Schauplatz einer Demonstration gegen die geplante Stromautobahn. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Der Zufall führt wieder einmal perfekt Regie: Während sich im Westen des Landkreises Widerstand gegen einen geplanten Windpark formiert, soll im Norden Meitingen am heutigen Samstag zum Schauplatz des Widerstandes gegen die geplante Gleichstromtrasse von Sachsen-Anhalt nach Bayern werden.

    Unter der Regie der Freien Wähler (FW) sollen sich in der Marktgemeinde Trassengegner aus Franken, dem Augsburger Land, sowie den Nachbarlandkreisen Donau-Ries und Neuburg sammeln. Die FW haben inzwischen über 20000 Unterschriften für eine Massenpetition gegen die „Stromautobahn“ gesammelt, die in Meitingen enden soll.

    Das ist die Stromtrasse Süd-Ost

    Die Stromtrasse (Gleichstrompassage Süd-Ost) Süd-Ost in Zahlen und Fakten.

    Die Stromtrasse Süd-Ost (oder Gleichstrompassage Süd-Ost) sollte von Sachsen-Anhalt bis nach Meitingen im Landkreis Augsburg führen.

    Die Hochspannungsleitung mit einer Länge von 440 Kilometern sollte Strom aus den Windparks in Nord- und Ostddeutschland nach Bayern transportieren.

    In unserer Region hätte die Trasse durch die Landkreise Neuburg-Schrobenhausen, Donau-Ries und Augsburg führen sollen.

    Das Projekt sollte 2022 abgeschlossen sein.

    Die Kosten der Trasse hätten sich auf über eine Milliarde Euro belaufen.

    Gebaut werden sollte die Trasse von den Konzernen Amprion und 50Hertz.

    Der genaue Trassenverlauf war noch nicht festgelegt. Es gab mehrere mögliche Varianten.

    Im Sommer 2014 verkündete die bayerische Staatsregierung, dass die Trasse nicht komme, sondern eine neue Route gesucht werde.

    Die beiden Proteste zeigen wieder einmal die Schwierigkeiten, in denen das deutschlandweite Großprojekt „Energiewende“ steckt. Das Vorhaben, die Energieversorgung ohne Atom, Gas und Öl auf erneuerbare Quellen umzustellen, stößt an vielen Stellen auf Probleme. Windkraftanlagen werden von Anliegern gefürchtet, ebenso aber die Stromautobahn. Diese steht zudem im Verdacht, nur der Durchleitung von „schmutzigem“ Kohlestrom zu dienen.

    Viele Facetten dieser schwierigen Debatte sind in Meitingen vorhanden – der Ort bildet somit die ideale Kulisse für den Protest. In Meitingen, wo an klaren Tagen die Dampfwolken des Kernkraftwerkes Gundremmingen zu sehen sind, drehen sie bereits zwei Windräder. In Meitingen gibt es mit SGL und Lechstahl zwei bedeutende Unternehmen, die für die Zukunft um ihre Stromversorgung bangen. Und in Meitingen soll eben jene riesige Konverterstation entstehen, in der die Stromautobahn aus Bad Lauchstädt mündet.

    Derzeit sind die Planungen auf Eis gelegt und Landrat Martin Sailer glaubt nicht mehr, dass sie in ihrer jetzigen Form noch aktuell werden. „Die Trasse wird so nicht kommen, aber dann brauchen wir Alternativen“, sagte der CSU-Politiker am Donnerstag vor Medienvertretern. Das Projekt sei von vorneherein falsch angegangen worden und gegen den Willen der Menschen nicht durchsetzbar. Als alternative Energiequelle verwies Sailer auch auf den Bau und Betrieb von Gaskraftwerken. Den geplanten Windpark im Scheppacher Forst mit bis zu 14 200 Meter hohen Rädern hält Sailer dagegen für „unproblematisch“. Es gebe bereits eindeutige Beschlüsse der lokalen Gremien dafür.

    Die umstrittene Stromtrasse basiert auf Beschlüssen der Politik in Berlin. An die Spitze des Protests dagegen haben sich im Augsburger Land früh die Freien Wähler gesetzt. Ihr Bundesvorsitzender Hubert Aiwanger steht heute ebenso auf der Rednerliste wie der Landratskandidat Markus Brem. Er lehnt die Stromtrasse von allen Landratskandidaten am entschiedensten als „falsch und gefährlich“ ab.

    Am Donnerstagabend legte Brem in einer Erklärung nach. Brem: „Wenn diese Trasse gebaut wird, können wir unsere lokale Energiewende in den kommenden Jahren in die Tonne treten, denn damit würde auf viele Jahrzehnte hinweg die lokal bereitgestellte Energie nicht konkurrenzfähig zum Braunkohlestrom aus Mitteldeutschland.“

    Die Freien Wähler plädieren deshalb dafür, dass neben der Energieeinsparung vor allem die regionalen Lösungen im Vordergrund stehen, nämlich die regenerative Energieproduktion aus einem Mix aus Sonne, Wind und Biomasse, die intelligente Stromverteilung und -speicherung. Brem: „Energiewertschöpfung muss bei uns stattfinden und das Potential ist riesig.“

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