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Weißenhorn: Wechsel im Stadtrat in Weißenhorn: Treueschwur in Gebärdensprache

Weißenhorn

Wechsel im Stadtrat in Weißenhorn: Treueschwur in Gebärdensprache

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    Julia Probst ist gehörlos und am Montagabend als Stadträtin in Weißenhorn vereidigt worden. Eine Gebärdensprachdolmetscherin übersetzte auch den Treueschwur.
    Julia Probst ist gehörlos und am Montagabend als Stadträtin in Weißenhorn vereidigt worden. Eine Gebärdensprachdolmetscherin übersetzte auch den Treueschwur. Foto: Alexander Kaya

    Wenn der Weißenhorner Stadtrat tagt, sind nur ganz selten Fernsehkameras dabei. Außer den Lokalzeitungen berichten für gewöhnlich keine anderen Medien über die Sitzungen. Am Montagabend ist das anders gewesen, aus besonderem Anlass war auch ein Team des Bayerischen Rundfunks in der Fuggerhalle. Mit Julia Probst ist eine neue Stadträtin der Grünen vereidigt worden. Die 40-Jährige ist wie berichtet die erste gehörlose Stadträtin in Bayern. Die anderen Mitglieder des Stadtrats haben sie mit Applaus und Blumen in ihren Kreis aufgenommen. Und zwei Dolmetscherinnen hatten viel zu tun.

    Schon vor der Sitzung gab die Bloggerin und Aktivistin für Inklusion dem Fernsehteam ein Interview. Eine der beiden Gebärdensprachdolmetscherinnen, welche die Stadtverwaltung für die Sitzung engagiert hatte, übersetzte dabei. Nach der Verabschiedung von Christiane Döring kam dann der große Moment für die Listennachfolgerin der Grünen: Ebenfalls übersetzt von der Dolmetscherin wiederholte sie die Eidesformel, die Bürgermeister Wolfgang Fendt vorlas. Nachdem Probst dem Grundgesetz der Bundesrepublik und der Verfassung des Freistaats Bayern Treue geschworen und bekräftigt hatte, den Gesetzen gehorsam zu sein und ihre Amtspflichten gewissenhaft zu erfüllen, sagte der Bürgermeister: "Seien Sie herzlich willkommen."

    Christiane Döring zieht von Weißenhorn ins Oberallgäu

    Probst rückt bekanntlich für Christiane Döring nach, die Weißenhorn verlässt und ins Oberallgäu zieht. Bei der Kommunalwahl im März 2020 war Probst mit 1421 Stimmen drittstärkste Kraft bei den Grünen. Die Partei erhielt zwei Sitze im Stadtrat, die von Ulrich Fliegel und Christiane Döring besetzt wurden.

    Bürgermeister Wolfgang Fendt bedankte sich mit einem Blumenstrauß bei Christiane Döring, die aus dem Stadtrat ausschied.
    Bürgermeister Wolfgang Fendt bedankte sich mit einem Blumenstrauß bei Christiane Döring, die aus dem Stadtrat ausschied. Foto: Alexander Kaya

    Fendt würdigte das kommunalpolitische Engagement von Döring: "Sie waren ein geschätztes Mitglied des Stadtrats." Sie sei eine Kämpferin für die Sache gewesen, habe aber immer auch den Konsens gesucht, sagte der Bürgermeister. Es sei schade, dass sie gehe, aber die Entscheidung sei auch verständlich, wenn sie umziehe. Ulrich Fliegel, mit dem sie acht Jahre im Stadtrat zusammengearbeitet hatte, sagte: "Es waren schöne Jahre." Ihre Fraktion habe auch ein bisschen Unruhe hineingebracht, fügte Fliegel hinzu. Aber es sei ihr Ziel gewesen, zum Nachdenken anzuregen. Er wünschte Döring alles Gute, Glück und Gesundheit für die Familie, die sie nun gründen wolle. Wie Fendt überreichte er einen Blumenstrauß an die ausscheidende Stadträtin.

    Die Dolmetscherinnen übersetzten jede Äußerung in Gebärdensprache

    Die anschließende Einladung des Bürgermeisters, die Sitzung als Zuhörerin weiterzuverfolgen, lehnte Döring dankend ab. Sie habe in den vergangenen Jahren genügend Zeit in dem Gremium verbracht, sagte sie mit einem Lachen und verließ die Halle. Ihre Nachfolgerin wird die Grünen auf Beschluss des Stadtrats künftig auch im Hauptausschuss, im Stadtentwicklungsausschuss und im Rechnungsprüfungsausschuss vertreten.

    Damit Probst die im weiteren Verlauf der Sitzung besprochenen Inhalte verstehen konnte, übersetzten die Dolmetscherinnen, die ihr gegenüber saßen, jede Äußerung in Gebärdensprache. Sie wechselten sich bei der Tätigkeit ab. Der Bürgermeister fragte zwischendurch, ob er zu schnell spreche. Die Dolmetscherinnen verneinten das, die Kommunikation in der Sitzung lief in der gewohnten Geschwindigkeit ab. Die neue Stadträtin sagte nach der Sitzung: "Der Abend war sehr angenehm. Ich freue mich auf das, was noch vor mir liegt."

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