Startseite
Icon Pfeil nach unten
Illertissen
Icon Pfeil nach unten

Senden: Dorfladen in Witzighausen kämpft immer noch ums Überleben

Senden

Dorfladen in Witzighausen kämpft immer noch ums Überleben

    • |
    Der Dorfladen Witzighausen kämpft ums Überleben – Geschäftsführerin Sabine Penski und ihr Team werben im Dorf fürs Einkaufen vor Ort.
    Der Dorfladen Witzighausen kämpft ums Überleben – Geschäftsführerin Sabine Penski und ihr Team werben im Dorf fürs Einkaufen vor Ort. Foto: Angela Häusler

    Geschenkkörbe, Gutscheine und Partyservice – mit solchen Angeboten macht der Dorfladen Witzighausen derzeit vermehrt Werbung. Denn zuletzt herrschte in der Kasse Flaute. Die hohen Energie- und die gestiegenen Einkaufspreise machen diesem und auch anderen Ladenteams derzeit arg zu schaffen. Schon während der Pandemie dünnte sich die Kundschaft aus. Und auch derzeit wollen viele Konsumenten sparen und weichen auf Discounter aus.

    "Aber davon, dass die Leute bei uns nur die woanders vergessene Butter oder den Liter Milch einkaufen, kann der Laden nicht leben", sagt Sabine Penski, die mit drei weiteren Kolleginnen täglich hinterm Tresen steht. Schon seit Juli laufen die Geschäfte schleppend, nun schlugen die Verantwortlichen Alarm.

    Werbemaßnahmen des Dorfladens zeigen erste Erfolge

    Das Team habe das Geschäft mittlerweile so gut es geht an die Umstände angepasst, erzählt Penski. Das gilt etwa für nun verringerte Öffnungszeiten (montagnachmittags ist der Laden nun geschlossen) und genauso für den Wareneinkauf. Man ließ neue Flyer drucken und verschickte Infobriefe an alle Gesellschafter, die die Einrichtung des Dorfladens bei der Gründung mit ihren finanziellen Einlagen gefördert haben. Denn auch von diesen Unterstützern kämen längst nicht alle zum Einkaufen, erzählt Penski, die auf die Mithilfe der Witzighausener hofft: "Wir haben vieles unternommen und verändert. Jetzt muss was von außen kommen."

    Die verstärkten Werbemaßnahmen zeigen zumindest erste Erfolge: Der kleine Cafébereich, wo Kaffee, Kuchen, Frühstück und warme Snacks angeboten werden, habe sich in den letzten Tagen mehr gefüllt als zuletzt, so Penski. Auch zum Einkaufen seien mehr Leute gekommen. Nun, wo im Neubaugebiet nebenan viele Bauarbeiter sind, holen einige von ihnen im Laden ihre Brotzeit, doch dieses Geschäft ist zeitlich begrenzt.

    Dorfladen in Witzighausen wurde im Jahr 2020 eröffnet

    Penski hofft für die nächsten Wochen auf Aufträge für den Partyservice, etwa, wenn in kleineren Unternehmen Weihnachtsfeiern anstehen. Dieser Service werde immer wieder nachgefragt, berichtet die gelernte Fleischereifachverkäuferin. Mittlerweile bestellen auch Firmen aus Ulm Wurst- und Käseplatten aus Witzighausen. Und nachdem die Pandemie-Beschränkungen vorbei sind, können diese Feiern ja wieder stattfinden. Dennoch betont die Geschäftsführerin: "Die Lage ist nach wie vor angespannt. Wir dürfen nicht nachlassen."

    2020 war der Dorfladen an der Christian-Wiedemann-Straße eröffnet worden, die Initiative dazu kam aus der Bevölkerung, denn der Ortsteil hat schon lange kein Lebensmittelgeschäft mehr. Ein geeigneter Standort bot sich in einem Neubau der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWSG, wo die Kommune im Erdgeschoss ein Ladenlokal zur Verfügung stellte. Auch ehrenamtliche Unterstützer kann der Laden vorweisen, erzählt Sabine Penski, "ohne sie und unser tolles Team ginge es nicht". Die Helfer stünden etwa bei besonderen Anlässen bereit, arbeiten bei Bedarf im Laden mit oder übernehmen Lieferfahrten.

    Dorfladen versucht mit vielfältigem Angebot zu punkten

    Um sich gegen die große Handelskonkurrenz im Sendener Stadtgebiet und auch im nahen Weißenhorn zu behaupten, hatten sich die Dorfladen-Betreiber von Beginn an regelmäßige Angebote überlegt. Dazu zählen Veranstaltungen und kulinarische Aktionen im zugehörigen "Café Witzig", vom Grillfest bis zur italienischen Woche. Zu den Sonderofferten gehören außerdem Gutscheine und individuell zusammengestellte Präsentkörbe.

    Von Kundenseite kommt derzeit vermehrt Zuspruch. Ein Mitstreiter der ersten Stunde, der Witzighausener Walter A. Böttcher, hat die Bewohner des Ortsteils vor Kurzem in einem offenen Brief um tatkräftige Hilfe gebeten. Solle der Laden überleben, müssten die Bürger Witzighausens dafür sorgen, erklärt er darin. Es gehe darum, den Laden zu unterstützen, "indem wir nur etwas mehr dort einkaufen", ansonsten werde das kleine Geschäft "wohl nie mehr wiederkommen, die gute Idee wäre tot". Das wäre schade, denn der Dorfladen biete ein breites Warensortiment direkt am Ort und sei damit auch für Senioren gut erreichbar. Gleichzeitig bilde er einen sozialen Treffpunkt. In anderen Gemeinden, beispielsweise in Vöhringer Ortsteilen, vermissen die Bewohner Einkaufsmöglichkeiten vor Ort, wie der Heimat-Check zeigte.

    Kunden wären über Verschwinden des Dorfladens traurig

    Böttcher hatte schon angesichts der anfänglichen Ladeninitiative vor drei Jahren eine Strategie für den kleinen Markt mitentwickelt. Der Dorfladen liegt ihm am Herzen. Bei allem zusätzlichen Service von Catering bis zu Aktionen sei es aber wichtig, dass das Geschäft mit den Lebensmitteln läuft– sonst werde der Laden langfristig nicht überleben, glaubt er.

    Auch andere wären traurig, würde der Dorfladen verschwinden. "Das ist ein Luxus, den ich mir gönne, ich kann nur ein Loblied auf diesen Laden singen", erklärt Kundin Doris Proksch-Momper, die mit anderen Mitgliedern einer Laufgruppe gerade im "Café Witzig" Station gemacht hat. Sie kommt auch gern zum Einkaufen ins Geschäft. Die Vorteile liegen für sie auf der Hand: "Man kann zu Fuß her, hat noch einen Spaziergang gemacht, man kriegt ja alles. Und ich brauche gar keine riesige Auswahl." Außerdem sei das Ladenteam immer freundlich und hilfsbereit, "man fühlt sich hier einfach zu Hause".

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden