Seit ein paar Jahren gibt es am Feuerwehrhaus in Wullenstetten einen neuen Anbau, der nicht leicht zu übersehen sein dürfte: Ein roter Würfel schließt sich direkt an das "klassische" Gebäude der Feuerwehr an. "Als ich die Entwürfe das erste Mal gesehen habe, dachte ich, dass das so nicht geht", erzählt Vorstand Rudolf Niegl. Mittlerweile gefalle ihm der Anbau – der inzwischen schlicht als "roter Würfel" bekannt ist – jedoch gut. Denn während die kräftige, dunkelrote Farbe zu Beginn der Planungen noch große Fragezeichen aufwarf, ist sie heute ein Alleinstellungsmerkmal.
Geschaffen wurde der rote Würfel als ein Problem immer drängender wurde: Die Wullenstetter Feuerwehr hatte sich 2018 stark bemüht, möglichst viele Jugendliche für sich zu gewinnen. Davor war die Jugend der Feuerwehr auf einem niedrigen Stand, also veranstaltete man kurzerhand einen Jugendaktionstag, schrieb vorab alle zwölf- bis 18-Jährigen in Wullenstetten an und besuchte sie. Mit Erfolg: Zum Jugendaktionstag kamen etwa 45, von denen gut 20 bei der Feuerwehr unterschrieben. Für die war zu diesem Zeitpunkt nur eigentlich kein Platz, denn: Einen wirklichen Jugendraum hatte man im Feuerwehrhaus in Wullenstetten damals nicht. Zumindest nichts, was diesem Namen Ehre gemacht hätte: Ein vier Quadratmeter großer Heizungsraum mit einem "verranzten Kicker und einer Sofaecke", wie es Niegl ausdrückt, war alles, was man damals für die Jugend hier in petto hatte.
Mittlerweile hat die Feuerwehr Wullenstetten einen passenden Jugendraum
Ein eigener Jugendraum musste also dringend her, was der Vorstand an die Stadt Senden so weitergab. "Wir hatten 2015 schon einmal angefragt und ihnen dann 2018 gesagt, dass man nun wirklich in die Pötte kommen muss", sagt Feuerwehr-Vorstand Niegl. Aus den Plänen für einen solchen Jugendraum entstand dann die Idee eines Anbaus – denn wenn dann wollte man es gescheit machen – und letztendlich der rote Würfel selbst. Hier haben die Jugendlichen nun deutlich mehr Platz, Komfort – und auch einen neuen Kicker.
Der Einsatz für einen richtigen Raum für die eigene Feuerwehr-Jugend war nicht der Einzige, den die Feuerwehr Wullenstetten im Laufe der Zeit auf sich nehmen musste. Neben den klassischen Feuerwehr-Einsätzen bei Bränden oder vollgelaufenen Kellern – von denen es für die Wehr pro Jahr meist um die 55 gibt – ist in einem stichpunktartigen Überblick der Feuerwehr über ihre mittlerweile genau 150-jährige Geschichte immer wieder von einem "harten Kampf" oder einer "harten Auseinandersetzung" zu lesen.
100 Jahre nachdem die Wehr in Wullenstetten 1874 von damals 64 Mitgliedern gegründet wurde, gab es zum Beispiel Bestrebungen die Feuerwehr des Stadtteils wieder aufzulösen – und in die Mannschaft der Feuerwehr Senden zu integrieren. Dagegen wehrte man sich in Wullenstetten vehement – und setzte sich am Ende durch. Ein anderes Beispiel für eine Auseinandersetzung mit der Stadt und der Sendener Feuerwehr: 2005 musste man in Wullenstetten um den Ersatz für ein Feuerwehrfahrzeug kämpfen. Auch hier war die Idee gewissermaßen die Feuerwehren zu zentralisieren: Es hätte nur noch ein neues Fahrzeug gegeben, dass alle Feuerwehren der Stadtteile gemeinsam nutzen sollten, stationiert bei der Feuerwehr in Senden. Dagegen setzte man sich jedoch ebenfalls durch: 2010 gab es ein neues Feuerwehrfahrzeug für Wullenstetten.
Das plant die Feuerwehr Wullenstetten zu ihrem 150-jährigem Jubiläum
All diesen vergangenen Auseinandersetzungen zum Trotz seien die Verhältnisse untereinander inzwischen "sehr gut", sagt Niegl. Sie kämen mit allen anderen Feuerwehren im Sendener Stadtgebiet gut klar. Und auch sonst ist von den Anfängen – neben einigen historischen Artefakten – gewissermaßen nur noch die Sirene übrig geblieben: dort wo sich einst die Feuerwehrleute für ihre Einsätze fertigmachten, steht heute eine Garage neben dem Haus St. Katharina.
Seit 1983 hat die Wullenstetter Mannschaft stattdessen ein neues Zuhause gefunden: ein paar hundert Meter weiter in der Zedernstraße 10. Zur Feier des 150. Jubiläums wird es hier jedoch wieder ein wenig historischer zugehen: Am Sonntag, 19. Mai, wird es nach einem Gottesdienst um 8.30 Uhr einen Festumzug der örtlichen Vereine zum Feuerwehrgerätehaus geben. Mit dabei unter anderem historische Feuerwehrfahrzeuge – baugleich wie die Modelle, die man hier einst nutzte.
Die Jubiläumsfeierlichkeiten beginnen jedoch bereits am Freitag, 17. Mai: An einen Festakt um 18 Uhr im Bürgerhaus schließt ein Kameradschaftsabend aller Feuerwehren der Stadt sowie der Partner-Feuerwehren aus Reutti und Kroppen (Brandenburg) an. Am Samstag startet um 17.30 Uhr das Dorffest, das auch noch am Sonntag weitergeht.