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Weißenhorn: "Totaler Schwachsinn": Ausbaupläne für Schloßprielweg verärgern Anwohner

Weißenhorn

"Totaler Schwachsinn": Ausbaupläne für Schloßprielweg verärgern Anwohner

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    Der Weißenhorner Bauausschuss will geklärt haben, wie der Schloßprielweg in Oberreichenbach vollständig erschlossen werden kann, bevor dort neue Häuser errichtet werden.
    Der Weißenhorner Bauausschuss will geklärt haben, wie der Schloßprielweg in Oberreichenbach vollständig erschlossen werden kann, bevor dort neue Häuser errichtet werden. Foto: Alexander Kaya

    Es war ein recht abenteuerlicher Ausflug, den der Weißenhorner Bürgermeister Wolfgang Fendt noch vor Weihnachten nach Oberreichenbach unternommen hatte. Ein Bewohner des Ortsteils hatte ihm empfohlen, die Straße "Am Schlossberg" zu befahren. "Ich weiß nicht, ob er wollte, dass ich verunglücke", berichtete Fendt. Mit einem Auto sei die Stecke kaum zu bewältigen. Doch nach Ansicht des Bürgermeisters gibt es für den Stadtrat noch einen weiteren Grund, sich die Gegend näher anzusehen: Am Schlossprielweg möchten Bürgerinnen und Bürger neu bauen. Es gibt deshalb auch Pläne, die Straße vollständig zu erschließen. 

    Thomas Frye wünscht sich schon länger, dass auch Mitglieder des Bauausschusses zu einem Ortstermin nach Oberreichenbach kommen. Er wohnt in einem Haus am Ende des geschotterten Weges. Als "totalen Schwachsinn" bezeichnet er das Vorhaben, den Schlossprielweg zu einer vollständigen Straße mit Gehweg und Wendehammer auszubauen. Und noch mehr ärgert ihn, dass die Erschließung offensichtlich zur Bedingung dafür gemacht wird, dass am Schlossprielweg neu gebaut werden darf. Jahrelang habe sich die Stadt nicht um den Weg gekümmert, sagt er. Jetzt müsse man ein Riesending daraus machen. 

    Die Weißenhorner Stadtverwaltung hält eine kleine Lösung für ausreichend

    In der letzten Sitzung vor Weihnachten hatte der Bauausschuss die Entscheidung über zwei Bauvoranfragen am Schlossprielweg vertagt. Es ging dabei um zwei eingeschossige Einfamilienhäuser. Auch Frye und seine Frau möchten gerne ein neues Haus errichten. "Uns werden aber ständig Steine in den Weg gelegt", schimpft er. Der Bauausschuss ist der Ansicht, dass zunächst geklärt werden sollte, wie die Straße vollständig erschlossen werden kann. Folglich stand in der letzten Stadtratssitzung des Jahres die Beratung über eine Aufnahme des Schlossprielwegs in das städtische Bauprogramm auf der Tagesordnung. 

    Bereits Anfang November fand im Rathaus ein Gespräch mit Anwohnerinnen und Anwohnern statt. Die Stadtverwaltung hält es seither für ausreichend, in diesem Fall die Mindestanforderungen an eine Erschließungsanlage umzusetzen, da der Schlossprielweg eine Sackgasse ist und lediglich den Anliegerverkehr bewältigen können muss. Eine befestigte Straße mit entsprechendem Tiefbau, eine Straßenoberflächenentwässerung und eine Straßenbeleuchtung seien deshalb genug, auch die aktuelle Breite von etwa vier Metern könne beibehalten werden. Der Bürgermeister schlug dem Stadtrat vor, dass die Verwaltung die Angelegenheit mit allen Anliegerinnen und Anliegern besprechen sollte. Ziel wäre eine ordentliche Erschließung auf niedrigem Niveau mit kleinem Wendebereich. 

    Ein Anwohner und auch die Stadtverwaltung halten es für unnötig, am Ende des Schlossprielwegs in Oberreichenbach einen Wendehammer zu bauen.
    Ein Anwohner und auch die Stadtverwaltung halten es für unnötig, am Ende des Schlossprielwegs in Oberreichenbach einen Wendehammer zu bauen. Foto: Alexander Kaya

    Die Stadt müsste dann keinen Grund für den Bau der Straße erwerben, außerdem wäre es für die Anliegerinnen und Anlieger voraussichtlich deutlich günstiger. "Nach einer ersten Kostenschätzung gehen wir von Erschließungskosten von etwa 18 Euro pro Quadratmeter aus", heißt es in der Sitzungsvorlage. Zum Vergleich: In einem Neubaugebiet liegen die Erschließungskosten demnach derzeit bei etwa 65 Euro pro Quadratmeter. 

    Freie Wähler/WÜW haben Zweifel an den Angaben der Stadtverwaltung

    Die Fraktion von Freie Wähler/WÜW ist der Meinung, dass der genannte Wert unrealistisch niedrig angesetzt ist. Außerdem betonte der Fraktionsvorsitzende Jürgen Bischof in der Sitzung, dass die Breite von vier Metern nicht ausreiche. Denn der Weg müsse auch für Rettungs- und Baustellenfahrzeuge sowie für Umzugs-Lkw und die Müllabfuhr sicher befahrbar sein. Auch für das Räumen und Lagern von Schnee am Straßenrand werde mehr Platz benötigt. "Wenn man eine ordentliche Straße will, dann muss man halt auch Flächen zur Verfügung stellen", sagte Bischof an die Eigentümerinnen und Eigentümer der Grundstücke gerichtet. 

    Der Bürgermeister entgegnete, dass kein Müllfahrzeug in den Schlossprielweg hineinfahren müsse. Anderswo funktioniere es ja auch, dass die Mülltonnen am Beginn einer Stichstraße zur Abholung aufgestellt werden. Auch Gunther Kühle (CSU) sagte: "Der Müll kann nach vorne gebracht werden." Er regte zudem an, zu prüfen, ob der Weg eventuell nach Norden verlängert und mit der Straße "Am Schlossberg" verknüpft werden kann. "Dann könnte man vielleicht noch innerhalb des Ortes ein kleines Baugebiet schaffen", sagte Kühle. Herbert Richter (SPD) bat darum, zu prüfen, was die Mindestanforderungen für die Erschließung einer Straße sind. 

    Der Anwohner Thomas Frye lobt den Bürgermeister

    Anwohner Thomas Frye verweist im Gespräch mit unserer Redaktion auf das Bayerische Straßen- und Wegegesetz, wonach im ländlichen Raum eine Straßenbreite von 3,60 Meter ausreichend sei. Durch den Schlossprielweg seien schon mehrmals Notärzte und Betonmischer durchgefahren. "Ich fahre selbst Lkw", sagt er. "Da fahre ich locker rückwärts und mit Anhänger durch." In der Straße "Am Schlossberg" hingehen komme kein Rettungswagen und kein Feuerwehrauto durch. "Die ganze Truppe soll mal herkommen und sich das anschauen", fordert er und kündigt an, für die Erschließung der Straße im größeren Stil keinen Zentimeter von seinem Grundstück abzugeben. Mit der kleinen Lösung wäre er völlig zufrieden. 

    Frye lobt den Bürgermeister dafür, dass er selbst vor Ort war. "Gut, dass er nicht in Weißenhorn wohnt und neutral ist. Er versucht, hier zu vermitteln", sagt der Anwohner. Auf Beschluss des Stadtrats soll nun die geplante Erschließung mit den Anliegerinnen und Anliegern besprochen werden. Der Bauausschuss soll dann über das Ergebnis informiert werden. 

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