Startseite
Icon Pfeil nach unten
ZZ Fallback
Icon Pfeil nach unten

Konflikte: Nordkorea droht mit Krieg - und kündigt Nichtangriffspakt

Konflikte

Nordkorea droht mit Krieg - und kündigt Nichtangriffspakt

    • |
    Nordkorea kündigt Nichtangriffspakt mit Südkorea: Droht ein Atomkrieg?
    Nordkorea kündigt Nichtangriffspakt mit Südkorea: Droht ein Atomkrieg? Foto: dpa

    Das nordkoreanische Staatsfernsehen strahlte am Freitag Bilder eines Besuchs von Machthaber Kim Jong Un an der  Grenze zu Südkorea aus. Sein Land sei bereit für einen  "umfassenden Krieg", sagte Kim laut Berichten der Staatsmedien bei  dem Besuch zweier Inseln nahe der umstrittenen Seegrenze.

    An die versammelten Soldaten einer dort stationierten  Einheit gerichtet sagte Kim, als Reaktion auf die geringste  Provokation werde er einen "großangelegten Vormarsch" an der gesamten Grenze zum Süden anordnen.

    Nordkoreas Waffenarsenal

    Nordkorea ist ein hochgerüstetes Land mit einer der größten Armeen der Welt.

    Die nordkoreanische Volksarmee verfügt Schätzungen zufolge über rund 1,2 Millionen aktive Soldaten. Nur China, Indien, die USA und Russland haben ähnlich große Armeen.

    Neben seinen aktiven Soldaten kann Nordkorea über 4,7 Millionen Reservisten mobilmachen

    Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl sind etwa 4,5 Prozent der Nordkoreaner Soldaten.

    Die Armee verfügt über rund 4.700 Panzerhaubitzen und Selbstfahrlafetten. Dazu kommen knapp 20.000 Geschütze.

    Nordkoreas Luftwaffe besteht aus etwa 650 Kampfflugzeugen. Die meisten Maschinen stammen aber aus den sechziger und siebziger Jahren.

    Weitgehend veraltet sind auch die rund 6500 Panzer und Kampffahrzeuge des kommunistischen Landes.

    Nordkoreas Marine besteht nach Schätzungen aus etwa 420 Schiffen. Dazu kommt eine U-Boot-Flotte.

    Viel investiert haben die nordkoreanischen Diktatoren in die Raketen-Technologie. Neben ballistischen Raketen und selbstentwickelten Boden-Luft-Raketen wird wohl auch an Interkontinental-Raketen gebaut.

    Die größte Sorge bereitet der Welt das nordkoreanische Atomprogramm. Bereits im Oktober 2006 testete das Regime in Pjöngjang eine Atombombe, weitere Tests folgten.

    Dass Nordkorea in der Lage ist, Raketen im Atomwaffen zu bestücken, gilt aktuell als eher unwahrscheinlich. Das Land dürfte aber daran arbeiten.

    Per Fernglas blickte Kim auf die Insel Yeonpyeong hinüber und  diskutierte mit Offizieren offenbar die Auswahl möglicher Ziele. 

    Der Besuch Kims an der Grenze wurde von beinahe hysterischen  Szenen begleitet. Soldaten und deren Familien jubelten dem  Machthaber zu, schrien vor Freude und reckten die Arme in die Höhe,  wie im Staatsfernsehen zu sehen war. Einige hielten die Hände vor  das Gesicht, um ihre Tränen zu verbergen. Die Szenen wiederholten  sich, als Kim die Insel Mu per Boot wieder verließ. Dutzende  Menschen rannten ins eiskalte Wasser, um den Machthaber zu  verabschieden. Um die Kim-Dynastie wird seit jeher ein großer  Personenkult veranstaltet; Kritikern zufolge sind die Darbietungen  organisiert.

    Nordkorea kündigt Nichtangriffspakt mit Südkorea

    Zuvor hatte Nordkorea seinen Nichtangriffspakt mit Südkorea aufgekündigt. "Sämtliche Abkommen über einen Angriffsverzicht zwischen dem Norden und Süden werden annulliert", erklärte am Freitag das staatliche Komitee für die friedliche Wiedervereinigung Koreas. Der Aussöhnungsvertrag von 1992 enthielt unter anderem einen

    Die Kim-Dynastie in Nordkorea

    Seit fast 70 Jahren herrscht die Familie Kim über das international weitgehend isolierte Nordkorea.

    KIM IL SUNG: Der zum «Großen Führer» aufgestiegene Bauernsohn wurde 1912 geboren. Nach der Besetzung des Nordens von Korea durch sowjetische Truppen 1945 wurde Kim dort Stalins Mann. Als 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea ausgerufen wurde, ließ er sich zum Regierungschef ernennen. Er herrschte über den abgeschotteten Staat mit eiserner Hand bis zu seinem Tod 1994. Der bis heute gottgleich verehrte Kim Il Sung trägt den ihm vorbehaltenen Titel «Ewiger Präsident».

    KIM JONG IL: Sein Sohn wurde 1942 (oder 1941) in einem Ausbildungslager in der Sowjetunion geboren. Die Propaganda verlegte die Geburt in ein Widerstandscamp am mythischen Berg Paektu in Korea während der japanischen Besatzung. Der «Geliebte Führer» setzte den despotischen Kurs seines Vaters fort. In seine Herrschaftszeit fällt der vollständige Zusammenbruch der Wirtschaft mit Hungersnöten. 2008 erlitt er vermutlich einen Schlaganfall und war bis zu seinem Tod am 17. Dezember 2011 gesundheitlich angeschlagen.

    KIM JONG UN: Der jüngste seiner drei bekannten Söhne kam Anfang der 1980er Jahre zur Welt, das exakte Geburtsjahr ist umstritten. Er soll eine Schule in der Schweiz besucht haben. Kim Jong Il erhob ihn 2010 zum General. Ende 2011 wurde Kim Jong Un Oberbefehlshaber der Streitkräfte, im April 2012 auch Erster Vorsitzender der Zentralen Verteidigungskommission und damit laut Verfassung «Oberster Führer» des Landes.

    Der UN-Sicherheitsrat hatte sich am Donnerstag auch von der nordkoreanischen Androhung eines Atomschlags gegen die USA nicht beeindrucken lassen. Gut drei Wochen nach dem jüngsten Atomtest Pjöngjangs hatte das mächtigste UN-Gremium einstimmig die härtesten Strafmaßnahmen der jüngeren Geschichte der Weltorganisation beschlossen.

    Nach Einschätzung von Beobachtern will das kommunistische Land mit seinen Drohungen deutlich machen, dass es im Streit um sein Atomprogramm nicht einlenken wird. Allerdings brach Nordkorea zunächst noch nicht auf ganzer Linie mit Südkorea: Beide Seiten halten noch an einem innerkoreanischen Industriepark in der Grenzstadt Kaesong in Nordkorea fest. "Der Betrieb in

    Südkorea: Nordkorea wird zugrunde gehen

    Sanktionen des UN-Sicherheitsrates - die Welt gegen Nordkorea

    Im Streit um Nordkoreas Atomprogramm haben die Vereinten Nationen schon mehrfach Sanktionen gegen die kommunistische Diktatur verhängt.

    Der UN-Sicherheitsrat verschärfte diese mit einer weiteren Resolution zuletzt im Januar dieses Jahres. Anlass war der Start einer nordkoreanischen Rakete im Dezember 2012.

    Mehrere ranghohe Mitarbeiter der daran beteiligten nordkoreanischen Unternehmen dürfen nach dem einstimmigen Beschluss des Sicherheitsrates nicht mehr ins Ausland reisen. Die Resolution 2087 vom 22. Januar 2013 sieht zudem vor, Auslandskonten der Mitarbeiter und die ihrer Unternehmen einzufrieren. Der Rat hatte den Raketenstart scharf verurteilt, weil er bestehende Resolutionen des Gremiums verletze.

    Mit der Resolution 1874 vom 12. Juni 2009 zum Beispiel hatte der UN-Sicherheitsrat auf Nordkoreas zweiten Atomwaffentest im Mai 2009 reagiert. Die Mitgliedstaaten des Rates verabschiedeten die Resolution einstimmig. Darin fordern sie Pjöngjang unter anderem auf, keine weiteren Atomtests zu unternehmen und sein Atomprogramm aufzugeben.

    Fracht von und nach Nordkorea soll in Häfen, Flughäfen und auf hoher See zudem stärker auf verbotene Waffenlieferungen kontrolliert werden. Die Resolution verschärft das bereits 2006 nach dem ersten Atomtest verhängte Waffenembargo gegen Nordkorea. (dpa)

    Südkoreas Verteidigungsministerium wies unterdessen die Atomdrohungen des Nachbarlandes in scharfem Ton zurück. Das Regime von Machthaber Kim Jong Un werde zugrunde gehen, sollte es Südkorea mit Atombomben angreifen, sagte ein Sprecher in Seoul. Südkoreas neue Präsidentin Park Geun Hye zeigte sich tief besorgt: "Die derzeitige Sicherheitslage ist sehr bedrohlich." Sie werde Provokationen Nordkoreas strikt begegnen. Südkoreas Vereinigungsministerium bedauerte die einseitige Annullierung der Entspannungsabkommen. Nordkorea bewege sich auf eine Eskalation zu.

    Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich von den Drohungen aus Pjöngjang sehr besorgt. Die Staatengemeinschaft werde sich davon aber nicht unter Druck setzen lassen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. "Die Rechnung geht nicht auf, dass die Welt sich von Kriegsdrohungen beeindrucken lässt." Dies habe auch der UN-Sicherheitsrat mit seinen jüngsten Sanktionsbeschlüssen klar gestellt. Seibert betonte, die Staatengemeinschaft sei trotz der Eskalation weiter gesprächsbereit. dpa, afp

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden