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Rettungsakt für Haiti: Spät und groß angelegt

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Rettungsakt für Haiti: Spät und groß angelegt

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    Rettungsakt für Haiti: Spät und groß angelegt
    Rettungsakt für Haiti: Spät und groß angelegt Foto: DPA

    Während Rettungsteams nach dem verheerenden Erdbeben von Port-au-Prince weiter in den Ruinen nach Überlebenden suchen, treffen sich Dutzende von Hilfsorganisationen aus aller Welt zu Beratungen über die bevorstehende Versorgung Hunderttausender von Obdach- und mittellosen Menschen. Immer mehr Haitianer, die alles verloren haben, fragen fünf Tage nach der Katastrophe, wo die Lebensmittel, wo die Hilfe bleibt, die von Washington bis Berlin versprochen wurde.

    Doch der Auftakt der Logistik ist bereits ein Problem. Fachleute sprechen von einem logistischen Alptraum. Die USA haben die Kontrolle über dem Flughafen übernommen. "Wir arbeiten eng mit den Militärs zusammen", sagt ein haitianischer Fluglotse in den Räumen der provisorischen Flugleitzentrale auf dem Flughafen.

    Bei den Beben war auch der Tower zerstört worden. "Die USA haben den Blick mehr auf das militärische gerichtet, die UN mehr auf die humanitäre Seite", umschreibt Rüdiger Ehrler von der Deutschen Welthungerhilfe, warum die Hilfsaktion mit Verzögerungen angelaufen sein könnte. Maschinen aus den USA würden möglicherweise eher Genehmigungen erteilt als denen aus anderen Ländern, argwöhnen Experten.

    Nach Angaben von Silvestre Castro, Leiter des freiwilligen Logistik-Teams der DHL in Amerika, landen täglich rund 45 Maschinen auf dem Flughafen, knapp die Hälfte in der Nacht, praktisch alles Militärflugzeuge. "Ich habe nur acht Flugzeuge mit humanitärem Material täglich gezählt", berichtet Castro, ein Mann aus Panama. "Lebensmittel, zum Beispiel Reis oder Milch, habe ich noch nicht ankommen gesehen."

    Neben den Problemen am Flughafen dürften einem rascheren Beginn der Hilfslieferungen noch andere Hindernisse im Wege stehen. Die Organisationen, die nach Haiti kommen, um zu helfen, verfügen nicht über Strukturen, um dort zu arbeiten. Dazu gehören Unterkünfte, Büros, Kommunikationsmittel oder Fahrzeuge und Ausrüstung. Es gibt wegen der Zerstörung auch keine Gebäude, in die sie einziehen könnten.

    Unter der Führung der humanitären UN-Organisation OCHA wurde am Sonntag beschlossen, am Flughafen eine Zeltstadt für bis zu 800 Personen zu errichten. In den Zelten können die Mitarbeiter mehrerer Organisationen wohnen, schlafen und arbeiten. Bisher verbringen die bereits angereisten Mitarbeiter der Hilfsorganisationen, aber auch die Journalisten die Nächte im Freien, in Zelten, auf Bänken, auf den Fußböden und in der Gärten der Hotels.

    Zu Beginn dieser Woche wollen die Hilfsorganisationen mit der Verteilung von Lebensmitteln beginnen. Aber auch das ist vor allem wegen befürchteter Gewaltausbrüche eine logistische und psychologische Herausforderung. Die Deutsche Welthungerhilfe etwa überlegt, zunächst in einer von der Polizei abgesicherten Straße Wasser zu verteilen. "Wir hoffen, dabei Kontakt zu den Autoritäten zu in den Camps der Plätze in der Stadt zu bekommen", sagt Ehrler vom Nothilfeteam der Welthungerhilfe. In einem zweiten Schritt soll dann mit der Verteilung von Reis, Bohnen, Öl und Salz begonnen werden.

    Die haitianische Regierung habe inzwischen den Vorschlag gemacht, außerhalb der zerstörten Hauptstadt Lager für Hunderttausende von Menschen errichten zu lassen. "Wenn die Regierung die Flächen identifiziert, können die Hilfsorganisationen mit den Vorbereitungen begonnen, hofft Ehrler nach einem Meeting mit der OCHA.

    Auch der Sprecher der Diakonie Katastrophenhilfe, Tommy Ramm, sieht große Probleme bei der Verteilung der Hilfsgüter. "In den ersten Tagen war das Krisenmanagement völlig überfordert", sagte er. Der bisher schon schwache Staat habe praktisch aufgehört, zu existieren. Der UN-Sitz sei zerstört worden und viele NGO im Land seien paralysiert gewesen. "Dadurch seien wertvolle Tage verloren gegangen, auf so etwas war niemand vorbereitet."

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