Über das Thema gibt es viel Gesprächsbedarf und es wird voraussichtlich auch in der nächsten Sitzung des Stadtrats noch einmal intensiv diskutiert. Sehr unterschiedliche Meinungen gibt es im Gremium zum Thema Parken in und am Rande der Weißenhorner Altstadt. Zumindest eine Entscheidung ist nun per Mehrheitsbeschluss gefallen: Auf dem Gelände des ehemaligen Busbahnhofs an der Illerberger Straße soll kein Parkhaus oder Parkdeck gebaut werden.
Ein solches Vorhaben steht aus Sicht der Regierung von Schwaben im Widerspruch zu den Leitlinien des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept Isek, das in Weißenhorn über einen längeren Zeitraum mit Beteiligung der Bürger erarbeitet wurde. Im Hinblick auf die historische Kulisse mit den Schlössern und der Stadtpfarrkirche schätzt auch das Landesamt für Denkmalpflege einen Zweckbau für Autos an der Stelle als kritisch ein.
Die Weißenhorner Sozialdemokraten wollen den Bereich umgestalten lassen
Die SPD hatte wie berichtet beantragt, einen städtebaulichen Ideenwettbewerb für den Umbau oder Neubau des Parkplatzes am ehemaligen Busbahnhof durchzuführen. Einige andere Stadträte und auch Bürgermeister Wolfgang Fendt hatten das so interpretiert, dass an der Stelle ein Parkhaus oder ein Parkdeck entstehen soll. Das sei aber nicht das Ziel des Antrags gewesen, betonte SPD-Fraktionschef Herbert Richter in der jüngsten Sitzung des Stadtrats. Nichtsdestotrotz wollen die Sozialdemokraten, dass sich auf dem Areal mittelfristig etwas tut. Im Zuge einer Umgestaltung können dort zum Beispiel auch Ladesäulen für Elektrofahrzeuge, Fahrradstellplätze und öffentliche Toiletten entstehen, wie Richter sagte.
Aus Sicht von CSU-Fraktionschef Franz Josef Niebling könne man schon jetzt testweise die Parkdauer am alten Busbahnhof auf zwei Stunden tagsüber begrenzen, um dort mehr Besuchern als bisher das Parken zu ermöglichen. Diese und weitere Maßnahmen, um den Parkdruck in der Innenstadt zu reduzieren, haben Freie Wähler/WÜW schon vor geraumer Zeit vorgeschlagen. Über ihren Antrag dazu werde der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung beraten, kündigte Fendt an. WÜW-Fraktionschef Jürgen Bischof hätte lieber sofort darüber abgestimmt. Doch Fendt entgegnete, der Antrag sei nicht dringlich.
Die Grünen sind der Meinung, dass es genügend Parkplätze gibt, von denen aus die Weißenhorner Altstadt fußläufig in fünf Minuten zu erreichen ist. „Wir sollten schauen, dass wir die Innenstadt autofrei machen“, sagte Ulrich Fliegel. Man müsse die Leute so erziehen, dass sie nicht meinen, bei ihrem Einkauf direkt vor jedem Geschäft parken zu können. Dem widersprach der Metzgermeister Gunther Kühle (CSU): „Nur wenn die Kunden die Geschäfte erreichen können, werden die Geschäfte auch überleben.“
Geschäftsinhaber fordern: Läden in Weißenhorn müssen erreichbar bleiben
Eine pauschale Begrenzung der Parkzeit am alten Busbahnhof sei nicht sinnvoll, ergänzte Kühle. Besucher von Hotels und Gaststätten müssten dort ihre Autos zeitlich unbegrenzt abstellen können, ebenso Anwohner, die einen Parkausweis für die Altstadt haben, dort aber keinen Platz für ihr Auto finden. Das Hotel am Schlossplatz habe eine Tiefgarage, das sollte nicht das Problem der Stadt sein, entgegnete Jutta Kempter (WÜW). Davon abgesehen ist aber auch sie der Meinung: „Wir müssen unseren Kunden die Möglichkeit anbieten, vor dem Geschäft parken zu können.“ Andreas Ritter (FDP) ergänzte: „Da stehen Existenzen auf dem Spiel.“
Zahlreiche freie Parkplätze in der Nähe der Altstadt gibt es CSU-Fraktionschef Niebling zufolge auf dem Rössle-Areal. Jutta Kempter geht allerdings davon aus, dass viele davon belegt sein werden, solange das Corona-Testzentrum im ehemaligen Feneberg-Gebäude besteht. Dessen Betrieb sei vorerst bis Jahresende befristet, sagte Fendt.
Die verschiedenen Aspekte zum Thema Parken in der Innenstadt will der Bürgermeister in der nächsten Stadtratssitzung ausführlich diskutieren lassen. Diese findet am 23. November statt. Auf Beschluss des Gremiums wurde die Entscheidung über einen modifizierten Antrag der SPD zurückgestellt. Die Partei regt nun einen städtebaulichen Ideenwettbewerb zur Integration des ehemaligen Busbahnhofes in den bestehenden Parkplatz „Innenstadt“ an. Der Wettbewerb soll im Zuge der Isek-Maßnahme „Zentralen Grünzug gestalten“ durchgeführt werden. Es gehe nicht darum, mehr Parkplätze in dem Bereich zu schaffen, sagte Herbert Richter. Das Areal solle gestalterisch aufgewertet werden, auch die Ein- und Ausfahrtssituation ließe sich verbessern.
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