Nach seiner Wahl zu Frankreichs Staatspräsidenten hat der Sozialist François Hollande am Montag unmittelbar mit der Vorbereitung seiner Amtsgeschäfte begonnen. Der 57-Jährige führte in Paris mit engen Vertrauten Beratungsgespräche über ein Kabinett sowie über anstehende Themen und internationale Auftritte. Dies teilte Wahlkampf-Leiter Pierre Moscovici mit. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will unterdessen Hollande "mit offenen Armen" im Kanzleramt empfangen.
Hollande, hatte die Stichwahl am Sonntag laut amtlichem Endergebnis mit 51,62 Prozent gewonnen, eine "Schonfrist" komme für ihn als Präsidenten aber nicht in Frage, so sein enger Vertrauter Michel Sapin. Die Franzosen haben große Erwartungen an ihren neuen Präsidenten: Die neue Regierung soll nun die Probleme anpacken. Zudem sei die wirtschaftliche Situation "viel schwieriger" als 1981, betonte Sapin. Damals war der Sozialist François Mitterrand erstmals zum Präsidenten gewählt worden. Sapin ist als Wirtschafts- und Finanzminister im Gespräch.
Sarkozy und Hollande nehmen gemeisam an Gedenkfeiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs teil
Der konservative Präsident Nicolas Sarkozy, verlor dagegen laut Endergebnis die Wahl mit 48,38 Prozent. Er wird die Amtsgeschäfts nach Angaben des Elysée-Palastes am 15. Mai an Hollande übergeben. Bereits für Dienstag ist eine Teilnahme des Sozialisten zusammen mit Sarkozy an den Feiern zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges geplant. Direkt nach seinem Amtsantritt hat Hollande vor, nach Berlin zu reisen.
Kanzlerin freut sich über gute Zusammenarbeit, lehnt aber Änderungen am EU-Fiskalpakt ab
Die Kanzlerin gab sich in Berlin optimistisch, dass beide "gut und intensiv" zusammenarbeiten werden. Die deutsch-französische Zusammenarbeit sei für Europa "essentiell". Dennoch stellte Merkel ihre ablehnende Haltung zu Änderungen am EU-Fiskalpakt nochmals klar: Der Fiskalpakt stehe "nicht zur Disposition". Im Anschluss an die Wahl in Frankreich hatte Merkel noch am Sonntagabend Hollande in einem Telefonat gratuliert. Zuvor hatte sie Sarkozy im Wahlkampf unterstützt. Auch lud die Kanzlerin den designierten Staatspräsidenten ein, möglichst bald nach seiner Amtseinführung zu einem Staatsbesuch nach Berlin zu kommen.
US-Präsident Barack Obama telefonierte ebenfalls mit Hollande, beglückwünschte ihn zur Wahl und lud ihn ein, ihn noch vor dem Stattfinden der Gipfeltreffen der G-8-Gruppe und der NATO in zwei Wochen im Weißen Haus in Washington zu besuchen. Glückwünsche kamen auch vom britischen Premierminister David Cameron, der sich für die Weiterentwicklung der "sehr engen Beziehungen" mit Paris aussprach und vom italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti, der seinen Standpunkt bekräftigte, die "Haushaltsdisziplin" beizubehalten.
SPD betont die Signalwirkung des Wahlsiegs für die Sozialdemokratie in Deutschland
SPD-Chef Sigmar Gabriel erklärte den Wahlsieg Hollandes als Signal für einen Aufbruch auch für die Sozialdemokraten in Deutschland. Das Ergebnis der Wahl "zeigt, dass es eine Alternative zu dem einseitigen Sparkurs in Europa gibt", sagte Gabriel der Nachrichtenagentur AFP. "Das gibt uns auch in Deutschland Rückenwind." Die SPD trete ebenso wie Hollande für mehr Wachstumsimpulse in Europa ein. Zugleich äußerte sich Gabriel optimistisch, dass Hollande als Präsident "Europa stärken" werde. Merkel: Offene Arme für Hollande
In Paris feierten in der Nacht zehntausende Anhänger Hollandes auf der Place de la Bastille den historischen Wahlsieg. Erstmals seit 17 Jahren ist wieder ein Sozialist Hausherr im Elysée-Palast. Der 57-Jährige Hollande war erst mitten in der Nacht aus Zentralfrankreich nach Paris gekommen. Er beschwor seine Anhänger, in ihrer Mobilisierung und Unterstützung nicht nachzulassen. Es sei eine eigene Parlamentsmehrheit notwendig, "überall in Europa" stehe ein Wechsel bevor, mit der Sparpolitik müsse gebrochen werden. AFP/AZ