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Analyse: Brüderle lässt Opel abblitzen

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Analyse: Brüderle lässt Opel abblitzen

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    Analyse: Brüderle lässt Opel abblitzen
    Analyse: Brüderle lässt Opel abblitzen Foto: DPA

    Rüsselsheim (dpa) - Die letzte Hoffnung für Opel heißt Angela Merkel. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) ließ den Autobauer am Mittwoch wie erwartet abblitzen. Nun kann nur noch die Bundeskanzlerin verhindern, dass

    IG-Metall-Chef Berthold Huber wirft Brüderle vor, sich "in seinen ordnungspolitischen Dogmatismus verrannt" zu haben: "Ich habe kein Verständnis dafür, dass der Minister offenbar Arbeitsplätze und ganze Werke seiner neoliberalen Ideologie opfern will." Jetzt sei die Bundeskanzlerin gefordert: "Wir vertrauen auf die Zusagen von Frau Merkel."

    Mit ihren Sorgen ist die Arbeitnehmerseite nicht allein. Auch Autoexperten wie Willi Diez sind überzeugt: "Ohne Staatsbürgschaften wird ein neues Sparprogramm aufgelegt mit gravierenden Auswirkungen auf die deutschen Standorte." Opel-Chef Nick Reilly beschwichtigt hingegen: "Es gibt keinen Plan, weitere Werke zu schließen."

    Dass der US-Mutterkonzern General Motors (GM) selbst die Schatulle weiter öffnet und aus eigener Kraft die notwendigen Investitionen in neue Modelle und Technologien aufbringt, gilt als unwahrscheinlich. "Natürlich hat sich die Situation von

    Das sieht Brüderle ganz anders. GM verfüge "über zehn Milliarden liquide Mittel" und könne die Tochter deshalb in Eigenregie sanieren.

    Doch die als "Rotstift-Strategen" verrufenen Amerikaner haben sich in der langen Beziehung zur deutschen Tochter nicht gerade einen Namen als zukunftsorientierte Investoren gemacht. "Wenn Reilly zu wenig Geld bringt, wird er härter sanieren müssen", ist Autoexperte Christoph Stürmer überzeugt.

    Für Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz ist Brüderles Nein ein herber Schlag, auch wenn die Entscheidung nicht wirklich überraschend kam. "Der Wirtschaftsminister lässt die

    In monatelangen nervenaufreibenden Verhandlungen hatte Franz zwar das Aus des Werks Antwerpen als bittere Kröte schlucken und einem milliardenschweren Lohnverzicht der Belegschaft zustimmen müssen.

    Gleichzeitig setzte der Schwabe in Verhandlungen mit Firmenchef Nick Reilly aber eine Reihe wesentlicher Forderungen durch: Opel sollte in eine Aktiengesellschaft mit eigener Geschäftspolitik und Forschungs- und Entwicklungsverantwortung werden. Auch der Zugang zu Wachstumsmärkten außerhalb Europas sollte angestrebt werden. Der Traum von einer weitgehenden Unabhängigkeit von GM schien greifbar nahe. Zumal auch Reilly für Opel eine größere Autonomie vergleichbar mit Audi im VW-Konzern wollte, wie Stürmer betont: "Bisher hat Opel eher so viele Freiheiten wie das Werk Salzgitter im VW-Konzern."

    Das alles steht nun infrage. Denn der Autobauer kommt ohne Bürgschaften nicht an Kredite, weil er keine eigenen Sicherheiten hat. "Opel hat kein Credit-Rating, keine Kreditgeschichte und keine europäische Konzernbilanz", erklärt Stürmer.

    Die aktuelle Lage der Traditionsmarke lässt die Perspektiven nicht gerade rosig erscheinen. "Die Absatzzahlen in Europa liegen rund 25 Prozent unter dem Vorjahr, das Problem der Überkapazitäten hat sich mit dem Ende der Abwrackprämie verschärft", sagt Diez. Opel habe verglichen mit der Konkurrenz von Ford bis Volkswagen viele Defizite.

    Längst hat auch Reilly erkannt, dass der Marke Modelle wie ein Kleinstwagen unterhalb des Corsa fehlen. Deshalb hat er Investitionen von 11 Milliarden Euro in neue Modelle und Technologien versprochen - diese Zusage aber an Staatshilfen auch aus Berlin geknüpft. Denn Innovationen kosten Geld. "Ohne Bürgschaften wird Opel die Kosten aber kräftig senken müssen", sagt Diez und prophezeit: "De facto wird Opel zur verlängerten Werkbank von GM."

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