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Gas: Fracking bedroht Reinheitsgebot

Gas

Fracking bedroht Reinheitsgebot

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    Kritiker fürchten durch den Chemikalieneinsatz beim Fracking eine Verseuchung des Grundwassers - das stellt auch eine Bedrohung für das Reinheitsgebot der deutschen Brauer dar.
    Kritiker fürchten durch den Chemikalieneinsatz beim Fracking eine Verseuchung des Grundwassers - das stellt auch eine Bedrohung für das Reinheitsgebot der deutschen Brauer dar. Foto: Jim Lo Scalzo (dpa)

    Wasser, Gerstenmalz und Hopfen – deutsches Bier besteht aus drei Zutaten. Ersteres, und damit den Hauptbestandteil, sehen Brauer nun bedroht. Schuld ist die Förderung von Erdgas aus tiefem Gestein mithilfe von Chemikalien, kurz Fracking. Die Befürchtung: Das Förderverfahren könnte die Brunnen verseuchen, aus denen die Brauereien ihr Wasser beziehen.

    Deutsche Energiekonzerne stimmen für Fracking

    Das ist Fracking

    Fracking ist ein Verfahren zur Gewinnung von Erdgas aus Gesteinsporen. Bei dem «Hydraulic Fracturing» wird Gestein in 1000 bis 5000 Metern Tiefe mit hohem hydraulischen Druck aufgebrochen.

    Beim Fracking wird in der Regel ein flüssiges Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in den Boden gepresst. Dadurch entstehen Risse im Gestein, durch die das Gas entweichen und über Bohrrohre an die Oberfläche gelangen kann.

    Fracking ist daher umstritten. Umweltschützer befürchten eine Verunreinigung des Trinkwassers. Das Umweltbundesamt (UBA) sieht darüber hinaus Unsicherheiten durch den Chemikalieneinsatz - zum Beispiel bei der Entsorgung des anfallenden Abwassers (Flowback).

    Fracking ist besonders in den USA wirtschaftlich und politisch interessant geworden, um unabhängiger von Erdöl- und Erdgaslieferungen aus dem Ausland zu werden.

    Auch in Deutschland gibt es nennenswerte Vorkommen dieser unkonventionellen Erdgas-Lagerstätten. Man findet sie zum Beispiel in Schiefertonformationen, Kohleflözen und dichten Sandsteinformationen - unter anderem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

    Studien gehen davon aus, dass der deutsche Gasbedarf mit den Vorkommen bis zu 27 Jahre lang gedeckt werden könnte. Allerdings gelten 14 Prozent der Fläche als Wasserschutzgebiete, somit ist das Förderpotenzial weit geringer.

    In den USA ist Fracking bereits üblich. Auch in Deutschland wollen Energiekonzerne das Verfahren anwenden. Bisher gibt es keine klare Handhabung gegen solche Bohrungen, Länder und Kommunen drängen daher auf eine bundesweite Regelung. Am 15. Mai soll das Kabinett einen Entwurf absegnen, damit ein Fracking-Gesetz noch vor der Bundestagswahl zustande kommt. Der deutsche Gasbedarf könnte dann Schätzungen zufolge bis zu 13 Jahre gedeckt werden.

    Umweltfreundliche und reine Bierherstellung von Gas-Förderung bedroht

    „Im Moment sind die Risiken nicht abschätzbar“, warnt aber Walter König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes. Auch der Plan, Wasserschutzgebiete als Bohrstellen auszunehmen, helfe nicht. „Unterirdische Wasserbewegungen sind nicht zu kontrollieren. Wasser hält sich nicht an die Grenze eines Schutzgebiets“, sagt der Experte unserer Zeitung. Seit Jahrhunderten bemühe sich die Brauwirtschaft um eine umweltfreundliche und reine Bierherstellung. „Das können wir kaum noch garantieren, wenn wir Chemikalien in unsere Erde pumpen.“

    Diese werden beim Fracking neben Wasser und Quarzsand mit hohem Druck in den Boden gepresst, um im Gestein Risse zu erzeugen. So kann Erdgas freigesetzt werden. Dass dabei von den derzeit 80 existierenden Frack-Mischungen nur 27 als ungefährlich eingestuft werden können, zeigt eine Studie des Umweltbundesamtes. Weitere 25 gelten als gesundheitsschädlich, zwölf als ätzend, sechs als umweltgefährlich und sechs als giftig.

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