Das Tor ist verschlossen, neben dem Briefkasten hat jemand einen Blumenstrauß angebracht. Drei Tage nach dem Tod von Robert Bachinger teilen Menschen weiterhin ihre Erinnerungen an den stadtbekannten Aussteiger in den sozialen Netzwerken. Auf der Wiese in der Nähe des Weißenhorner Freibads, auf der der "Graf" jahrzehntelang in einer Wagenburg lebte, ist hingegen Ruhe eingekehrt. Unübersehbar ist der immense Nachlass, den der Individualist hinterlassen hat. Was wird daraus?
Robert "Robby" Bachinger, der am 8. Januar im Alter von 67 Jahren gestorben ist, war bekanntlich ein fleißiger Sammler. Einige Menschen würden wohl eher von einem Messie sprechen. Täglich war er mit dem Traktor samt Anhänger in der Stadt unterwegs, um alte Geräte, Metallteile und Schrott abzuholen. Einen Teil davon verkaufte er weiter, um sich etwas Geld hinzuzuverdienen. So manche Stücke verarbeitete er zu skurrilen Kunstwerken. Dennoch blieb offensichtlich einiges übrig: Auf dem Gelände türmen sich ausrangierte Möbel, Fahrräder, Haushaltswaren und vieles mehr. "Dass er einmal so viel Schrott anhäuft, hätte ich nicht gedacht", sagt Hugo Burgmaier, dem das Grundstück gehört.
Der in Weißenhorn bekannte Aussteiger durfte kostenlos auf dem Areal leben
Der Weißenhorner ist Geschäftsführer einer Firma in Ulm. Wie bereits Xaver Böck vom Gasthaus zum Deutschen Kaiser, der die Wiese zuvor besessen hatte, ließ er Bachinger kostenlos auf dem Areal leben. "Er war ein lieber, netter Kerl", sagt Burgmaier über den verstorbenen Aussteiger. "Weißenhorn ist um ein Unikat ärmer." Seine Frau habe Bachinger aus der Kindheit gekannt, beide seien in einer Klasse gewesen, erzählt er. Auch seine Schwiegermutter habe eine gute Beziehung zu dem eigenwilligen Mann gehabt, sie sei auch so tierlieb gewesen.
Vor gut 30 Jahren musste sich Bachinger eine neue Bleibe suchen, das Gebäude, das er bisher bewohnte, wurde abgerissen. Er erhielt von Xaver Böck die Erlaubnis, sich auf dem Gelände an der Roth in einem Zirkuswagen niederzulassen. Auch einen Wohnwagen stellte er dort ab. Als das Grundstück später versteigert wurde, machte sich Bachinger große Sorgen, weil er befürchtete, sein Reich am Stadtrand wieder verlassen zu müssen. Doch der neue Eigentümer Hugo Burgmaier konnte ihn beruhigen. "Ich habe zu ihm gesagt: Robby, du darfst bleiben", erzählt er. Seine Frau und seine Schwiegermutter hätten sich dafür eingesetzt. Auf diese Zusage konnte sich Graf Bachinger bis ans Ende seines Lebens verlassen.
Jeder, der möchte, darf auf die Trauerfeier in Weißenhorn kommen
Wie geht es nun nach dem Tod des Aussteigers mit dem Grundstück weiter? Der Eigentümer kündigt im Gespräch mit unserer Redaktion an, dass die Wiese wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt wird. Der Schrott werde weggeräumt, ein Landwirt werde den Boden wieder einebnen, sagt Burgmaier. Das erfolge in Absprache mit den Angehörigen des Verstorbenen. "Ich habe einen guten Kontakt zu seinem Sohn", erzählt er. "Mit ihm bin ich im Dialog." Auch andere Verwandte von Bachinger hätten Unterstützung zugesagt. Sein Haustier werde ebenfalls versorgt, fügt Burgmaier hinzu. Die Katze streunt wohl noch auf dem Gelände herum. Sie soll eingefangen und ins Tierheim gebracht werden.
Mehrere Wochen wird es nach Angaben von Burgmaier vermutlich dauern, bis die Wiese leer ist. Es wird voraussichtlich ein Schrotthändler damit beauftragt, das Gelände abzuräumen. Bachinger selbst habe nie von Schrott gesprochen, erzählt der Unternehmer. "Das ist Kunst, hat er gesagt." Werke des Lebenskünstlers, die in seinem Nachlass noch auftauchen, sollen Burgmaier zufolge zum Verkauf angeboten werden.
Darüber hinaus kann der Besitzer der Wiese bereits mitteilen, dass es eine offene Trauerfeier in Weißenhorn geben wird, bei der sich die Menschen von dem Mann mit dem hohen Bekanntheitsgrad verabschieden können. "Es darf kommen und daran teilhaben, wer will", sagt Burgmaier. Ein Termin stehe noch nicht fest, dieser werde aber rechtzeitig bekannt gegeben.