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Analyse: Duell im Studio B

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Analyse: Duell im Studio B

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    Analyse: Duell im Studio B
    Analyse: Duell im Studio B Foto: DPA

    Aber in fast vier Jahren großer Koalition ist der wöchentliche Termin, immer mittwochs, für beide längst Routine geworden. An diesem Sonntag sehen sich die CDU-Vorsitzende und ihr SPD-Herausforderer nun außerhalb der Reihe - zum einzigen TV-"Kanzlerduell" des Bundestagswahlkampfs 2009.

    Groß ist die Hoffnung, dass das Aufeinandertreffen im Studio Berlin-Adlershof endlich Schwung in die bislang doch eher müde Auseinandersetzung zwischen den beiden Noch-Koalitionspartnern bringt. Geschätzt wird, dass bis zu 20 Millionen Menschen die Sendung verfolgen werden - darunter wohl auch viele, die noch nicht wissen, wem sie am 27. September ihre Stimme geben werden. Alle vier großen TV-Sender - ARD, ZDF, RTL und SAT.1 - übertragen live.

    Bislang jedoch ist das allgemeine Interesse geringer als vor vier Jahren. Damals galt das "TV-Duell" zwischen dem amtierenden Kanzler Gerhard Schröder und der Gegenkandidatin Merkel als einigermaßen wahlentscheidend. Bis in die Details wurde seinerzeit an den kleinsten Regularien gefeilt. Heute sind die beiden Lager lockerer geworden: Die schriftlichen Vereinbarungen zum Ablauf der Sendung umfassen gerade noch anderthalb Seiten.

    Fest steht, dass Steinmeier kurz nach 20.30 Uhr die Runde im Studio B eröffnen darf. Als Ausgleich hat Merkel nach 90 Minuten das letzte Wort. Beide stehen in 2,40 Meter Abstand an den selben silbernen Pulten wie vor vier Jahren - Merkel links, Steinmeier rechts. Außer Papier und Stift darf nichts mitgebracht werden. Und in jedem Pult ist eine Uhr eingebaut, die genau zählt, wer bislang wie lange gesprochen hat. Für jede Antwort gibt es 90 Sekunden Zeit. Am Ende soll der Unterschied in den Redezeiten höchstens eine Minute betragen.

    "Diesmal ging das sehr locker, sehr entspannt zu", sagt ZDF- Chefredakteur Nikolaus Brender zu den Verhandlungen mit den Parteien. Was aber nicht heißt, dass sich die beiden politischen Lager nicht schon seit Wochen akribisch auf die Sendung vorbereiten. Natürlich sind Merkel und Steinmeier Medien-Profis, die gelernt haben, mit Stresssituationen vor Kameras umzugehen. Aber schaden kann es trotzdem nicht, wenn man das nochmals geübt und die eine oder andere Formulierung schon parat hat.

    Erwartet wird, dass Steinmeier trotz großkoalitionärer Zusammenarbeit den Part des Angreifers übernimmt. Der SPD-Kandidat wird versuchen müssen, Merkel aus der Ruhe zu bringen. Der Amtsinhaberin wird wohl daran gelegen sein, ihren präsidialen Stil zu verteidigen. An den vier Moderatoren - die ZDF-Frau Maybrit Illner sowie Frank Plasberg (ARD), Peter Kloeppel (RTL) und Peter Limbourg (SAT.1) - liegt es, ob die beiden mit ihrer Strategie durchkommen.

    "Gut wird das Duell, wenn sie ihre Taktik nicht durchhalten können", hofft Kloeppel. "Ich hoffe, dass das gelingt." Auch die anderen Moderatoren geben sich zuversichtlich. Plasberg verspricht: "Verfilmtes Baldrian wird das auf keinen Fall." Und Illner sagt: "Bislang war das zwischen Merkel und Steinmeier ein gemischtes Doppel. Jetzt werden sie zum ersten Mal gegeneinander kämpfen."

    Das Urteil über die gesamte Veranstaltung soll dann recht schnell feststehen. Noch während der Sendung - nach den ersten 45 Minuten - beginnen die Telefon-Befragungen, wer gewonnen und wer verloren hat. Das Ergebnis soll noch vor 22.30 Uhr bekannt gegeben werden. Parallel dazu werden in Adlershof 30 Leute aus jedem Lager versuchen, die Stimmung unter den 600 Journalisten zu beeinflussen, die in einer Nebenhalle untergebracht sind.

    Das vorige Mal zeigt, dass es nicht unbedingt auf den Ausgang des "Duells" ankommen muss. Damals galt Schröder als Sieger. Kanzlerin wurde dann aber doch Merkel. Aber auch eine andere Meinung vom "Duell"-Abend 2005 zeigt, wie man sich irren kann. Einer der professionellen Urteilsgeber kam damals zu dem Schluss: "Der Hype vor dieser Veranstaltung war grauenhaft. Das ist wohl das letzte Mal, dass wir so was in dieser Form erlebt haben." Der Mann hieß Frank- Walter Steinmeier.

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