Im Zuge der Probleme an bayerischen Corona-Teststationen sind immer noch nicht alle positiv Getesteten gefunden: Von 46 fehlte auch am Sonntag noch jede Spur.
903 mit dem Coronavirus Infizierte hat man inzwischen ausfindig gemacht, davon bis zum Mittag auch 844 informiert. Bei 46 sei dies bisher nicht gelungen, teilte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) mit. "Zigtausende Dokumente" hätten gesichtet werden müssen. Wie viele der positiv Getesteten aus Bayern kommen und wie viele aus dem übrigen Bundesgebiet blieb zunächst unklar.
Zuvor kam es immer wieder zu Verzögerungen bei der Bekanntgabe der Zahl der positiv Getesteten, die ihr Ergebnis noch nicht erfahren haben. Ursprünglich hatte die Staatsregierung erklärt, bis Donnerstagmittag soll jeder der positiv Getesteten sein Ergebnis kennen. Diese Deadline verstrich, mehrere weitere am Freitag und Samstag ebenfalls. "Ziel war, keine Unsauberkeit reinzubekommen", sagte ein Ministeriumssprecher am Sonntag. Die Komplexität der Materie habe immer wieder zu neuen Fragestellungen geführt, das habe immer wieder neue Rücksprachen erfordert und Zeit gekostet.
Am Mittwoch war bekannt geworden, dass die Ergebnisse von 44.000 Tests, die meist an den mobilen Testzentren an Autobahnraststätten von Urlaubsrückkehrern genommen worden waren, noch nicht bei den Betroffenen gelandet waren. Die Nachricht hatte ein politisches Erdbeben ausgelöst, weil die Infizierten Tausende weitere Menschen anstecken könnten, ohne es zu wissen. Die Regierung hatte die Probleme auf fehlende Software und eine unerwartet große Zahl von Freiwilligen zurückgeführt, die sich den Tests unterzogen hatten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte einen für Donnerstag und Freitag geplanten Besuch an der Nordsee abgesagt.
Aktuell können sich Reiserückkehrer auch aus Risikogebieten kostenlos testen lassen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verteidigte diese Regelung erneut. In den ARD-"Tagesthemen" sagte er am Samstag, Tests, die etwas kosten, versuchten manche Reisende möglicherweise zu vermeiden. Doch sollten die Tests ja wahrgenommen werden. "Das schützt uns und das schützt andere." Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller forderte, Reiserückkehrer aus Risikogebieten an den Kosten zu beteiligen. Auch der FDP-Innenexperte Konstantin Kuhle widersprach dem Minister. "Wer jetzt noch nach Mallorca oder in andere Risikogebiete reist, sollte seinen Corona-Test selber zahlen müssen", sagte Kuhle der "Bild am Sonntag".
Ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag), das Ministerium habe wiederholt deutlich gemacht, "dass derjenige, der in ein Risikogebiet reist, auch wissen muss, was er da tut, und sich über die Konsequenzen bewusst sein muss. Die Kosten für die Tests dürfen auf Dauer nicht allein der Solidargemeinschaft aufgebürdet werden".
Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen in Deutschland bleibt unterdessen weiterhin hoch. Zwar meldete das Robert Koch-Institut (RKI) am frühen Sonntagmorgen deutlich weniger neue Ansteckungen als an den beiden Tagen zuvor. Das war allerdings zu erwarten, weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter Daten übermitteln. Die Gesundheitsämter in Deutschland hatten dem RKI jüngst 625 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden übermittelt. Am Freitag und Samstag hatte das RKI jeweils noch mehr als 1400 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sprach sich unterdessen für deutschlandweite Testzentren aus. "Um eine Überforderung der niedergelassenen Ärzte zu vermeiden, sollten die Tests besser und einheitlicher organisiert werden", sagte Reinhardt der "Rheinischen Post" (Samstag). Auch mit Blick auf die Herbst zu erwartenden saisonale Infekte müssten die Corona-Tests von der Regelversorgung getrennt werden.
Bayern plant bereits in Kürze flächendeckend Corona-Testzentren. In jedem Landkreis und in jeder kreisfreien Stadt sollen solche Zentren eingerichtet werden, wie das bayerische Kabinett vergangene Woche beschlossen hatte. Testzentren gibt es in ganz Deutschland unter anderem bereits an Flughäfen und Bahnhöfen.
Wie in Bayern kommt es auch in Rheinland-Pfalz zu Verzögerungen bei der Übermittlung von Ergebnissen der Corona-Tests - etwa in Trier. Es sei schwer zu schaffen, alle negativen Befunde zeitnah herauszugeben, sagte der Leiter des Gesundheitsamtes für Trier und Trier-Saarburg, Harald Michels, der Deutschen Presse-Agentur. Das liege auch daran, dass alles mit Papier gemacht werde. Alle positiven Fälle seien aber sofort informiert worden - "da sind wir ganz nah an den Leuten", sagte Michels. "Das ist hier nicht so wie in Bayern. Wir schaffen es nur nicht, die negativen Befunde zeitnah rauszugeben."
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