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Extremismus: Report: Stilles Gedenken: Schweigen in Zwickau

Extremismus

Report: Stilles Gedenken: Schweigen in Zwickau

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    In Zwickau konnten die mutmaßlichen Mörder von neun Migranten und einer Polizistin jahrelang untertauchen. Eine Last, die die Stadt zum besonderen Gedenken an die Opfer verpflichtet. Foto: Hendrik Schmidt dpa
    In Zwickau konnten die mutmaßlichen Mörder von neun Migranten und einer Polizistin jahrelang untertauchen. Eine Last, die die Stadt zum besonderen Gedenken an die Opfer verpflichtet. Foto: Hendrik Schmidt dpa

    "Wir stehen besonders in der Pflicht", sagte Bürgermeister Bernd Meyer am Rande der Gedenkfeier am Donnerstag leise. Und fügte hinzu: "Eigentlich müssten wir jeden Tag eine Gedenkminute für die Opfer der Rechtsterroristen einlegen."

    Etwa 80 Menschen fanden sich am Mittag vor dem Rathaus ein, Abgesandte des Theaters waren darunter, Handwerker, Angestellte, Bürger und Bürgermeister. Nebeneinander verharrten sie andächtig in Stille. Auch die Zwickauer Busse und Bahnen legten eine Pause ein, ebenso die Mitarbeiter des VW-Werks: "Es ruhte alles, was ruhen konnte", sagte ein Unternehmenssprecher. Im Bürgersaal verfolgten Menschen die Gedenkfeier in Berlin auf einer Leinwand. Auf einem Tisch links vorn brannten zehn Lichter für die zehn Mordopfer, die der Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) zugerechnet werden.

    Zwickau habe sich selbst vergeblich um die Ausrichtung der zentralen Gedenkfeier bemüht, berichtet Bürgermeister Meyer. "Aber Berlin ist eben doch zentraler." Dort führte Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD), die seit Wochen tapfer der Republik erklärt, dass die Stadt gar nicht so schlecht sei und für das jahrelange Unterschlüpfen der mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Mundlos,

    Dass es den NSU überhaupt gab, dass er ausgerechnet in Zwickau unterschlüpfte - all das wissen die Einwohner genauso wie der Rest des Landes seit nicht einmal vier Monaten. Seit der NSU Anfang November 2011 durch den Tod von Böhnhardt und Mundlos spektakulär aufflog, haben sie damit zu kämpfen, dass der Name ihrer Stadt die Schlagzeilen zum Rechtsterrorismus mitbestimmt.

    Findeiß bedauerte am Mittwoch in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa, dass sich der Begriff "Zwickauer Zelle" als Bezeichnung für die Rechtsterroristen durchgesetzt habe. Er gehe "schon immer noch ins Mark" und habe sich "inzwischen so sehr eingeschliffen, dass ihn jeder verwendet. Und das ist für Zwickau nicht gut."

    Die Sozialdemokratin, die von der in Sachsen seit 2004 im Landtag sitzenden NPD schon einmal das Attribut "Hetzerin gegen Rechts" verliehen bekam, wurde vor dreieinhalb Jahren Zwickauer Rathauschefin. Für sie gibt es eine Zeit vor dem 4. November und eine danach. Für ihre Stadt gilt das erst recht. (dpa)

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